Dirk Borchers, Manfred Kurmann, Harald Borchers, Klaus Hurling und Heiko Henke (von links) freuen sich über das robuste Handwerk im Oldenburger Land.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb) – Gut gelaunt und optimistisch zeigt sich das Handwerk im Oldenburger Land. „Wir befinden uns in einer robusten Situation mit überdimensional guten Aussichten und erwarten dementsprechende Gewinne“, erklärte Manfred Kurmann, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Oldenburg. Zusammen mit HWK- Hauptgeschäftsführer Heiko Henke stellte er gestern die Herbstumfrage der Kammer vor.
Demnach erreichte der Geschäftsklimaindex einen Wert von 63 Punkten und kletterte damit um zwei Punkte im Vergleich zum Vorjahr. 89 Prozent der befragten Betriebe und damit ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr beurteilen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend. Der Konjunkturbericht stützt sich auf die Befragung einer repräsentativen Stichprobenauswahl der Kammer der ihr angehörenden Unternehmen. Insgesamt erhielten 1833 Handwerksbetriebe einen Fragebogen. Bei einer Rücklaufquote von 21,7 Prozent konnten 397 Fragebögen ausgewertet werden.
„Wir waren bereits auf einem guten Niveau, aber das hat sich noch einmal verbessert“, freut sich Henke und macht steigende Einkommen, niedrige Zinsen, eine geringe Inflation, niedrige Treibstoffkosten und eine erhöhte Binnennachfrage dafür verantwortlich. „Tatsächlich erleben wir den sechsten Herbst in Folge eine nachhaltig positive Entwicklung“, fügt Kurmann hinzu.
Von der aktuellen Entwicklung profitiert unter anderem die gesamte Baubranche mit den vor- und nachgelagerten Bereichen. Das bestätigen auch die Brüder Dirk und Harald Borchers aus Apen, die ein Bauunternehmen mit rund 130 Beschäftigten führen. „Die Bautätigkeiten haben in allen Bereichen zugenommen – ob Wohnungsbau, Wirtschaftsbau oder Öffentlicher Bau“, berichten sie und freuen sich über eine sehr gute Auftragslage.
Die gegenwärtige Entwicklung hat eine starke Nachfrage nach Fachkräften zur Folge, die leider kaum noch gefunden werden. „Es gibt auffallend viele Stellenanzeigen“, sagt Kurmann. Das sei für den Monat November eher ungewöhnlich. „Tatsächlich könnte die Konjunktur noch besser laufen, wenn es ausreichend qualifiziertes Personal geben würde“, sagt Henke. Weil das nicht so ist, muss manch ein Kunde auf seinen Handwerker warten.
Selbst das Kfz-Handwerk und die Gesundheitsberufe spüren den Auftrieb deutlich, heißt es seitens der Kammer. „Beide Bereiche mussten lange darben und waren von der allgemein guten Entwicklung abgekoppelt“, schildert Kurmann die Lage. Inzwischen herrscht auch hier eine viel regere Nachfrage. Ob Friseure, Kosmetikerinnen, Optiker, Hörgeräteakustiker oder Zahntechniker, sie alle erfreuen sich einer hohen Nachfrage.
Doch obwohl das Handwerk boomt, kann die HWK keinen Trend zu mehr Selbstständigkeit entdecken. „Unsere Betriebsberater werden diesbezüglich nicht stärker als sonst nachgefragt“, berichtet Henke. „Dabei suchen nach wie vor zahlreiche Handwerksunternehmen nach einem geeigneten Nachfolger“, berichtet Betriebsberater Klaus Hurling und fügt hinzu: „Jetzt sind die Bedingungen ideal.“ Doch vor dem Schritt in die Selbstständigkeit schreckt so manch qualifizierter Handwerker zum Leidwesen des Handwerks zurück.