Oldenburg

Hälfte aller Notrufe sinnlos

Die Großleitstelle Oldenburger Land leitet Notrufe an die Feuerwehr und Rettungsdienste weiter.

Die Großleitstelle Oldenburger Land leitet Notrufe an die Feuerwehr und Rettungsdienste weiter.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (Alexandra Trey) Im Rahmen eines Pressegespräches stellte die Großleitstelle Oldenburger Land (AöR), die für die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle zuständig ist, die Jahresstatistik 2015 vor. 236.603 Notrufe gingen dort im vergangenen Jahr ein. Für rund die Hälfte aller eingegangen Notrufe war die Großleitstelle jedoch nicht zuständig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der Einsätze um zirka fünf Prozent gestiegen. Zwei Projekte, die strukturierte Notrufabfrage und der interdisziplinäre Versorgungsnachweis, unterstützen die Großleitstelle bei der Arbeit.

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Konkret waren zirka die Hälfte aller Einsätze Brand- und Hilfeleistungseinsätze (6377), Einsätze des Krankentransports (43.363) und Notarzt- und Notfallrettungseinsätze (66.575). Die andere Hälfte sind sonstige Einsätze (120.288), die sich unter anderem aus der Weiterleitung an die Leitstelle der Polizei oder die Koordination von Angelegenheiten zusammensetzen. So wird die Großleitstelle häufig aus Gründen angerufen, für die sie nicht zuständig sind und die keinen Notfall darstellen. Dabei geht es beispielsweise um nicht geleerte Mülltonnen oder die Frage, wie ausgelaufene Farbe von der Auffahrt entfernt werden kann. Außerdem steigt das Anspruchsdenken und es werden Krankenwagen bestellt, obwohl keine medizinische Notwendigkeit besteht oder soziale Kontakte fehlen. „Die Bürger werden immer hilfloser und wissen sich oft nicht selber zu helfen“, erklärt Frank Leenderts, Leitung und Geschäftsführung der Großleitstelle. In diesen Fällen leitet die Großleitstelle an die zuständigen Ämter weiter. Leenderts geht davon aus, dass die Zahl der eingehenden Notrufe im kommenden Jahr um voraussichtlich acht Prozent steigen wird, unter anderem weil die Bevölkerung älter wird.

Großleitstelle Oldenburger Land

Die Großleitstelle mit 46 Mitarbeitern ist die für die Landkreise Ammerland, Cloppenburg, Oldenburg und Wesermarsch sowie die Städte Delmenhorst und Oldenburg zuständige Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Die Notrufe und Hilfeersuchen von über 735.000 Einwohnern aus den Bereichen Brandschutz, Hilfeleistung, Rettungsdienst und Krankentransport werden auf einer Fläche von zirka 4200 Quadratkilometern bearbeitet. Entgegengenommen werden die Notrufe von 30 Rettungs- und 155 Feuerwachen mit insgesamt über 2000 Fahrzeugen. Gemeinsam mit der Polizeidirektion Oldenburg betreibt die Großleitstelle die Kooperative Großleitstelle Oldenburg (KGO) als eine gemeinsame Leitstelle von Feuerwehr, Rettungsdienst, Krankentransport und Polizei.

Notruf 110 oder 112: Wann ist welche Telefonnummer richtig?

Leenderts berichtete, dass viele Bürger nicht wissen würden, wann sie die 110 und wann die 112 wählen müssen. Die 110 sollte nur bei Verkehrsunfällen ohne Personenschaden oder Kriminalitätsfällen wie Einbruch gewählt werden. Wenn es Verletzte gibt, muss die 112 angerufen werden.

Strukturierte Notrufabfrage (SNA)

Bei einem Projekt der Großleitstelle, der strukturierten Notrufabfrage (SNA), werden die Anrufer von einem Leitstellendisponenten mit verschiedenen Fragestellungen durch das Notrufgespräch geleitet. Dabei wird unter anderem nach der Anzahl der Verletzten und nach dem Alter und Geschlecht des Patienten gefragt. Zusätzlich können so Hilfestellungen, wie Wiederbelebungsmaßnahmen, im Notfall gegeben werden.

IVENA – Interdisziplinärer Versorgungsnachweis

Ein weiteres Projekt, der interdisziplinäre Versorgungsnachweis, ist eine Internetplattform, auf der die Fähigkeiten und die Behandlungskapazitäten von den Kliniken dargestellt werden. Alle 13 Kliniken und sechs Rettungsdienstbereiche sind im Bereich der Großleitstelle Oldenburger Land beteiligt. Auf der entsprechenden Internetplattform zeigen die Kliniken ihre Fähigkeiten und Ressourcen auf. Der Rettungsdienst erstellt bei einem Notfall aufgrund der Diagnose, des Alters und der Behandlungsdringlichkeit des Patienten einen Zahlencode. Wenn der Code in das IVENA-System eingegeben wird, werden alle Kliniken mit den verfügbaren Ressourcen angezeigt. Im letzten Schritt wird der Notfall der entsprechenden Klinik zugewiesen und die Mitarbeiter der Kliniken erhalten alle nötigen Informationen des Patienten und die Eintreffzeit.

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