IHK: 700 neue Arbeitsplätze
Gert Stuke, Präsident der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK).
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (am) – Eine mittelstandsfreundliche Reform der Erbschaftsteuer forderte der Präsident der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK), Gert Stuke, anlässlich der IHK-Jahresbilanz. „Wir setzen alles daran, Wachstumsregion zu bleiben, brauchen dafür aber auch die richtigen Rahmenbedingungen.“ Es sei an der Zeit, der Politik der Ökonomie wieder einen höheren Stellenwert einzuräumen, meinte er. Die Wirtschaft im Oldenburger Land musste 2014 zwar einige Einbußen hinnehmen, zeigt sich gegenwärtig aber wieder stärker. Weshalb IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Peters das laufende Jahr optimistisch betrachtet.
Der Industrieumsatz fiel 2014 um 0,8 Prozent auf 20,2 Milliarden Euro. Das höchste Umsatzplus erzielten mit 8 Prozent die Industrieunternehmen in Delmenhorst. Stark rückläufig war mit minus 7 Prozent die Entwicklung in Wilhelmshaven. Das Geschäft mit dem Ausland war ebenfalls rückläufig. Der Exportumsatz sank um 1,9 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Die Exportquote, also der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, betrug 25,8 Prozent (Vorjahr: 26,1 Prozent). Das gut aufgestellte Ernährungsgewerbe im Oldenburger Land musste Einbußen hinnehmen. Kunststoffindustrie, Fahrzeugbau und Maschinenbau haben hingegen zugelegt. Trotz des insgesamt leichten Umsatzrückgangs in der Industrie stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,2 Prozent auf 60.600. Das heißt, die Industriebetriebe haben 2014 rund 700 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Der Einzelhandel hat das Jahr mit zufriedenstellenden Umsätzen beendet. Das gilt auch für die regionale Dienstleistungswirtschaft. Vor allem die Immobilienbranche erlebte einen Boom. Peters geht für das laufende Jahr von einer konjunkturellen Erholung aus und verweist auf den niedrigen Ölpreis, die gute Arbeitsmarktlage mit spürbaren Lohnzuwächsen und die anhaltenden Niedrigzinsen.
Damit das Oldenburger Land weiterhin auf der Erfolgsspur bleibt, fordert die IHK wichtige Infrastrukturmaßnahmen. „Die A 20, die E 233 sowie die Bundesstraßen 211 und 212 gehören zu den vordringlichen Neu- und Ausbauprojekten im Nordwesten“, sagte Felix Jahn, IHK-Geschäftsführer für Verkehrspolitik.
Kein Verständnis hat die IHK für den Stillstand bei den Bundesstraßenprojekten. „Die mit einem unanfechtbaren Planfeststellungsbeschluss versehene B 211 bei Brake könnte seit 2010 längst im Bau sein. Eine ganze Region hofft, dass sich Land und Bund schnellstens zusammenraufen und 2016 endlich die Bagger rollen“, stellte er klar. „Auch beim Neubau der B 212 bei Delmenhorst dürfen wir uns keine Verzögerungen mehr leisten“, so Jahn weiter. „Die vom Land geplanten und von der IHK kritisierten weiteren Variantenprüfungen müssten zügig abgeschlossen und endlich eine Ausbauentscheidung getroffen werden.“
Der zügige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sei auch entscheidend für eine positive Entwicklung der oldenburgischen Seehäfen. Der Jade-Weser-Port nehme mit den neuen Liniendiensten an Fahrt auf, und der Seehafen Brake habe im vergangenen Jahr mit über sechs Millionen Tonnen den bislang höchsten Seeverkehrsumschlag seiner Geschichte verzeichnet. Um im Wettbewerb weiter bestehen zu können, brauche der Seehafen dringend die Unterweservertiefung.
1 Kommentar
Hossa, da wirf aber jemand mit Zahlen um sich, das es eine helle Freude ist – und suggerieren soll, das alles bestens ist.
Gut, sehen wir doch mal nach Delmenhorst, das so ein gutes Ergebnis zustande brachte: Einzig und alleine Armstrong DLW kann tatsächlich etwas zustande gebracht haben; schade nur das Amstrong DLW Insolvenz angemeldet hat und in Delmenhorst und in Bietigheim-Bissingen zusammen 830 Mitarbeiter die lange Nase gezeigt bekamen. Diese Werke werden vom Amerikanischen Mutterkonzern nicht mehr finanziell unterstützt. Als Grund für den Schritt gibt die Geschäftsführung den Rückzug der amerikanischen Muttergesellschaft aus dem Bodenbelags-Geschäft in Europa, Russland, dem Mittleren Osten und Afrika an. Das heißt, Armstrong hat durch das Ignorieren der Erfolgskriterien der DLW als Komplettanbieter von Bodenbelägen (1998 war DLW Nr. 1 in Deutschland und Nr.3 in Europa) dieses Unternehmen auf weniger als 20% des damaligen Umsatzes „restrukturiert“.
Herr Peters macht es wie andere bezüglich der Wirtschaftszahlen auch: es wird etwas als besonders gut verkauft, obwohl es exakt das Gegenteil ist. Das ist so ähnlich, als wenn man einem Krebspatienten nicht sagt das er Krebs hat, weil er das in ein paar Minuten doch vergessen hat, denn er hat zudem noch Alzheimer. Es ist einfach zynisch.
Das Wilhelmshaven rückläufig ist, ist sicher geschmeichelt. Würde man Ausgaben und Einnahmen gegenüberstellen, würde es bitterböse aussehen.
Da würde mich auch unbedingt interessieren, an welcher Stelle denn die „spürbaren Lohnzuwächse“ waren – soll man das eigene Gehalt zugrunde legen, Herr Peters? Nein, so etwas tut man nicht! Dann aber auch noch eine gute Arbeitsmarktlage zu verkünden ist schon dreist. Die Frage ist dann in dem Zusammenhang, für wenn es eine gute Lage ist: Für die Leiharbeitsfirmen oder insgesamt für Arbeitgeber, die nicht so viel Geld für Lohn ausgeben wollen?