Website-Icon Oldenburger Onlinezeitung

Ehemaliger Außenminister schippert auf der Hunte

Frank Walter Steinmeier und Dennis Rohde sitzen in einem Boot.

Frank Walter Steinmeier und Dennis Rohde sitzen in einem Boot.
Foto: Anja Michaeli

Anzeige

Oldenburg/zb – „Ich hole heute nach, was ich während meiner Zeit in Niedersachsen nie gemacht habe. Ich sehe mir Oldenburg von der Wasserseite, das kenne ich noch nicht“, erklärt ein sichtlich gut aufgelegter Frank Walter Steinmeier heute bei seiner Ankunft am Bootsanleger am Oldenburger Stau, wo er ein Börteboot bestieg und bis zur Huntebrücke fuhr und auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher auf dem Küstenkanal in Richtung Cäcilienbrücke machte.

Er kam allerdings nicht in touristischer Absicht und war der Einladung des SPD-Bundestagskandidaten Dennis Rohde gefolgt, der ihm die Hafenproblematik nahebrachte in der Hoffnung, künftig Unterstützung durch die SPD-Bundestagsfraktion zu bekommen, deren Vorsitzender Steinmeier ist. Der 57-Jährige gehört nicht zum Schattenkabinett Peer Steinbrücks und es gilt als sicher, dass er keine Ambitionen auf den Posten des Bundesverkehrsministers hat. Trotzdem interessierte er sich für die Hafenproblematik, ließ sich alles genau erklären und stellte Fragen.

Schnell erkannte der einstige Außenminister, wie wichtig ein Wendebecken für Oldenburgs Hafen ist, dass die Brücken teilweise zu niedrig und zudem marode sind und der größte niedersächsische Binnenhafen unter diesen Umständen langsam abgehängt wird. „Er hält das für typisch und kritisiert, dass der Bundesverkehrsminister, der aus Bayern stammt, nicht begreift, wie wichtig die Häfen und die Küste auch für den Süden der Republik sind.

„Wir sind dabei, von der Substanz zu leben“, sagt Steinmeier. „Dabei war unsere Infrastruktur mal das Kronjuwel der deutschen Wirtschaft, so etwas wie die Nervenbahnen“ und kann nicht nachvollziehen, warum nicht endlich mehr Geld in ihre Erhaltung gesteckt wird. Er will sich nach der Wahl – unabhängig davon, wie sie ausgeht – für den Oldenburger Hafen stark machen, versichert er.

Und dann wird er nach dem Syrienkonflikt gefragt und plötzlich wird sein Gesicht sehr ernst. „Aus einem innenpolitischen Konflikt ist eine Tragödie geworden“, sagt er, „die mittlerweile viele Fronten hat und auch nicht syrische Interessen.“ Er warnt davor, nur in militärischer Logik zu denken und vorschnelle Entscheidungen zu treffen. „Man soll den Inspekteuren die Gelegenheit geben, ihre Arbeit zu beenden und das Ergebnis vorzutragen“, ist sein Standpunkt. Und dann stellt er selbst die Frage, welchen Sinn eigentlich noch internationale Gipfel haben? „Die USA und Russland treffen sich nächste Woche in St. Petersburg. Da sollen sie gemeinsam reden und eine Lösung entwickeln“, meint er.

Nachdenklich stimmt ihn zudem die Nachricht, dass laut Umfragen angeblich 70 Prozent der deutschen Wahlberechtigten noch nicht wissen, welche Partei sie am 22. September wählen. Oldenburg ist seine 21. Wahlkampfstation und er genießt sie so ganz abseits vom Getümmel. Doch als ihm einige Oldenburger vom Ufer zuwinken und ihm versichern, seine Partei zu wählen, hellt sich seine Miene wieder auf. Er winkt zurück und bedankt sich.

Nach einer Stunde ist die Bootsfahrt beendet. Wären da nicht Folgetermine in Wilhelmshaven und Norden, der einstige Außenminister wäre gerne noch ein bisschen geblieben, auf der Hunte in der warmen Sonne Oldenburgs. Doch seine Mitarbeiter achten streng auf die Einhaltung des Zeitplans. Schnell isst er noch ein belegtes Brötchen, steht für Erinnerungsfotos zur Verfügung und auf geht es nach Wilhelmshaven.

Steinmeier ist konditioniert. Die Wahlkampftermine hält er gut durch, sagen seine Mitarbeiter, die das offenbar anstrengender finden als er. Der Mann ist anderes gewöhnt und jahrelang um den Erdball geflogen mit Zeitverschiebungen und oft viel ernsterem Hintergrund. Eine Wahlkampftournee ist mit seinem einstigen Job nicht zu vergleichen. Man spürt es, er wirkt entspannt an diesem Mittag.

Die mobile Version verlassen