Oldenburg (zb) Die meisten Handwerksunternehmen im Bezirk der Handwerkskammer Oldenburg machen gute Umsätze, freuen sich über volle Auftragsbücher und Kunden müssen bis zu 80 Tage warten, bis ein Handwerker wieder freie Kapazitäten hat. Das berichtete Eckhard Stein, Vizepräsident der Handwerkskammer Oldenburg, der gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Heiko Henke und Betriebsberater Klaus Hurling die jüngste Konjunkturumfrage vorstellte.
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„Der Geschäftsklimaindex steigt zum zweiten Mal in Folge und erreicht mit 65 Punkten ein hohes Niveau“, berichtete Eckhard Stein. Zugpferd dieser Entwicklung ist insbesondere das Bau- und Ausbaugewerbe. „Hier darf man getrost von einem goldenen Herbst sprechen. Der Index klettert in diesem Bereich auf stolze 71 Punkte“, so Stein. Grund ist der ungebrochene Bauboom, die niedrigen Zinsen und die hohe Bereitschaft vieler Menschen, Geld in ihre Immobilien zu investieren oder gar neu zu bauen. Beide Bereiche, sowohl das Bauhauptgewerbe als auch die Betriebe des Ausbauhandwerks, gehen mit sehr guten Auftragsreichweiten in das Winterhalbjahr.
Im Gegensatz zu diesen heiteren Aussichten hat sich die Lage für die Handwerke des gewerblichen Bedarfs, sprich die Zulieferer, weiter eingetrübt. Hier sank der Index im Vergleich mit dem Vorjahr von 66 auf 62 Punkte. Vieler dieser Betriebe seien stark exportabhängig und leiden derzeit unter schleppenden Bestellungen aus dem Ausland, ersten Brexit-Folgen und den Russland-Sanktionen. Dagegen blickt die Kfz-Branche wieder zuversichtlicher nach vorne. Zum zweiten Mal erlebt sie eine Aufwärtstendenz.
Gut laufende Geschäfte verzeichnet auch das Gesundheitshandwerk. Aktuell hat der Index um elf Punkte auf 61 zugelegt. „Die gute Stimmung spiegelt sich in den Erwartungen wieder. Der Indexwert von 62 Punkten ist der Höchstwert bei der aktuellen Umfrage gewesen“, berichtete Henke. „Die demografische Entwicklung spielt den Gesundheitshandwerken in die Karten. Hier ist langfristig Geld zu verdienen. Somit sind diese Berufe auch in Sachen Ausbildung attraktiv“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Im Nahrungsmittelhandwerk, dazu gehören Bäcker, Konditoren und Fleischer, geht die Zufriedenheit nach einer Steigerung im vergangenen Jahr wieder zurück ebenso wie bei den personenbezogenen Dienstleistungen wie Kosmetikerinnen, Friseurinnen und Fotografen.
In der Gesamtbetrachtung sprach Hurling von einer unverändert hohen Nachfrage an Beschäftigten. „Die sind zurzeit auf dem Markt kaum zu finden. Weder Auszubildende noch Fachkräfte stehen zur Verfügung“, berichtete Betriebsinhaber Aloys Hurling aus Lohne, der ein Elektrounternehmen betreibt. Er bemüht sich verstärkt um Flüchtlinge und hat gute Erfahrungen gemacht. „Probleme bereiten in der Regel die schlechten Sprachkenntnisse“, berichtete er.
Weil die meisten Handwerksbetriebe keine freien Kapazitäten mehr haben, ist so mancher Kunde verzweifelt. „Wer gegenwärtig einen Maler braucht, muss im Schnitt 70 Tage warten“, sagte Henke. Inwiefern beflügelt das die Schwarzarbeit? „Schwarzarbeit ist immer ein Thema, weil sie zu Wettbewerbsverzerrungen und Lohndumping führt. Allerdings ist die Kammer nicht die zuständige Verfolgungsbehörde. Wer Schwarzarbeit beobachtet, sollte die Ordnungsämter der Kommunen verständigen“, rät Henke. Die Handwerkskammer bekommt keine Meldungen über Schwarzarbeit. „Uns liegen keine Zahlen vor. Das ist Sache von Ordnungsämtern und Zoll.“