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Entlastungsstraße sorgt für Diskussionen

Mehrere Varianten kommen für die Entlastungsstraße in Frage. Die Stadtverwaltung möchte ab 2020 die Trasse 5 bauen.

Mehrere Varianten kommen in Frage. Die Stadtverwaltung möchte ab 2020 die Trasse 5 bauen.
Grafik: Stadt Oldenburg

Oldenburg (am) Die Trasse der Entlastungsstraße – eine Querverbindung zwischen Alexanderstraße und Ammerländer Heerstraße bzw. eine Verbindung des Stadtnordens mit dem Westen – wird in den kommenden Monaten die Politik vermehrt beschäftigen. Gestern wurde das Thema von der CDU-Fraktion in den Ausschuss für Stadtgrün, Umwelt und Klima gebracht. In der aktuellen Diskussion geht es um die verschiedenen Trassenvarianten und ihre Auswirkungen auf den Städtebau und die Umwelt.

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Varianten 1 bis 5

Die neue Straße soll die Alexanderstraße von dem zu erwartenden Verkehr – wenn der neue Ortsteil mit Wohn- und Gewerbeflächen auf dem ehemaligen Fliegerhorst entstanden ist – entlasten. Sie soll am Knotenpunkt Alexanderstraße / Am Alexanderhaus beginnen. Im Gespräch sind nun die Anknüpfungen an die Ammerländer Heerstraße. Von der Verwaltung wird zurzeit die 2,5 Kilometer lange Trasse 5 bevorzugt. Sie bietet den direkten Weg zur Ammerländer Heerstraße und könnte auf städtischen Grundstücken realisiert werden. Die Varianten 1, 2 und 4 hätten eine indirekte Anbindung über den Posthalterweg und Am Heidbrook zur Ammerländer Heerstraße, 3a, b und c sind die kürzesten Varianten, die an den Gewerbebetrieben von Ullmann Farben & Heimtex und dem Bauunternehmen Ludwig Freytag an der Ammerländer Heerstraße vorbeiführen und für die die Flächen nicht zur Verfügung stehen.

Naturschutz

Das ist einer der Amphibienteiche, um die es geht. Hier wohnen Molche, Frösche und Kröten. Es ist der Froschteich, der im Gespräch war, als Filmfestchef Torsten Neumann den Zuschuss für den neuen Froschteich am Heidbrook gegen die Kürzung des Festivalzuschusses aufgerechnet hat. Deshalb ist auch noch heute immer wieder bei den Filmfest-Trailern ein Frosch als Gag zu sehen.
Foto: Christian Kruse

Bei der Diskussion geht unter anderem um ökologische Fragen. Laut den Gutachtern der Firma SHP Ingenieure handelt es sich „um den bedeutendsten Amphibienlebensraum im Stadtgebiet und darüber hinaus. Es befindet sich dort ein Konglomerat von Laichgewässern sowie Sommer- und Winterlebensräumen unterschiedlichster Amphibien. Vorkommende Arten sind Bergmolch, Teichmolch, Seefrosch, Teichfrosch, Grasfrosch und Erdkröte“. Das faunistische Gutachten der Firma Diekmann & Mosebach betont: „Die Amphibienbestände im Raum Heidbrook sind überwiegend von hoher und zum Teil von sehr hoher Bedeutung für den Naturschutz in Niedersachsen.“ „Amphibien waren immer schon da“, betonte gestern das beratende Ausschussmitglied Brigitte Kraft-Kohlhagen, Lokalen Agende 21. Aber das unter Schutz stehende Gebiet würde immer weiter zerstört werden.

Meinungen

Die SPD-Fraktion hat sich nach einer Klausurtagung heute auf die Trasse 5 festgelegt. „Die anderen Varianten greifen wesentlich mehr in die Flora und Fauna ein“, so der Fraktionsvorsitzende Ulf Prange. Das sieht die CDU-Fraktion anders, gerade die Trasse 5 würde den Amphibienteich quasi streifen. „Die Varianten 4 und 5 sind aus ökologischer Sicht die schlimmsten Möglichkeiten“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christoph Baak. Nach einer Begehung gebe es noch große Fragezeichen. Die Themen Gewerbeansiedlung und Wohnbebauung entlang der Entlastungsstraße seien sogar schon andiskutiert worden. „Wir werden uns das sehr genau ansehen. Bei der von der Verwaltung bevorzugten Trasse 5 werden wir nicht mitgehen“, betonte Baak. Er forderte ein Gesamtkonzept für das Gebiet. Die Fraktion der Grünen lehnt die Trasse komplett ab. „Egal, welche Trasse, die Fauna wird leiden“, so Fraktionssprecher Sebastian Beer.

Weitere Kritik

Richtig sauer ist der Ullmann-Geschäftsführer Hartwig Schmidt. Er gehe davon aus, dass die Anbindung der Trasse 5 die Schließung der Zu- und Abfahrt auf das Firmengelände der Firma Ullmann bedeuten würde. Und diese sei jedoch betriebsnotwendig. Im Ausschuss wurde zudem bemängelt, dass von den Gutachtern nur die Trassen 4 und 5 geprüft worden seien. Es wäre jedoch notwendig, alle Trassenvarianten und außerdem die Bedingungen für alle Tierarten zu untersuchen.

Ratsmitglieder zitieren Oberbürgermeister in den Ausschuss

Zu Tagesordnungspunkt „Entlastungsstraße Fliegerhorst“ wollte die CDU-Fraktion Oberbürgermeister Jürgen Krogmann im Ausschuss befragen, der dem Wunsch aber eine Absage erteilt hatte. Die anschließende Aktion hat Seltenheitswert: Mit sieben Ja-Stimmen und vier Enthaltungen wurde der OB in den Ausschuss zitiert – gemäß Geschäftsordnung ist dieses Verlangen nach Informationen über einen Beratungsgegenstand zulässig.

Nicht gerade begeistert kam Krogmann der Aufforderung nach und sprach von „Kasperltheater, das zu ihm nach unten gedrungen sei“. Man kenne seine Meinung: „Für die Erschließung der gewerblichen Gebiete brauchen wir so eine Entlastungsstraße dringend.“ Zurzeit sei die Verwaltung dabei, die Grundzüge für die Bebauungspläne zu entwickeln. Sie würden noch in diesem Jahr vorgelegt werden. Zu den Diskussionen über die Trassenvarianten und der weiteren Bebauung sagte er, dass er sich die Interessen der Privatwirtschaft und der Grundstückseigentümer nicht zu eigen machen könne. Die weitere Nutzung entlang der Trasse sei nicht Teil der Pläne, natürlich könne er nicht ausschließen, dass ein anderer Bürgermeister später nicht darüber diskutieren würde. Aber aktuell gebe es dazu keine Planung.

Finanzierung

Der Bau der Straße soll 14,6 Millionen Euro kosten. Baubeginn könnte das Frühjahr 2020 sein. Eine Mitfinanzierung über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ist bereits 2017 beantragt worden.

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