Oldenburg (am/pm) Der Verein Deutsches Tierschutzbüro hat einen Rinderschlachthof in Oldenburg angezeigt. Die Tierschützer wollen durch die Aufnahmen von versteckten Kameras Verstöße gegen das Tierschutzgesetz beweisen. Die Tiere sollen nicht tierschutzgerecht getötet worden sein. Vor einigen Wochen war nach der Veröffentlichung von Videoaufnahmen durch den Verein „Soko Tierschutz“ ein Schlachthof im Kreis Osnabrück stillgelegt worden. Zu dem aktuellen Fall haben sich die Stadt Oldenburg und das Land Niedersachsen jetzt geäußert.
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Die Aktivisten haben mit versteckten Kameras im September und Oktober die Aufnahmen gemacht. Das Material wurde dem „Tierschutzbüro“ übergeben. Die Bilder zeigen, dass Rinder „unzureichend und nicht fachgerecht betäubt werden und, obwohl sie augenscheinlich bei Bewusstsein sind, noch lebend gestochen und getötet werden“. „Darüber hinaus werden Tiere verbotenerweise bis zu 28 Mal mit Elektroschockern malträtiert, mit Treibpaddeln oder anderweitig gewaltsam aus ihren Boxen getrieben und unnötigerweise Verletzungsgefahren ausgesetzt“, schreibt der Verein. „Aus unserer Sicht zeigt das Material klare und schwerwiegende Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und Straftaten“, so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros e.V.
Die Stadt hat auf die Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Schlachtbetriebes reagiert. Derartige Verstöße seien in der Vergangenheit in den täglich durchgeführten Veterinärkontrollen nicht erkennbar gewesen. „Mit großer Betroffenheit hat die Stadt Oldenburg am gestrigen Tag auf die dokumentierten Tierschutzverstöße am Schlachthof reagiert und daraufhin die tierschutzrechtlichen Kontrollen im Rinder-Schlachthof erheblich ausgeweitet. Als Sofortmaßnahme hat das Veterinäramt den beschuldigten Mitarbeitern des Schlachtbetriebes mit sofortiger Wirkung die erteilte Sachkundebescheinigung für das Betäuben und Entbluten entzogen“, teilt die Stadt mit. Eine Weiterbeschäftigung dieser Mitarbeiter im Schlachtbetrieb sei damit nicht mehr möglich.
Während der gesamten Arbeitszeit des Schlachthofes sind grundsätzlich Veterinäre für die Durchführung der tierschutzrechtlichen Kontrollen anwesend. Ab sofort wird durch einen zusätzlichen externen Tierarzt während der gesamten Schlachtdauer die lückenlose Kontrolle und die tierschutzgerechte Tötung und Entblutung der Rinder an der Tötebucht sichergestellt.
Außerdem wird die Stadt eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, dort ist eine Strafanzeige gegen den Rinderschlachthof eingegangen. Das Videomaterial über die Schlachtungen soll in den kommenden Tagen von mehreren Tierärzten ausgewertet werden.
Und auch Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast meldet sich nach den Vorwürfen zu Wort, die es zuvor schon in Osnabrück gegeben hatte: „Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen erreichen uns Bilder von misshandelten Rindern und offenkundigen Verstößen gegen das Tierschutzrecht. Wie hier mit Tieren umgegangen wird, ist in keinster Weise akzeptabel. Ich bin entsetzt, und es macht mich wütend.“
Die Ministerin macht darauf aufmerksam, dass einige Schlachtunternehmen selbst Kameras in den Bereichen der Anlieferung, der Betäubung und der Tötung eingerichtet haben, um eine tierschutzgerechte Behandlung der Tiere zu gewährleisten und Verstöße selbst nachvollziehen zu können. Barbara Otte-Kinast: „Das halte ich für ausgesprochen sinnvoll. Ich lasse mein Haus daher derzeit juristisch prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, verbindlich ein Kamerasystem in den Bereichen der Anlieferung, des Zutriebes, der Betäubung und der Schlachtung der Schlachthöfe anzuordnen.“ Hierbei müsse es sich um eine bundeseinheitliche Regelung handeln, die entsprechend gesetzlich verankert ist. Das Ministerum hat zudem eine Strafanzeige gestellt und angeordnet, dass das LAVES die Zuverlässigkeit des Lebensmittelunternehmers prüfen lässt und als Folge gegebenenfalls ein Verfahren zum Entzug bzw. des Ruhens der Zulassung einleitet. Zukünftig sollen unangemeldete Kontrollen durchgeführt werden. Der Schlachtbetrieb im Kreis Osnabrück zwischenzeitlich vom zuständigen Landkreis stillgelegt und ist inzwischen aufgelöst worden.
Mehr Informationen gibt es unter www.tierschutzbuero.de.