Die Hedwig-Heyl-Straße wird es künftig nicht mehr in Oldenburg geben.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg / zb – Die Diskussion um umstrittene Straßennamen in Oldenburg ist beendet. Die Hedwig-Heyl-Straße wird es künftig nicht mehr geben, die August-Hinrichs-Straße und Paul von Hindenburg-Straße bleiben bestehen und werden – wie einige andere Straßennamen in der Huntestadt – mit Infotafeln versehen.
2009 hatte die Linke die Debatte über die Namenspatronin Hedwig Heyl eröffnet. Die Vorsitzende des Frauenbundes für deutsche Kolonialgesellschaft machte keinen Hehl aus ihrer Gesinnung. Die Ärztin setzte sich unter anderem dafür ein, „das Deutschtum in den Kolonien zu etablieren, die deutschen Kolonien durch Verhinderung von Mischehen rassisch rein zu halten“ und zeigte sich von Adolf Hitler und seiner Politik begeistert. „Ein solches Denken diskreditiert einen Menschen als Namensgeberin einer Straße“, erklärte ein Vertreter der Linken während der Ratsdebatte.
Die CDU sah das anders und verwies unter anderem auf die nicht eindeutige Bewertung der Biografien. Außerdem wolle sie den Bürgerwillen respektieren. Anwohner der besagten Straßenzüge hätten sich mehrheitlich gegen eine Umbenennung ausgesprochen. Die FDP befand, dass nur in dem Moment der Straßenbenennung der Namenspatron geehrt würde. Danach sei der Name Geschichte. So sei die Hindenburgstraße in Oldenburg bereits 1914 nach dem Generalfeldmarschall und späteren Reichspräsidenten der Weimarer Republik ernannt, der Hitler 1933 zum Reichskanzler ernannte. Die FDP sprach sich gegen „eine Flucht aus der Geschichte aus, die alles klinisch rein machen soll“.
Die SPD hatte keine einheitliche Haltung, weshalb die Fraktionsleitung die Abstimmung freigab. Die Linke begrüßte die Debatte über die Straßennamen. Damit habe man eine lebendige und kritische Erinnerungskultur betrieben. Für sie stand jedoch ebenso wie für die Grünen fest, dass Straßenschilder keine „entpolitisierten Orientierungspunkte sondern Erinnerungskultur“ bedeuten, weshalb Namensgeber wie Hedwig Heyl, Paul von Hindenburg, der eine autoritäre Diktatur verfolgt und die Nazis unterstützt habe, sowie der Heimatdichter August Hinrichs, der im NS-Regime Landesleiter der Reichsschrifttumskammer war, die nicht linientreuen Schriftstellern Publikationsverbote erteilt hat, aus dem Straßenbild verschwinden müssen.
Wissenschaftler der Uni Oldenburg wurden 2012 beauftragt, Straßennamen diesbezüglich unter die Lupe zu nehmen. Am Ende blieben knapp ein Dutzend Namen übrig. Letztlich waren es die drei oben genannten, über die in der Ratssitzung abgestimmt wurde. Bei Hedwig Heyl stimmten 32 Ratsmitglieder für und 17 gegen die Abschaffung des Straßennamens. Bei Paul von Hindenburg waren 23 für die Abschaffung und 26 für den Erhalt des Straßennamens. Die August-Hinrichs-Straße wollten 20 Ratsmitglieder umbenennen, 29 sprachen sich für die Beibehaltung aus.
Die Debatte über die Frage, ob Personen der Geschichte oder Zeitgeschichte aus heutiger Sicht ehrwürdig sind und Namenspatron oder -patronin einer Straße in Oldenburg sein beziehungsweise bleiben sollen oder nicht, hat viele Gemüter bewegt. Ganz sicher ist, dass nach dieser Auseinandersetzung, die von Vorträgen und Ausstellungen begleitet wurde, viele Oldenburger ihr Geschichtsbewusstsein schärfen konnten.