Ausstellung

Von der Reformation zum Discofieber

Werner Berges: Frauenkopf, Ausschnitt, 1972

Werner Berges: Frauenkopf, Ausschnitt, 1972.
Foto: Landesmuseum Oldenburg / Werner Berges

Anzeige

Oldenburg/zb – Trotz rückläufiger Besucherzahlen blickt Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Oldenburger Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, optimistisch in die Zukunft. Unter anderem eine Ausstellung über die 1970er Jahre und die Wiedereröffnung des Augusteums in diesem Jahr stimmen ihn zuversichtlich.

Hätte der Oldenburger Schlossgarten, der zum Landesmuseum gehört, in seinem Jubiläumsjahr die Besucher gezählt, würde die Bilanz anders ausfallen. Denn dort herrschte Hochbetrieb. Die Schlossgartenbesucher genossen die Natur und das schöne Wetter und verzichteten auf einen Besuch einer begleitenden Schlossgartenausstellung im Schloss. So wurden 2014 lediglich 46.031 Besucher im Schloss und Prinzenpalais gezählt. Das entspricht einem Rückgang von über 10.000 Besuchern. Das Augusteum ist zudem das ganze Jahr wegen Sanierungsarbeiten geschlossen gewesen. „Wir haben uns mit dem Schlossgartenjubiläum und den vielen Veranstaltungen im Schlossgarten selbst Konkurrenz gemacht“, lautet Stamms Fazit.

Mit attraktiven Ausstellungen, der Fortsetzung engagierter Forschung und der Wiedereröffnung des Augusteums will das Museum in 2015 punkten. So soll unter anderem die Großherzogliche Sammlung genau erfasst werden. Sie umfasste einst rund 385 Bilder. 1918 nach dem Ersten Weltkrieg und der Abdankung des Herzogs reduzierte sie sich auf 200 Bilder. Die übrigen nahm der Herzog mit ins Exil nach Holland, wo einige Werke verkauft wurden. Sie sind heute zum Beispiel in Museen in Amsterdam, Cambridge oder New York zu sehen. Ende 2016 will Stamm einen Bestandskatalog vorlegen und als Datenbank zugänglich machen.

Parallel dazu wird das Staatliche Baumanagement die Schlüssel für das Augusteum im Februar offiziell an das Museum übergeben. Die Sanierungsarbeiten sind dann abgeschlossen. Ende des Jahres wird das Haus offiziell wiedereröffnet und Teile der berühmten Gemäldegalerie in neuem Glanz präsentiert. 1,683 Millionen Euro sind dort investiert worden.

Bereits am 8. Februar startet die neue Ausstellungssaison mit Alfred Ehrhardt und seinen Fotografien aus der Serie „Das Watt“. „Es handelt sich um eine der konsequentesten fotografischen Zyklen aus der Fotografie der Neuen Sachlichkeit“, berichtet Stamm. Seine Fotos vom Wattenmeer – vor allem der durch Ebbe und Flut eindrucksvoll geformten Sandstrukturen – entstanden zwischen 1933 und 1936. Ehrhardt lebte damals in Cuxhaven, wo er nach der Entlassung aus der Landeskunstschule Hamburg durch die Nationalsozialisten eine Stelle als Organist übernommen hat.

Am 15. März folgt die Ausstellung „Martin Luther und die Welt der Bilder“. Sie blickt rund 400 Jahre zurück. Nach der Reformation setzte auch in unseren Breitengraden eine tiefgreifende Durchdringung und Umgestaltung aller Lebensbereiche auf reformatorischer Grundlage ein. Für Martin Luther spielte das gemalte Evangelium dabei eine besondere Rolle. Die Ausstellung zeigt Objekte mit Bildmotiven des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem Leben der Bauern, Bürger und Adligen, die der neuen, von Luther ausgehenden reformatorischen Bildwelt entstammen.

„Demo, Derrick, Discofieber“, eine Ausstellung der 1970er Jahre in der Bundesrepublik folgt im November. Das Jahrzehnt war gekennzeichnet durch Reformfreudigkeit, Gewaltverzichtsverträge, Willy Brandts Kniefall in Warschau, die RAF, ein neues Umweltbewusstsein sowie die Frauenbewegung. Die Besucher können sich auf eine spannende Zeitreise durch das Jahrzehnt freuen. Themenwelten wie Politik und Protestkultur, Musik, Kleidung, Freizeit, Sport, Kunst oder Wohnkultur werden ihnen nahe gebracht. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Vorheriger Artikel

NordHAUS: Messe für Bauherren und Fachpublikum

Nächster Artikel

Mehr soziale Gewichtung im Haushalt

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.