Die Landwirtschaftskammer befürwortet starke Reduzierung von Antibiotika und neue Ställe mit moderner Seuchentechnik.
Foto: privat
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Oldenburg (zb) – Die meisten niedersächsischen Landwirte blicken zufrieden auf das Geschäftsjahr 2013/14 zurück, das im Juni zu Ende gegangen ist. Das erklärte Gerhard Schwetje, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, heute anlässlich der Kammerversammlung in Oldenburg in Vertretung von Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel, der krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte.
Demnach erwirtschafteten die Betriebe ein durchschnittliches Unternehmensergebnis von 74.656 Euro und erzielten nahezu das gleiche Ergebnis wie im Vorjahr. „Somit ist es im dritten Jahr in Folge zu einer Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse auf den Höfen gekommen“, erklärte Schwetje. Betrachtet man jedoch die einzelnen Bereiche, so bilden sich die schwankenden Agrarmärkte deutlich ab. „Die Nachfrage auf den Milchmärkten hat den Futtermittelbetrieben Rekordumsätze beschert. Andererseits brachten deutlich zurückgehende Umsatzerlöse im Bereich Pflanzenproduktion den spezialisierten Marktfruchtbetrieben spürbare Einbußen“, berichtet der Vizepräsident.
88.583 Euro betrug das durchschnittliche Unternehmensergebnis pro Betrieb im Ackerbau, 80.065 Euro im Futterbau, 62.813 Euro in der Veredlung und 61.922 Euro in den Verbundbetrieben. „Die meisten Betriebe konnten rentabel arbeiten und eine positive Eigenkapitalveränderung verzeichnen, so dass die Bereitschaft zu mehr Investitionen zunahm. Im Durchschnitt investierte ein Unternehmen 25.000 Euro in neue Technik“, fasste Schwetje zusammen. Gleichwohl wies er auf die zahlreichen Familienarbeitskräfte hin wie Ehefrauen oder Altenteiler, die nicht in den Berechnungen berücksichtigt seien.
Außerdem habe sich die Situation in den letzten fünf Monaten gravierend verändert, gab Schwetje zu bedenken. Analog zu den landwirtschaftlichen Produktpreisen sei auch die Stimmung in den Keller gegangen. Gemeint ist u.a. der Milchpreis, der inzwischen bis zu zehn Cent verloren hat. Spürbare Preisrückgänge verzeichnete auch die Zuckerindustrie, so dass auch dort der Zuwachs wieder verloren gegangen ist. Was das für das laufende Unternehmensjahr konkret bedeutet, ist derzeit unklar.
Denn das Russlandembargo besteht weiterhin und niemand kann die Entwicklung voraussagen. „Immerhin ein Drittel der Käseproduktion wurde in den russischen Markt geliefert“, berichtete Dr. Albert Hortmann-Scholten, Abteilungsleiter Unternehmensbereich Betrieb, und sprach von „einem harten Schlag und empfindlichen Einbußen für die Landwirte.“ Das betrifft auch die Veredlung.
Angesichts der Diskussion um Antibiotika-Einsatz bei Tieren erklärte Stefan Ortmann, Leiter Geschäftsbereich Landwirtschaft, dass das Thema die Landwirtschaftskammer durchgängig beschäftige und sehr ernst genommen würde. Erst vor drei Wochen berichtete der OOWV, erstmals in Grundwasser-Untersuchungen im Landkreis Cloppenburg Antibiotika gefunden zu haben, die nachweislich von Tierarzneimitteln stammen. „Wir arbeiten eng mit dem OOWV zusammen und befürworten eine starke Reduzierung von Antibiotika“, erklärte Kammerdirektor Hans-Joachim Harms, der von einer „Fehlentwicklung“ sprach.
Hier müsse noch viel intensiver als bisher mit den Landwirten kommuniziert werden. Gleichwohl sei das Problem stärker ins Bewusstsein gerückt. Auch sei die Beratungsnachfrage zu diesem Thema auffällig hoch. Vor allem neue Ställe mit moderner Seuchentechnik könnten das Problem minimieren und das Tierwohl erhöhen, hieß es abschließend.