
Hundertschaftsführer Ronald Sieghold (links) und Polizeisprecher Karsten Wolff.
Foto: Christian Kruse
Oldenburg (am) „Fußballfans sind keine Verbrecher“, gröhlen die „Fußballfans“ aus dem Zug der NordWestBahn. Eine Hundertschaft Polizisten in Schutzkleidung besetzen trotz der Enge den Gang in der Bahn, die auf Gleis 1 im Hauptbahnhof Oldenburg steht. Verbale Anmachen, Drohungen, Handgemenge und geordneter Rückzug.
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Was hier nach Randale und Polizeieinsatz klingt, war eine Übung, die die 6. Bereitschaftspolizeihundertschaft (BPH) der Zentralen Polizeidirektion Niedersachsen aus Oldenburg heute durchführte. Rund 160 Polizisten nahmen an der Übung teil. Die Fans wurden von der 7. Bereitschaftspolizeihundertschaft aus Osnabrück simuliert. Einem Drehbuch folgend spielten die Übungsteilnehmer_innen ihre Rollen – mit überraschenden Einlagen, auf die die Polizisten reagieren mussten. Die Aktion sollte auf den Ernstfall mit randalierenden Fußballfans vorbereiten.
Anlass dafür war ein Vorfall, der sich am 3. November in Achim ereignete. Gewaltbereite Fans hatten auf dem Weg zur Bundesligabegegnung Werder Bremen gegen Hannover 96 den Zug verlassen. Sie zündeten Bengalos an, legten den Zugverkehr lahm und griffen Beamte an. Die 452 Fans mussten wieder in die Bahn verfrachtet und auf die Rückreise nach Hause geschickt werden. „Das ist nicht so einfach, wie man sich das vorstellt“, erklärte der Hundertschaftsführer Ronald Sieghold, beispielsweise, wenn ein einzelner Störer festgenommen werden müsste. Schwierig wäre es auch, Kinder und Jugendliche von den Randalieren zu trennen. Rückblickend auf mehr als 30 Jahre Diensterfahrung erlebt Sieghold, dass die Hemmschwellen gesunken sind, die Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamte steigt. „Wir setzen vorrangig auf Kommunikation. Aber manchmal wollen sie gar nicht mehr mit uns sprechen“. Der Hundertschaftführer weiß, dass nicht alle Fans Gewalttäter sind. „Laut sein und singen ist okay, aber wenn die Fans den Zug auseinandernehmen oder den Schaffner angehen, müssen wir eingreifen“. Ausdrücklich warnt Sieghold vor den unlöschbaren Bengalos. „Sie sind lebensgefährlich und kein Spielzeug!“: Nach der Übung zog er ein positives Fazit und fand die Übung erfolgreich.
Eigentlich sind Einsätze bei gewaltbereiten Fußballfans eine klassische Aufgabe der Bundespolizei. „Wir arbeiten aber Hand in Hand“, so Polizeisprecher Karsten Wolff. Polizeipräsident Uwe Lührig freute sich, dass die Bundespolizei mit ihrer Erfahrung diese Übung eng begleitete.