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Rohrleitungsnetze sollen intelligent werden

Zum 30. Mal findet das international anerkannte Rohrleitungsforum des Instituts für Rohrleitungsbau der Jade Hochschule in Oldenburg statt.

Zum 30. Mal findet das Rohrleitungsforum des Instituts für Rohrleitungsbau der Jade Hochschule in Oldenburg statt.
Foto: Jade Hochschule

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Oldenburg (zb) – Zum 30. Mal findet derzeit das Rohrleitungsforum des Instituts für Rohrleitungsbau (iro) der Jade Hochschule in Oldenburg statt. Was vor drei Jahrzehnten mit zehn Ausstellern und 100 Besuchern begann, hat sich mittlerweile zu einer international anerkannten Veranstaltung mit 300 Ausstellern und über 3000 Fachleuten aus dem In- und Ausland entwickelt.

Der Präsident der Jade Hochschule, Prof. Dr. Manfred Weisensee, hob die Bedeutung des Forums für die Entwicklung der Jade Hochschule hervor. „Durch das Rohrleitungsforum sind nicht nur zahlreiche Praxiskontakte zustande gekommen, sondern die Hochschule hat sich weit über die regionalen Grenzen hinweg einen Namen gemacht.“ Bei der Jubiläumsveranstaltung, die im Beisein von Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies im Oldenburger Schloss eröffnet wurde, geht es um „dumme Rohre und intelligente Netze“.

„Auch nach 30 Jahren gehen uns die Themen nicht aus“ erklärt Prof. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V., Geschäftsführer des iro und Vizepräsident der Jade Hochschule. „Wer sich für die Neuerungen der Technik aber auch für die permanent steigenden Anforderungen an Leitungsnetze interessiert, für den ist unser Wissens- und Technologietransfer unentbehrlich“, erklärt er. Während des Forums stehen Modelle, Simulation und Steuerung von Infrastrukturen im Mittelpunkt.

„Rohrleitungsnetze sollen domänenübergreifend funktionieren sowie situationsbedingt möglichst flexibel zu steuern sein, und von Rohrleitungsnetzen werden zunehmend intelligente Eigenschaften verlangt“, erläutert Wegener. Das betrifft den Abwasser- und Entwässerungsbereich mit zunehmenden Starkregenereignissen ebenso wie den Trinkwasserbereich im Gesamtkonzept, zum Beispiel mit saisonal oder in längeren Perioden stark schwankender Nutzung. In den Erdgasnetzen und hier insbesondere in den Verteilnetzen führen geringere Absatzzahlen im jüngeren oder durchsanierten Baubestand zu Neuauslegung oder Ausdünnung der Druckreduzieranlagen. Und auch der Blick ins Stromnetz lohnt sich. Was bedeutet es für ein verknüpftes Netz, wenn ein Sturmtief nach dem anderen über das Land fegt und Unmengen an Windenergie liefert, oder wenn tagsüber bei Windstille eine Sonnenfinsternis herrscht?

Für viel Aufmerksamkeit sorgte diese Kompakt-Bohranlage auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum.

Für viel Aufmerksamkeit sorgte diese Kompakt-Bohranlage auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Modelle, Simulation und Steuerung – schon die Begriffe stellen den direkten Bezug zu den fortschreitenden Möglichkeiten der Digitalisierung auch im Infrastrukturbereich her. Neue und ausgeklügelte Netze können nicht ohne Modelle beziehungsweise Modellrechnungen gefunden werden. „Die gedankliche Kette ‚Simulation – Modell – Messen – Steuern – Regeln‘ bildet somit fast zwangsläufig den roten Faden des 30. Oldenburger Rohrleitungsforums“, sagt Wegener.

Bei der Umsetzung der Aufgaben ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Diese Meinung vertritt Axel Frerichs, Fachbereichsleiter Leitungswesen im Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV), Brake. „Mehr denn je wird die Sicherheit in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung von intelligenten Netzen abhängen“, ist Frerichs überzeugt. Der OOWV betreibt im Bereich der Trinkwassernetze Leitungen mit einer Gesamtlänge von 14.099 Kilometern. Im Bereich der Abwasserentsorgung summiert sich die Kanallänge auf 4285 Kilometer.

Am Beispiel Oldenburg wird deutlich, dass die Natur eine immer größere Herausforderung darstellt. Starkregenereignisse nehmen zu und überlasten immer häufiger die Entwässerungssysteme. „Deshalb streben wir beispielsweise in Oldenburg an kritischen Punkten bei Überflutungsgefahr eine Regulierung der Verkehrsführung an“, beschreibt Frerichs ein aktuelles Projekt, bei dem Autofahrer künftig rechtzeitig vor der Gefahr durch überflutete Straßenabschnitte gewarnt werden sollen.

Andererseits führe auch die Überdimensionierung von Kanälen zu Problemen, weshalb die „Flexibilisierung der Netze“ gefordert wird. „Jeder kann sich ausmalen, was es kostet, wenn für Jahrzehnte geplante Kanäle schon nach wenigen Jahren an neue Anforderungen angepasst und ausgetauscht werden müssen“, so Frerichs. Ähnliches gelte für die Leistungsfähigkeit der Trinkwassernetze: Hitzeperioden lassen den Wasserbedarf zeitweise dramatisch steigen. „Die Anlagen und Netze der Zukunft müssen solchen Verbrauchsspitzen gewachsen sein“, sagt er weiter. Er sieht die kommunale Infrastruktur deshalb vor der großen Herausforderung, die Anlagen und Netze schneller als bisher gewohnt den verändernden Einflussfaktoren anpassen zu müssen. Die Netze der Zukunft müssen intelligent geplant und modern steuerbar sein.

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1 Kommentar

  1. robert nähle
    12. Februar 2016 um 20.03 — Antworten

    das ist ja schon vorbei…

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