Michael Bolte von Creditrefom Oldenburg stellte die Ergebnisse der Befragung vor.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (am) – Zweimal jährlich befragt die Creditreform Unternehmen der Region nach ihrer Wirtschaftslage und ihren Prognose. Im Herbst 2015 ist die Stimmung des Mittelstands gut. Der Umsatz hat sich im Weser-Ems Gebiet positiv entwickelt, der Personalbedarf ist gestiegen, fast jedes dritte Unternehmen hat Mitarbeiter eingestellt.
1281 Betriebe in Oldenburg, Leer, Osnabrück und Nordhorn beteiligten sich an der Umfrage. 53 Prozent davon sind Unternehmen mit ein bis 20 Personen, 3,7 Prozent verfügen über 250 Mitarbeiter. Mehrheitlich sind in der Region kleine und mittelständische Unternehmen beheimatet.
59,8 Prozent der rund 1300 Rückmeldungen (Vorjahr 52,3 Prozent) erfreuen sich nach eigenen Angaben über eine gute beziehungsweise sehr gute Geschäftslage – obwohl zum Beispiel der VW-Abgasskandal in den Befragungszeitraum fiel. „Krisenfester waren wir nie“, so Michael Bolte, Geschäftsführer der Creditreform Oldenburg. Die mittelständische Wirtschaft zwischen Weser und Ems sei derzeit offenbar kaum zu bremsen. Das gelte für alle Branchen, jedoch besonders im Baugewerbe, das derzeit die Rolle der Konjunkturlokomotive inne habe.
Geschäftslage
Mit plus 57,6 Punkten ist der Geschäftslage-Saldo Weser-Ems (die Differenz aus den Anteilen guter und schlechter Bewertungen) deutlich höher als im vergangenen Jahr mit 48,5 Punkten. Aber er kommt nicht an den bundesweiten Wert mit 60,6 Punkten heran. Das gelingt jedoch in der Region Oldenburg (Landkreise Ammerland, Friesland, Oldenburg, Wesermarsch und die freien Städte Oldenburg und Wilhelmshaven), die mit 60,6 Punkten auf dem Bundesniveau liegt (Vorjahr 52,2 Punkte). Nach einem Tiefpunkt in 2009 befindet sich das Geschäftsklima seit Jahren auf einem hohen Niveau.
Umsatzentwicklung
Das positive Ergebnis der Befragung schlägt sich auf die Umsatzentwicklung nieder und ist deutlich optimistischer als im Vorjahr. Gut ein Drittel (36,5 Prozent, Vorjahr 32,2 Prozent) melden Umsatzsteigerungen. Höher als im bundesweiten Durchschnitt liegt der Anteil der Unternehmen, die Umsatzrückgänge verbuchen mussten (16,3 Prozent, Vorjahr 16,6 Prozent). Wie seit zwei Jahren liegen die optimistischen Erwartungen im Nordwesten unter dem Bundestrend. 27,1 Prozent der Befragten erwarten steigende Umsätze (Vorjahr 21,9 Prozent). Nur jeder Zehnte rechnet mit Umsatzeinbußen (Vorjahr 16,8 Prozent), der Konjunkturausblick wird entsprechend positiv bewertet.
Personalentwicklung
Der Bedarf war in den letzten Monaten sehr groß, die Arbeitskräftenachfrage im Weser-Ems Gebiet bleibt über dem Durchschnitt. Jedes dritte Unternehmen (32,9 Prozent) hat eingestellt. Der Bedarf ist in der Datenverarbeitung, im verarbeitenden Gewerbe, bei Dienstleistungen und in der Baubranche besonders hoch. Die geringste Dynamik ist beim Handel festzustellen. Im Vorjahr wurde die Belegschaft nur um 26,9 Prozent aufgestockt. 11,2 Prozent mussten Personal abbauen (Vorjahr 12,9 Prozent). Jeder siebte Befragte (14 Prozent) will in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einstellen (Vorjahr 12,2 Prozent). 6,9 Prozent der Unternehmen haben Stellenstreichungen angekündigt, nachdem es vor einem Jahr fast doppelt so viele waren (11,9 Prozent).
Investitionsbereitschaft
45 Prozent der befragten Unternehmen wollen investieren (Vorjahr 42,7 Prozent). Der Bundesdurchschnitt von 51 Prozent kann nicht erreicht werden, weil das Baugewerbe und der Handel zurückhaltender sind. Die Baubranche hätte 2011 stark investiert und sich jetzt auf einem niedrigen Niveau eingependelt, erklärt Bolte. „Spannend ist der Bereich der Dienstleistungen, der zum verarbeitenden Gewerbe aufgeschlossen hat. Die Bedeutung dieses Sektors nimmer weiter zu.“
Erträge
29 Prozent der Befragten gelang es, ihre Erträge zu steigern (Vorjahr 25,7 Prozent). Allerdings erhöhte sich der Anteil der Unternehmen, die Ertragseinbußen verzeichneten (18,8 Prozent, Vorjahr 17,9 Prozent). 30,6 Prozent erwarten für die kommenden Monate Zuwächse (Vorjahr 28,8 Prozent, Bundesdurchschnitt 24,3 Prozent).
Eigenkapital und Finanzierung
Die Eigenkapitalquoten haben sich leicht erhöht: von 33,2 auf 34,9 Prozent. Obwohl gut ein Fünftel der bilanzierungspflichtigen Unternehmen eine zu schwache Eigenkapitalausstattung aufweisen, ist die Mehrheit gut und solide ausgestattet. „Die Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht“, betont Bolte.
Insolvenzen
2015 zeichnet sich durch ein sehr geringes Ausfallrisiko aus. Beispielsweise im Emsland ist der Rückgang der Insolvenzen enorm: von 224 auf 138. In der Stadt Oldenburg sind die Insolvenzen gestiegen (von 57 auf 71), das betrifft alle Branchen. Insgesamt seien Insolvenzverfahren in Deutschland auf einem historisch niedrigen Stand, so Bolte.
Unternehmensnachfolge
Bei der aktuellen Umfrage wurde auch nach der Regelung der Unternehmensnachfolge gefragt. 42,2 Prozent der befragten Unternehmen im Weser-Ems Gebiet wurden bereits von einem Vorgänger übernommen. 40 Prozent haben die Nachfolgeregelung im Blick. Wichtigste Faktoren sind die Einarbeitung, die Erhaltung von Kunden und Lieferantenbeziehungen sowie Mitarbeiter, die den Wechsel mitgehen. 57,6 Prozent (bundesweit 51,7 Prozent) wollen ihren Betrieb innerhalb der Familie weitergeben. In Vechta sind es mehr als 70 Prozent.