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Handwerkskammer bei Integration erfolgreich

Friseurmeister Paul Himmel freut sich über den Syrer Mohammed Juma, der nach einer Einstiegsqualifizierung zum 1. August eine Ausbildung als Friseur beginnt.

Friseurmeister Paul Himmel (links) freut sich über den Syrer Mohammed Juma, der nach einer Einstiegsqualifizierung zum 1. August eine Ausbildung als Friseur beginnt.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Seit einem Jahr beteiligt sich die Handwerkskammer Oldenburg (HWK) am Integrationsprojekt handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber (IHAFA) und HWK-Präsident Manfred Kurmann bezeichnete die Arbeit als erfolgreich. „Wir sind stolz auf die bisherigen Ergebnisse und werden das Projekt weitere zwei Jahre fortsetzen“, berichtete er. Zurzeit werden 411 Flüchtlinge aktuell durch das Projekt, das vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, betreut.

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Im HWK-Bezirk sind 77 Flüchtlinge gemeldet, die eine reguläre Ausbildungsstelle im Handwerk begonnen haben. 25 davon stammen aus dem IHAFA-Projekt. 202 IHAFA-Teilnehmer machen derzeit ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb, 20 Flüchtlinge befinden sich in einer Einstiegsqualifizierung so wie der Syrer Mohammed Juma. Der 24-Jährige hatte vor seiner Flucht in Aleppo Philosophie studiert. In Deutschland bemühte er sich sofort um seine berufliche Zukunft. Er traf auf den HWK-Integrationsberater Hussein Kerri, der ihm von IHAFA berichtete.

Während seiner Einstiegsqualifizierung hat Mohammed Juma nicht nur seine Leidenschaft für das Friseurhandwerk entdeckt, er kann sich mittlerweile zur Freude von Paul Himmel, seinem Ausbildungschef in einem Oldenburger Salon, schon sehr gut mit den Kunden unterhalten. „Für mich stand schnell fest, dass Mohammed Juma zum 1. August einen Ausbildungsvertrag erhält“, sagt Paul Himmel.

Der freut sich über seinen künftigen Azubi, der sich sehr gut integrieren lässt und bei den Kunden ankommt. Manfred Kurmann hat mehrere Rückmeldungen von Handwerkschefs, die mit den Geflüchteten bestens zurechtkommen. „Im Oldenburger Land haben wir schließlich Erfahrungen mit den Russland-Deutschen. Die sind auch gut integriert worden“, sagt er. Außerdem suche das Handwerk dringend gute Kräfte und viele Flüchtlinge hätten grundsätzlich das Zeug dazu, eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

Nach wie vor hapert es an der Sprache. „Wir wünschen uns mehr Sprachkurse“, sagt Hussein Kerri. „Aber dafür benötigen wir auch Lehrkräfte, die gegenwärtig nicht verfügbar sind.“ Dennoch ist das kein Grund für das Handwerk, den Kopf hängen zu lassen. „Wir sollten uns in die Lage der Flüchtlinge versetzen, die allerhand hinter sich haben, ihre Heimat verlassen mussten und sich vollkommen neu orientieren müssen. Ich weiß nicht, wie es uns gehen würde, wenn wir morgen Arabisch lernen müssten“, gibt Manfred Kurmann zu denken.

Offenbar denken die meisten Handwerksbetriebe ähnlich. Denn HWK-Hauptgeschäftsführer Heiko Henke zeigt sich beeindruckt vom Engagement der Betriebe im Kammerbezirk. „Zum Start von IHAFA hatten sich auf Anhieb 250 Betriebe bereit erklärt, geflüchteten Menschen einen Praktikumsplatz und bei fachlicher Eignung und sprachlicher Qualifikation einen Ausbildungsplatz anzubieten. Auch jetzt nach einem Jahr ist das Interesse weiterhin hoch.“

„Wir müssen vor allem geduldig sein“, meint Hussein Kerri, der täglich mit den Betriebsinhabern und Flüchtlingen in Kontakt steht und konkret hilft. „Die Flüchtlinge müssen nicht nur unser Bildungssystem verstehen, sondern auch unsere Arbeitskultur kennenlernen.“ Mittlerweile hat sich das unter den Geflüchteten herumgesprochen, so dass Kerri zahlreiche Anrufe erhält von jungen Männern, die sich für IHAFA interessieren. Das Projekt ist gerade für weitere zwei Jahre bis 2019 verlängert worden.

Den Flüchtlingen wird garantiert, dass sie nach ihrer Ausbildung weitere zwei Jahre in Deutschland bleiben können. Was danach kommt, wissen die meisten nicht. „Wenn sie nach Syrien zurückgehen, können sie mit ihrer Qualifizierung ganz sicher eine Menge anfangen“, ist sich Manfred Kurmann sicher. „Wenn sie in Deutschland bleiben wollen und können, freuen sich die Handwerksbetriebe über gute Fachkräfte.“

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