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Klootschießen: Blersumer für die Feldkämpfe bereit

Die Landesverbände Oldenburg und Ostfriesland haben das Wettkampfgelände für das nächste Lokalderby der Klootschießer für gut befunden.

Die Landesverbände Oldenburg und Ostfriesland haben das Wettkampfgelände für das nächste Lokalderby der Klootschießer für gut befunden.
Foto: Wolfgang Böning

Blersum (am/pm) Eigentlich möchten die Landesverbände der Klootschießer Oldenburg und Ostfriesland jährlich gegeneinander zum großen Nordduell antreten. Aber daraus wurde sechs lange Jahre nichts, bis im vergangenen März die ersehnten Feldländerkämpfe möglich wurden. Der Boden war gefroren – die Voraussetzung für diesen Sport. Jetzt wird das nächste Lokalderby im ostfriesischen Blersum stattfinden. Der neue Ausrichter KBV „Lat hüm susen“ steht bereit. Und wieder warten alle auf Frost.

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Zur Besichtigung des Feldkampfgeländes an der Fahnhusener Straße in Blersum trafen sich Delegierte der beiden Landesverbände und der FKV Vorsitzender Jan-Dirk Vogts. „Das zirka 800 Meter lange Kleiweiden-Gelände präsentiert sich in einem ordentlichen Zustand“, teilten die beiden Verbände mit.

Nach den Erkenntnissen durch den letzten Feldkampf war bei der Lagebesprechung die einhellige Meinung, dass ein Wettkampfgeschehen über neun Stunden eindeutig zu lang sei. Das soll geändert werden. Die Veranstaltung findet nun an zwei Tagen statt: Am Sonnabend der Vergleich der Jugend und am Sonntag der Männer-Feldkampf. Ein pünktlicher Beginn steht außer Frage. Zudem wird auf zügiges Werfen gedrängt (drei Minuten Richtzeit) und der letzte Wurf soll um 15 Uhr eingeläutet werden.

Klootschießen

Der Friesensport teilt sich in drei Disziplinen auf: das Klootschießen, Straßenboßeln und der friesische Schleuderballwurf. Beim Klootschießen handelt es sich um die älteste der drei Disziplinen, sie wurde urkundlich belegt schon vor 400 bis 500 Jahren mit Lehmklumpen gespielt. Der Klootschießer-Verband hat heute etwa 36.000 Mitglieder.

Ziel eines jeden Werfers ist es, mit einer 5,6 Zentimeter kleinen und 475 Gramm schweren Klootkugel, bestehend aus Holz und gefüllt mit Blei, möglichst große Flüchtweiten zu erzielen – durchschnittlich rund 100 Meter. Geworfen wird von einer kleinen Rampe, dem Abwurfbrett. Nach einem 25 Meter langen Anlauf und mit einer leichtathletischen Wurftechnik, wirft man die Kugel durch die Luft.

Das Klootschießen wird auf Weiden als Feld- oder Standkampf ausgetragen. Während die Meisterschaften Standkämpfe sind, geht es bei dem Lokalderby traditioneller zu. Beim Feldkampf spielen zwei Mannschaften gegeneinander. Es wird eine bestimmte Strecke über Felder und Wiesen durchworfen. Hindernisse wie Gräben und Wälle sorgen für Spannung. Im Gegensatz zum Standkampf wird beim Feldkampf der Trüll, das Auslaufen der Kugel, mitgezählt.

Weltrekord

Die Blersumer hatten sich schon 2009 als Ausrichter ins Spiel gebracht. Doch das fehlende Frostwetter hat einen Strich durch die Wettkampfpläne gemacht. 2011/12 ging die Veranstaltung an Utgast über, weil der 100. Geburtstag von Gerd Gerdes, der 1935 als erster Klootschießer die 100 Meter-Marke überwarf, geehrt werden sollte. Diesen Rekord haben nur drei Klootschießer werfen können. Den Weltrekord hält seit dem 30. Juni 1996 Stefan Albarus von Noord Norden. Der „Albatros“ warf 106,20 Meter.

Wettkampf der Landesverbände

Seit 1937 treten die Ostfriesen gegen die Oldenburger im Klootschießen an. Das ist immer ein großes Ereignis, besonders, wenn man lange auf hart gefroren Boden warten muss. Sechs Jahre hat es gedauert, bis es 2018 wieder mit dem „Kahlfrost“ geklappt hat. Bei Minus 10 Grad und eisigem Ostwind traten die jeweils sieben Spieler der zwei Mannschaften in Stollhamm an. Ihr Treiben wurde von rund 1000 Käklern und Mäklern (Zuschauer und Besserwisser) trotz der eisigen Kälte lautstark begleitet. Nach acht Stunden war klar: Die Oldenburger hatten die Nase vorn. Nun heißt es wieder warten auf den 28. Klootschießer-Länderkampf, denn das Wetter bestimmt den Zeitpunkt.

Vorbereitungen

Zwei Tage vor dem Wettkampf steht fest: Die Feldampel steht auf Grün. Dann gibt es viel zu tun. Welcher Spieler kommt mit? Wer steht als Stockleger, Düsselmeister, Bahnweiser, Mattenrichter, Schildträger und Trompeter zur Verfügung? Als Zeichen der Herausforderung wird in der Dorfkneipe eine Klootkugel an einem Faden aufgehängt. Wenn der Gegner den Kloot abreißt, gilt der Kampf als angenommen.

Wettkampftag

Spieler, Helfer und Schlachtenbummler reisen gemeinsam mit Bussen an. Nach dem Frühstück geht es im Dorfgasthof um den endgültigen Match-Plan und die Reihenfolge der Spieler. Die Köpfe werden zusammengesteckt. Welche Taktik fährt der andere? Nach dem Auftritt des Spielmannzugs geht es mit dem Segen des Pastors in die Vorstellungsrunde. Dabei stehen sich die Spieler gegenüber. Die Trompeter spielen die Hymnen, der Wettkampf beginnt. Das Gelände ist anspruchsvoll. Nichts fürchten die Spieler mehr, als dass die Kugel in einem der Gräben ohne Trüll liegen bleibt. Laufend werden taktische Details entschieden. Die Zuschauer und Besserwisser geben ihnen gutgemeinte Ratschläge, feuern die Mannschaften an, fachsimpeln und spenden durch das Schlagen auf die Schiefertafel des Schildträgers Beifall. Jetzt kann jedes Hindernis entscheidend sein. Mit Gratulationen und der Siegerehrung endet der Tag.

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