Volker Macke, Olaf S. und Reent Stade (von links) stellten das neu aufgemachte Straßenmagazin „Asphalt“ vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb) – „Asphalt“, das soziale Straßenmagazin für Niedersachsen, bietet nicht nur interessanten Lesestoff, es hilft vor allem auch den Verkäufern, ihren bescheidenen Lebensunterhalt aufzubessern. Denn die Hälfte des Verkaufspreises von 2,20 Euro landet in ihrer Tasche. Für Verkäufer Olaf S. aus Oldenburg ist der Verkauf aber nicht nur ein Zubrot, sondern er strukturiert dadurch sein Leben.
Seit 1996 wird „Asphalt“ nicht nur in Hannover und Umgebung verkauft, sondern auch in Oldenburg, Delmenhorst und Wilhelmshaven sowie den Landkreisen Wesermarsch, Oldenburg, Ammerland und Friesland. Doch die Leser im Oldenburger Land wünschten sich eine Berichterstattung aus ihrem Landstrich. „Diesem Wunsch kommt die Redaktion ab sofort nach“, sagt Chefredakteur Volker Macke. „Asphalt erscheint nicht nur in einer äußerlich neuen Aufmachung, das Straßenmagazin hat sich zudem um acht Seiten auf 40 verstärkt und bringt eine eigene Ausgabe für den Nordwesten heraus.“
„Mit regionalen Themen rücken wir näher an unsere Leserschaft in Oldenburg und den umliegenden Landkreisen heran, sagt Geschäftsführer Reent Stade. Verkäufer Olaf S. ist erleichtert, denn immer wieder haben seine Käufer genau diesen Wunsch geäußert. Das Titelthema für die Dezemberausgabe ist ein Interview mit Papst Franziskus, das ein Straßenzeitungsverkäufer geführt hat und das nur in Straßenmagazinen abgedruckt werden darf. Aufmacher der Regionalseiten ist ein Gespräch mit Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann, der sich über Themen wie Armut, Wohnungsbau, Tempo 30 und Lärm in der boomenden Huntestadt auslässt. Außerdem enthält es Service- und Kulturtipps, thematisiert gesellschaftliche Brennpunkte und informiert über sozial-politische Hintergründe.
Olaf S. und 39 weitere Verkäufer im Oldenburger Land erhoffen sich vom neuen Straßenmagazin, einem sozialen Hilfe-zur Selbsthilfe-Projekt, noch mehr Kundschaft. Rund 5000 Exemplare von rund 30.000 werden in unserer Region gelesen. Insgesamt, so haben zwei Untersuchungen ergeben, wird es von einer akademischen Leserschaft bevorzugt, die zu 55 Prozent weiblich ist. Knapp 40 Prozent von Olafs Käufern gehören zur Stammkundschaft. Mit manch einem führt er regelmäßig Gespräche.
Der Straßenverkauf habe ihn gerettet, sagt er. „Ich brauche eine feste Struktur in meinem Leben.“ Und durch seine Arbeit hat er nicht nur eine Wohnung gefunden und Kontakte geknüpft, er konnte vor allem von seiner Spielsucht lassen. Sieben bis acht Stunden täglich steht er auf der Straße und verkauft „Asphalt“. Neben professionellen Journalisten schreiben auch Leute aus der Schreibwerkstatt mit. Dabei handelt es sich um arme Menschen, die mitunter wohnungslos und nicht selten abhängig sind. Sie berichten aus ihrem Alltag.
Die Zahl der Verkäufer soll künftig um zehn erhöht werden. Wochenmärkte und Supermärkte sollen feste Verkaufsorte werden. Leute, die „Asphalt“ verkaufen möchten, können sich in den jeweiligen Tagesaufenthalten melden. „Asphalt“, so stellt Stade klar, „ist eine Begegnung auf Augenhöhe, lebt durch Engagement, setzt Menschen zueinander in Bewegung und eröffnet Perspektiven.“ Jetzt hofft das Straßenmagazin auf weitere Leser und somit Unterstützer.