1699 hat Arp Schnitger die Orgel in Ganderkesee gebaut.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Ganderkesee/zb – Bereits draußen ist das Orgelspiel von Peter Elgeti zu hören. Seit exakt 50 Jahren ist er als Organist in der St. Cyprian und Cornelius-Kirche in Ganderkesee tätig und hat längst eine große Fangemeinde. Als er 1963 das erste Mal im Gottesdienst spielte, ahnte er nicht, dass es eine Liebe fürs Leben werden würde.
Angefangen hat alles in seinem Geburtstort Blexen. Dort wuchs er mit sieben Geschwistern auf einem Bauernhof auf, und in seiner Familie gehörte Klavierunterricht selbstverständlich dazu. Das Klavierspiel machte ihm Spaß. Tatsächlich musste Peter Elgeti nicht viel üben, um das Verlangte spielen zu können. Mit 14 Jahren durfte er die Orgel in der Blexer Kirche spielen. Vermutlich wurde hier die Weiche für seine musikalische Zukunft gestellt.
„Das Orgelspiel hat mich früh fasziniert“, erinnert er sich. „Ich habe mir dauernd Orgelmusik im Radio angehört und klargemacht, was der Organist an der Orgel macht“, erzählt er. Schnell lernte er die unterschiedlichen Orgeln und ihren Charakter kennen. Darunter war auch die Arp Schnitger-Orgel in Dedesdorf auf der anderen Weserseite.
Nach dem Abitur in Nordenham ging er nach Oldenburg an die Pädagogische Hochschule (PH) und wurde Lehrer. Während dieser Zeit hatte er Klavierunterricht beim einstigen Generalintendanten des Oldenburgischen Staatstheaters Erich Böhlke. „Bei ihm habe ich sehr viel gelernt“, erinnert sich Peter Elgeti. An der PH gab es drei Übungsorgeln, auf denen er regelmäßig spielte. Schließlich lernte er den Kirchenmusiker Helmut Müller von der Ansgari Kirche in Oldenburg kennen und profitierte von dessen Wissen.
Nach seinem Studium hat er sich bei der St. Cyprian und Cornelius Kirche als Organist beworben. „Es war eine Blindbewerbung“ erzählt Peter Elgeti und entsprechend überrascht war er über die schnelle Zusage. „Dort wurde tatsächlich die Stelle des Organisten frei und ich wurde ohne vorzuspielen der Nachfolger“, wundert er sich noch heute. Erst danach kümmerte er sich um eine Lehrerstelle in Ganderkesee und hatte auch hier Glück. Später wurde er Schulleiter und konnte fortan Schule und Spiel perfekt miteinander verbinden. „Ich war immer gern Lehrer“, erzählt er. „Und ich habe fast jeden Tag Orgel gespielt.“
Und nicht auf irgendeinem Instrument. Tatsächlich gehört die 1699 gebaute Arp Schnitger Orgel in Ganderkesee zu den bedeutendsten Orgeln überhaupt. „Manchmal ist es von Vorteil, wenn eine Kirchengemeinde arm ist. Dann kann sie sich keine neue Orgel leisten. Nur deshalb ist diese wunderbare Orgel noch in dieser Kirche“, freut er sich. Tatsächlich sind viele Arp Schnitger Orgeln durch modernere Orgeln ersetzt worden.
Von 2002 bis 2005 musste sie überholt werden. Das war einerseits eine spannende Zeit für Peter Elgeti, weil er seine Orgel nun buchstäblich von innen kennenlernte, jede Pfeife in Händen hielt und gemeinsam mit dem Wilhelmshavener Orgelbauer Heiko Lorenz dafür gesorgt hat, dass sie ihren typischen Arp Schnitger Klang zurück erhielten. „Jede Zeit hat ihren Musikgeschmack. So hat sich der Orgelklang im 19. Jahrhundert vom barocken Klang immer weiter weg entwickelt“, klärt er auf. Das Instrument wurde in all den Jahren immer mal wieder restauriert und der Klang entsprechend verändert.
Nachdem die Orgel zerlegt war, wurden die Pfeifen in der Werkstatt einzeln bearbeitet, teilweise neu hergestellt und zwar so, wie Schnitger sie gebaut hat. „Man kann heute eine Arp Schnitger Orgel nachbauen, das ist für diese Orgel von großer Bedeutung gewesen“, berichtet der 75-Jährige. Gemeinsam hat er die Pfeifen zusammen mit Heiko Lorenz intoniert. Damit ist die Abstimmung von Lautstärke und Klangfarbe gemeint. Eine Tätigkeit, die ein optimales Gehör voraussetzt. Darüber verfügt der Organist zweifelsfrei. „Heiko Lorenz saß also in der Orgel und ich an der Orgel“, erzählt er.
Als das gute Stück mit seinen 22 Registern und 28 Pfeifenreihen vollendet war und Peter Elgeti nach zweieinhalb Jahren Durststrecke endlich wieder auf seiner Lieblingsorgel spielen durfte, war er angetan. „Es war ein besonderes Erlebnis, sie klang wunderbar und natürlich anders als vorher. Ich war begeistert. Orgel und Raum bilden seither eine optimale Einheit und es herrscht eine andere Klangwelt“, freut er sich.
Er schwärmt von der Fülle an Klangmöglichkeiten und verrät, mit dem Atem zu spielen. „Ruhe muss auch bei schnellen Stücken sein“, erläutert er seine Spielweise. Dass seine bevorzugten Komponisten genau zu dieser Orgel passen, freut ihn besonders. „Ich spiele z.B. gerne Dieterich Buxtehude, Heinrich Scheidemann, Abraham van den Kerckhoven oder Johann Speth“, erzählt er. Denn diese Orgel lässt nicht alles zu, weshalb einige Organisten an einer Arp Schnitger Orgel nicht spielen wollen.
Ein Leben ohne Musik kann er sich nicht vorstellen. Zu Hause hat er einen Flügel und zwei Cembalos. Aber die Orgel hat es ihm angetan. Orgelspiel ist für ihn trotz des permanenten Einsatzes beider Hände und Füße Erholung und Wohltat zugleich. „Es bereichert mich und hält Gehirn und Körper fit. Orgel spielen ist wie schweben“, sagt er abschließend und setzt zum Spiel an, das die Welt vergessen macht.