Oldenburg (zb) Den Schulalltag gegen einen Blick hinter die Kulissen einer sozialen Einrichtung zu tauschen – das verbirgt sich hinter dem „Szenenwechsel“, der zum 17. Mal in den Osterferien stattfindet und von Diakonie und Caritas angeboten wird.
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In den vergangenen Jahren haben sich rund 2000 Jugendliche im Alter ab 15 Jahre auf einen Szenenwechsel eingelassen. So ging es auch Eva Moormann aus Goldenstedt und Oliver Bruncken aus Oldenburg. Die beiden 17-Jährigen haben letztes Jahr den Szenenwechsel erlebt. „Ich habe erheblich mehr zurückbekommen als ich gegeben habe“, berichtet Eva, die in einer Behindertenwerkstatt tätig war ebenso wie Oliver. „Ich bin selten so offen und herzlich aufgenommen worden“, sagt er, der eigentlich ein Ingenieurstudium aufnehmen wollte. „Nach dieser Erfahrung weiß ich, ich muss etwas mit Menschen machen.“ Nach dem Abi beginnt er ein freiwilliges soziales Jahr im Kindergarten.
Während Eva und Oliver ganz neue und wertvolle Erfahrungen mit Menschen mit Behinderungen gemacht und ein Stück Identitätsfindung erlebt haben, ziehen Flavio Stückemann, Basketball-Profi bei Rasta Vechta, und Dominik Bahiense de Mello, Profi bei den EWE-Baskets in Oldenburg, den Hut vor den beiden und allen andern Menschen, die in sozialen Einrichtungen arbeiten. „Der Szenenwechsel ist ein tolles Projekt, für das wir gerne die Schirmherrschaft übernehmen“, sagt Stückemann. „Soziale Einrichtungen brauchen charakterstarke Menschen, die sich für andere einsetzen. Vor denen haben wir großen Respekt“, fügt Bahiense de Mello hinzu.
Vom 7. bis 11. April stehen Jugendlichen ab 15 Jahre rund 300 Plätze in 135 sozialen Einrichtungen im Oldenburger Land zur Verfügung. Zuvor werden sie an einem Nachmittag auf ihre neue Rolle vorbereitet und während der fünf Tage von Profis betreut. Am 12. April findet eine große Abschlussveranstaltung mit allen Szenenwechslern statt, um gemeinsam Erfahrungen auszutauschen. Außerdem werden Trikots und Eintrittskarten für Basketballspiele verlost.
Die Jugendlichen kommen in eine wohnortnahe Einrichtung, die ihren Vorstellungen entspricht. Dort erleben sie den normalen Alltag, können einen Blick hinter die Kulissen werfen und für sich herausfinden, ob ein sozialer Beruf für sie in Frage kommt. „Primär geht es uns aber darum, sie grundsätzlich zu sensibilisieren“, sagt Dr. Gerhard Tepe, Direktor des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg. „Jugendliche sollen sich ausprobieren, vielleicht sogar neu entdecken und Erfahrungen sammeln.“ Für Tepe ist das ein Gegenprogramm zu einer egoistischen Haltung, die durch das Leistungsprinzip gefördert wird. „Es gibt neben Leistung auch Werte“, stellt er klar. „Genau die wollen wir vermitteln.“