Alphabetisierung: Lernsoftware „Beluga“ geht online
Oldenburg (am) „Beluga“ sei „Made in Oldenburg“ und ein Exportschlager, das betonte heute Niedersachsens Kultur- und Wissenschaftsminister Björn Thümler bei einem Besuch in der Volkshochschule (VHS) Oldenburg. Gemeint ist eine Lernsoftware im Bereich Alphabetisierung, die ab Ende Februar über die Download-Möglichkeit hinaus auch online und mobil zur Verfügung stehen wird. Diese Weiterentwicklung wurde vom Ministerium gefördert.
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Alleine in Niedersachsen können rund 750.000 Menschen von insgesamt acht Millionen Einwohnern nicht gut lesen, schreiben oder rechnen. In Oldenburg geht man von zirka 15.000 der funktionalen Analphabeten (geringfügig ausgeprägtes Textverständnis) aus. „Es ist ein nach wie vor verbreitetes Phänomen“, sagt Thümler. Grund dafür sei, dass die Betroffenen das Problem sehr gut kaschieren können. Sie befürchten Stigmatisierungen, wenn ihre Defizite bekannt werden würden. Aber dagegen müsse etwas unternommen werden. „Wir produzieren sonst Langzeitarbeitslose“, sagt Thümler.
Die VHS Oldenburg ist seit 1981 im Bereich der Alphabetisierung tätig. Bisher wurden 3300 Unterrichtsstunden gegeben. Sie ist eine von acht Einrichtungen, die sich als „Regionale Grundbildungszentren“ der Verbesserung der Grundbildungskompetenzen angenommen haben. Dabei hat die VHS Oldenburg schon immer eine Vorreiterrolle gehabt: Seit 2012 entwickeln Karsten Cornelius und Nadine Engel die frei verfügbare Lernsoftware „Beluga“ (Berufsbezogenes Lern- und Grundbildungsangebot). Damit wurde ermöglicht, dass Kursteilnehmer selbstbestimmt – mit Lehrperson oder alleine – das Lesen, Schreiben und Rechnen zu Hause und im eigenen Tempo üben können. „Beluga“ enthält heute mehrere Wortschätze – aus allgemeinen und berufsbezogene Themen, wie für die Pflege, Küche oder den Baubereich werden angeboten.
Spielerisch angelegt sind die Übungen in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu absolvieren. Puzzle-Spiele, Rechenaufgaben, Wort-Bild-Paare oder Übungen für den Umgang mit Geld werden angeboten. „Das Programm wird bundesweit und auch im deutschsprachigen Ausland genutzt“, so VHS-Geschäftsführer Andreas Gögel. 20.000 Downloads und über 100.000 Anwendungen wurden bisher verzeichnet. „Von Anfang an haben wir mit der Zielgruppe zusammengearbeitet“, betont der Leiter des Regionalen Grundbildungszentrums der VHS, Bildungsmanager Achim Scholz. Ein Grund für den Erfolg. Heute wird „Beluga“ unter anderem in Schulen, gemeinnützigen Werkstätten und von ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern oder in Justizvollzugsanstalten genutzt.
Ab Ende Februar kann „Beluga“ auf mobilen Endgeräten und als Webanwendung genutzt werden. Zusätzlich werden Nachrichten des Deutschlandfunks in leichter Sprache über das Programm angeboten. Diese Weiterentwicklung hat das Ministerium mit einer Sonderförderung in Höhe von 34.000 Euro unterstützt. „Das ist gut investiertes Geld“, ist sich Thümler sicher. Und weiter: „Wir tragen dazu bei, die Lebenssituation von Menschen deutlich zu bessern“. Gerade jetzt fordere die zunehmende Digitalisierung mehr Lese- und Schreibfähigkeiten. Das seien die Voraussetzungen für eine berufliche und gesellschaftliche Teilhabe. „Durch die Digitalisierung werden die Nischen, in denen sich die Betroffenen verbergen können, immer kleiner“, weiß Scholz.
Die Macher der Lernsoftware „Beluga“ haben Wünsche für die Zukunft: der allgemeine Wortschatz soll weiterentwickelt werden, die Berufssprachen in den Bereichen Reinigung, Lager und GaLaBau müssten entwickelt werden und neue Lernspiele würden für mehr Abwechslung sorgen.
Weitere Infos und Download: www.abc-projekt.de
Zusätzliche Informationen: www.alphadekade.de/de/ziele-1698.html
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