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Hilfe für traumatisierte Flüchtlinge

Traumatisierte Flüchtlinge können im PSZ Oldenburg Hilfe finden.

Traumatisierte Flüchtlinge können im PSZ Oldenburg Hilfe finden.
Foto: Trocaire; Lizenz: CC BY 2.0

Oldenburg (zb) Um die Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen zu verbessern, wurden in Niedersachsen fünf Psychosoziale Zentren (PSZ) in der Nähe von Erstaufnahmeeinrichtungen installiert, in denen Kliniken und auf Flüchtlinge spezialisierte Einrichtungen eng zusammenarbeiten. Eine dieser Einrichtungen befindet sich in Oldenburg an der Kaiserstraße 14. Sie ist zuständig für die Region Weser-Ems, und inzwischen liegen erste Erfahrungen vor.

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In dem vom niedersächsischen Sozialministerium finanzierten Projekt „refuKey“, was so viel bedeutet wie Schlüssel zur besseren Versorgung von seelisch belasteten Flüchtlingen, haben sich die Karl-Jaspers-Klinik (KJK), das Netzwerk für traumatisierte Flüchtlinge in Niedersachsen (NTFN), die Interkulturelle Arbeitsstelle für Forschung, Dokumentation und Beratung (IBIS) sowie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zusammengetan.

Mit dem Projekt, so hoffen die Verantwortlichen, soll es für traumatisierte Flüchtlinge – vor allem auch im ländlichen Raum – leichter werden, geeignete Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Das PSZ besteht aus einer gestuften Versorgung, sozusagen zwei Säulen: der hochschwelligen Versorgung in der KJK und der niedrigschwelligen Versorgung im PSZ, wo Betroffene sofort einen Ansprechpartner antreffen“, erläutert Dr. Iris Graef-Calliess von der DGPPN.

„Flüchtlinge fühlen sich oft nicht nur entwurzelt und heimatlos, sie leben auch in Ungewissheit, was ihr weiteres Leben betrifft. Manch einer unter ihnen ist traumatisiert durch die Flucht oder auch Erlebnisse in der Heimat, wo sie verfolgt oder auch gefoltert worden sind“, sagt Iris Graef-Calliess. Im PSZ sollen diese Menschen Halt finden. Hier können sie ihre Situation einem Psychologen mit Hilfe eines Dolmetschers schildern, der anschließend entscheidet, welche Art der Therapie angemessen ist.

„Selbstverständlich müssen alle Betroffenen in eine mögliche Behandlung einwilligen“, stellt Iris Graef-Calliess klar. „Mitunter sind das sehr schwierige Situationen, weil viele Betroffene aus Kulturen stammen, in denen seelische Erkrankungen vollkommen tabu sind. Sie kommen jedoch ohne fremde Hilfe nicht mehr zurecht und müssen zunächst ihre Lage akzeptieren und ihr Misstrauen überwinden.“ Gleichwohl stellt sie klar, dass traumatische Erlebnisse auch ein Integrationshindernis sein können, weshalb sie unbedingt behandelt werden sollten.

„Wir wissen inzwischen, dass Betroffene beispielsweise in ihren Anhörungsgesprächen nicht in der Lage sind, sich zu artikulieren oder auch sich auch in Deutschkursen nicht so beteiligen können wie andere“, berichtet die Psychiaterin. „Deshalb ist es wichtig den Grund herauszufinden, ob zum Beispiel eine traumatische Störung vorliegt.“

Die ersten Flüchtlinge werden derzeit schon betreut. Je nach Schweregrad werden sie ambulant oder stationär behandelt. Zunächst müssten sie Vertrauen entwickeln, erkennen, dass sie dringend Hilfe benötigten und sie nicht stigmatisiert werden. Im Laufe der Behandlung würden sie bemerken, dass sich eine psychosomatische Störung durchaus beheben, wenigstens aber minimieren lässt und sie ihr neues Leben in Deutschland besser gestalten können, heißt es.

Das PSZ Oldenburg ist in der Kaiserstraße 14 telefonisch unter 04 41 / 92 05 82 30 zu erreichen. Montags zwischen 15 und 17 Uhr findet eine offene Sprechstunde statt.

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