Kultur

Aquarelle: Wattmalerin Alice malt hart am Wind

Für eine neue Ausstellung in Wilhelmshaven ab September arbeitet Alice Abed el Sayed derzeit an Löfflern als Motive.

Für eine neue Ausstellung in Wilhelmshaven ab September arbeitet Alice Abed el Sayed derzeit an Löfflern als Motive.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs) Wenn Alice Abed el Sayed mit ihrem Handwagen an den Deichen des Wattenmeeres unterwegs ist und ihre Staffelei aufbaut, zieht die Künstlerin alle Blicke auf sich. Die Oldenburgerin ist an der Küste in ihrem Element und zugleich in ihrem Atelier, denn die Wattmalerin malt ihre Aquarelle stets unter freiem Himmel. Der mit den Gezeiten stetig verbundene Wandel des Wattenmeeres und der Natur an der ostfriesischen und niederländischen Küste sowie am Dollart und Jadebusen sind ihre nie enden wollenden Motive. Diese wechselhaften Landschaften sind die Orte, an denen die Künstlerin ihre unmittelbaren Eindrücke zu Papier bringt. Zurzeit läuft ihre neunte Ausstellung. Mit dem Titel „Bis zum Horizont“ zeigt die freischaffende Künstlerin noch bis zum 21. Mai 27 Bilder in den beiden Etagen der Seefelder Mühle in Stadland/ Seefeld und in dem dazugehörigen Mühlencafé.

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Schon als Kind liebte Alice Abed el Sayed die Ausflüge an die Küste und die Butterfahrten nach Helgoland mit ihren Eltern. Der direkte Kontakt mit den oft rauen Elementen an der Küste und auf See hat sie immer begeistert und berührt. Zu jeder Jahreszeit sucht Alice Abed el Sayed die Auseinandersetzung mit den Naturgewalten und den sich daraus resultierenden Motiven. Malen, Formen, Fotografieren und schließlich auch Filme machen waren und sind noch immer wesentliche Bestandteile ihres Lebens und künstlerischen Schaffens. Mit Zeichnen und surrealem Malen hat es begonnen, bis sie im Sommer 2016 ihre Liebe und Leidenschaft für die Aquarellmalerei entdeckte. Durch Zufall lernte sie den bekannten niederländischen Landschaftsmaler Geurt Busser kennen, dessen einzige Schülerin sie bis heute noch ist. Wann immer es die Zeit zulässt, fährt die Malerin mit ihrem Lehrer auf dessen Boot hinaus, wo sie sich bei Ebbe trocken fallen lassen und direkt im Wattenmeer ihre Staffeleien aufbauen und die kurze Zeit der Ebbe für ihre Kreativität nutzen.

In der Seefelder Mühle in Stadland/Seefeld und im Mühlen-Café zeigt Alice Abed el Sayed noch bis zum 21. Mai ihre Aquarelle.

In der Seefelder Mühle in Stadland/Seefeld und im Mühlen-Café zeigt Alice Abed el Sayed noch bis zum 21. Mai ihre Aquarelle.
Foto: Volker Schulze

Genever hält den Pinsel geschmeidig

Der stete Wandel von Wasser, Watt, Licht, Himmel und Wolken macht nach ihren Worten den Reiz des Malens unter freiem Himmel an der Küste aus. „Es wird mir dort nie langweilig und ich werde nicht müde das Wattenmeer zu malen. Ich führe beim Malen einen inneren Dialog. Ich beobachte meine Gedanken und erlebe die Natur mit allen Sinnen. Es ist ganzheitlich“, sagt die Wattmalerin. Sie lerne immer dazu und es gelinge ihr immer besser, die Natur darzustellen. „Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür, wie schnell die Farben trocknen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit dauert es wesentlich länger als im Sommer, wenn das Wasser und die Farben schnell trocknen“, so die Malerin. Je größer die Bilder werden, desto schwieriger werde das Malen. Einige ihrer größeren Werke sind auch in der Seefelder Mühle zu sehen.

Abed el Sayed arbeitet in der sogenannten Nass-in-Nass Technik, bei der das ganze Blatt Papier in einem Pinselstrich mit einem großen Pinsel mit viel Wasser und Farbe angefeuchtet wird, bevor mit feineren Pinseln die Konturen und Einzelheiten aufgetragen werden. Die Zeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Im Winter zum Beispiel können die Pinsel schnell hart werden und das Wasser gefrieren. „Wir müssen schnell arbeiten ohne hektisch zu werden“, so die Künstlerin, die dabei einen alten Trick ihres Lehrers verrät: „Wir geben Genever ins Wasser, damit es nicht gefriert“. Für ihre Aquarelle verwendet die Malerin Pinsel aus Naturborsten, die mit Haaren von Eichhörnchen, Dachs oder Pony gemacht werden und durch ihre natürliche Beschaffenheit und Saugkraft geeigneter sind für Aquarelle. Da kostet ein hochwertiges Modell auch schon mal mehr als 300 Euro.

An der ostfriesischen und niederländischen Küste und im dortigen Wattenmeer findet die Oldenburger Künstlerin ihre Motive.

An der ostfriesischen und niederländischen Küste und im dortigen Wattenmeer findet die Oldenburger Künstlerin ihre Motive.
Foto: Volker Schulze

Aquarelle wecken Kindheitserinnerungen

So sehr die Künstlerin die Stille und Einsamkeit beim Malen an der Küste oder direkt auf dem Meeresgrund bei Ebbe genießt, gibt es auch schöne Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die auf sie aufmerksam werden, wenn sie ihre Staffelei aufbaut und ihre Aquarelle malt. „Manchmal kommt es vor, dass Menschen stehen bleiben und mich beim Malen beobachten. Sie kennen dann manchmal den Ort, wo wir stehen und das gemalte Motiv und sie beginnen dann mir von ihren Kindheitserinnerungen zu berichten. So passiert eigentlich immer etwas, wenn ich male und das ist das Schöne“, berichtet die Künstlerin.

Ausstellung in Wilhelmshaven ab September

Am 17. September eröffnet Alice Abed el Sayed eine neue Ausstellung im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven. Dort zeigt die Künstlerin erstmals auch eine Studie über Löffler, die derzeit entsteht. Auch das ist wieder eine neue Erfahrung der Malerin, da sonst auf ihren Aquarellen keine Tiere oder Menschen zu sehen sind.

Mehr Informationen über Alice Abed el Sayed und die aktuelle Ausstellung in der Seefelder Mühle sowie deren Öffnungszeiten gibt es unter
www.aquarelle-vom-wattenmeer.com und www.seefelder-muehle.de.

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