Ausstellung

Kirsten Brünjes: Vagabunden im Pulverturm

Kirsten Brünjes mit ihrem dick glasierten Hund im Oldenburger Pulverturm.

Kirsten Brünjes mit ihrem dick glasierten Hund.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg / zb – Der Chihuahua in seinem orangefarbenen Pulli zieht sofort die Blicke auf sich. Er ist einer von rund 25 Vagabunden, die die Bremer Künstlerin Kirsten Brünjes im mittelalterlichen Oldenburger Pulverturm Am Schlosswall im Rahmen der Reihe „Keramik im Pulverturm“ ausstellt. „Vagabunden“ heißt die Ausstellung der gebürtigen Bremerhavenerin, die jetzt eröffnet wurde und bis zum 30. August zu sehen ist.

Seit 20 Jahren werden Nachwuchskünstler mit einer Einzelausstellung und einem begleitenden Katalog in der Reihe „Keramik im Oldenburger Pulverturm“ gefördert. Aus diesem Anlass präsentiert das Stadtmuseum Oldenburg im 20. Jahr der Reihe das Werk einer Künstlerin, für die auch der Erfolg im Pulverturm bedeutend für ihre weitere berufliche Laufbahn war, wie sie sagt.

Kirsten Brünjes verwandelt den Pulverturm mit ihren keramischen Werken in ein Tierkabinett, in dem vereinzelt auch menschliche Gestalten anzutreffen sind. Sie alle streunen herum, suchen nach Orientierung und sind zudem nicht perfekt. Ein Schimpanse sieht bemitleidenswert aus mit seinem dünnen Kunsthaar, ein zähnefletschender Hund wirkt eher ängstlich und der Chihuahua geradezu komisch mit seinem Outfit, das wie gehäkelt aussieht. Doch visuelle Materialähnlichkeiten täuschen den Betrachter. Sein Pulli besteht nicht aus Garn, sondern ist aus Steinzeug gehäkelt und spielt auf eine modische Vorliebe mancher Hundehalter an. „Ich beobachte viel und auf manches komme ich in meiner Kunst zurück“, berichtet Kirsten Brünjes, die mit ihren Arbeiten Mut zum Unperfekten machen will und den Antihelden in den Mittelpunkt stellt.

Aus Steinzeug und Porzellan hat die Bildhauerin präzise modellierte Kreaturen wie Hasen, Affen, Katzen, Hunde, Maulwurf und Mäuse geschaffen. „Die ausdrucksvollen Wesen erzählen abgrundtiefe Geschichten vom Leben, berührend, dramatisch und manchmal auch kokett. Wie im wahren Leben sind die keramischen Geschöpfe Vagabunden, auf der Suche nach Kommunikation und alltäglichem Glück“, erläutert Kuratorin Dr. Sabine Isensee.

Die Oberflächenstruktur von Kirsten Brünjes Figuren weist ein großes und sehr naturalistisch anmutendes Gestaltungsspektrum auf, das die individuellen Befindlichkeiten der keramischen Wesen zum Ausdruck bringt. So auch bei dem Hund aus Steingut, der dick glasiert wurde und ein bisschen glänzt. Sein „Fell“ wirkt echt. Alle Kreaturen, die übrigens erworben werden können, passen perfekt in das Ambiente des Pulverturms mit seinen dicken Steinmauern und einem sehr schönen Licht.

Die Ausstellung im Pulverturm ist freitags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der für 5 Euro im Pulverturm und im Museumsshop des Stadtmuseums Oldenburg erhältlich ist.

Kirsten Brünjes

Kirsten Brünjes wurde 1964 in Bremerhaven geboren, studierte von 1992 bis 1997 Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen bei den Professoren Waldemar Otto, Fritz Vehring und Yuji Takeoka. Im Anschluss war sie Meisterschülerin von Professor Fritz Vehring und bereits kurz nach ihrem Diplom erhielt sie die Möglichkeit, ihre erste Einzelausstellung im Pulverturm zu konzipieren. Seitdem hat sie ihre individuelle Formensprache konsequent weiterentwickelt und beteiligt sich seit 1998 an nationalen und internationalen Ausstellungen.

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