Website-Icon Oldenburger Onlinezeitung

Kommentar: Schlechtes Management

Konstituierende Ratssitzung in der Weser-Ems Halle.

Foto: Anja Michaeli

(Michael Exner) Das Melodram um den Wechsel bei ihren Bürgermeisterinnen ist für die SPD ein Desaster, bei dessen Zustandekommen gleich mehrere Leute zusammengewirkt haben. Das war auch nötig, denn eine/r allein hätte diesen Unsinn nicht geschafft.

Anzeige

Dass eine Partei oder Fraktion auf einem herausgehobenen Posten einen Generationswechsel vollziehen will, gehört in der Politik zum Alltagsgeschäft; dass eine beliebte Bürgermeisterin wie Germaid Eilers-Dörfler sich nach insgesamt 15 Jahren ungern von Amt und Würden trennt, kann man nachvollziehen; und dass eine engagierte und talentierte junge Politikerin wie Nicole Piechotta einen Schritt nach vorn machen möchte, ist verständlich. Insoweit alles in Ordnung.

Allerdings regelt eine kluge Führung so etwas intern und (gegebenenfalls mit leichtem oder auch nicht so leichtem Druck) einvernehmlich. Das hätte sich sogar als Erfolgsstory verkaufen lassen, nach dem Motto „Verdiente Bürgermeisterin übergibt Amt in jüngere Hände“ oder so ähnlich. Stattdessen wird die Betroffene am Vorabend der Sitzung per Mail (!) über die Gegenkandidatur informiert und am nächsten Morgen mit 10:5 ausgemustert. Das kann man respektlos nennen, auch würdelos; es ist aber vor allem unter dem Aspekt der Außendarstellung derart dilettantisch, dass es ernsthafte Zweifel an den Managementfähigkeiten des Fraktionsvorsitzenden Ulf Prange begründet. Denn der war gefordert, weil die Parteivorsitzende selbst kandidierte. So entsteht das Bild, dass eine ältere Politikerin schlichtweg vom Hof gejagt wurde. Einerseits.

Andererseits kann nur vom Hof gejagt werden, wer sich dort befindet. Und wer sich (um im Bild zu bleiben) auf den Hof begibt im Wissen darum, dass am Rande schon die Jäger warten, darf mindestens die Hälfte der Schuld bei sich verbuchen. Trotzhaltung a la „das will ich jetzt aber wissen“ hat in der Politik nur selten zum Erfolg geführt. Germaid Eilers-Dörfler ist so lange im politischen Geschäft, dass sie Signale deuten können sollte. Schließlich hatte sie schon einmal (2006 am Ende ihrer ersten Amtszeit als Bürgermeisterin) das Amt durch einen parteiinternen Coup verloren – mit einem Unterschied: Damals hatte ein Männerbund die Fäden gezogen, diesmal hat eine Frau eine Frau abgelöst.

Wer mag, kann das als Fortschritt sehen.

Die mobile Version verlassen