Ausstellung: Leben im Pfarrhaus
Das Leben im Pfarrhaus hat – hier in Bümmerstede – auch seine witzigen Seiten.
Foto: Sigrid Sternebeck
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Oldenburg / am / pm – Albert Schweitzer hat es erlebt, Angela Merkel ebenso wie Hermann Hesse oder Gudrun Ensslin: das Leben im Pfarrhaus. Wie prägt es die Kindheit, den Alltag? Ist es Enge oder Offenheit, Nächstenliebe oder Intoleranz? Die Wanderausstellung „Leben nach Luther. Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“ beleuchtet diesen ganz besonderen Mikrokosmos unter verschiedenen Aspekten. Zu sehen ist sie bis zum 21. November in der Landesbibliothek Oldenburg. Der Eintritt ist frei.
Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Pfarrhaus zum Inbegriff des gelehrten, bürgerlich-christlichen Lebensideals. Hier lebte der Pfarrer mit seiner Frau und der Kinderschar, hier wurde gelesen und musiziert – ein Bild, das bis heute in vielen Köpfen verankert ist, auch wenn sich die Realität längst gewandelt hat. In den evangelischen Pfarrhäusern wohnen Pfarrer mit ihren Lebensgefährten, Pfarrerinnen als Single, junge kinderlose Paare und Familien mit vier und mehr Kindern.
Konzipiert vom Deutschen Historischen Museum in Berlin gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland geht die Wanderausstellung bis 2017 im Rahmen der Lutherdekade auf Reisen und will die Licht- und Schattenseiten und den Wandel eines Lebens im Pfarrhaus zeigen. In Oldenburg setzt die Ausstellung auf regionalen Bezug. Die Fotografin Sigrid Sternebeck hat dafür Pfarrhäuser im Bereich der oldenburgischen und der bremischen Kirche besucht; in ihren Bildern fängt sie den sehr individuellen Charakter der einzelnen Gebäude und ihres „Innenlebens“ ein. Exponate aus Pfarrhäusern und die Geschichten dahinter geben sehr persönliche, teils lustige, teils nachdenkliche Einblicke in den Alltag im Pfarrhaus.
Neben diesem speziellen Zuschnitt auf die regionalen Gegebenheiten ordnet die Ausstellung das Pfarrhaus in die jeweiligen historischen und politischen Epochen ein. Kostbare Bücher aus dem 17. und 18. Jahr- hundert, Amtstrachten im Spiegel der Zeit, Alltagsgegenstände und Porträts aus fünf Jahrhunderten verdeutlichen den Wandel des Pfarrhauses in der Gesellschaft. Fotos, Ton- und Filmdokumente aus dem 20. Jahrhundert zeigen das Pfarrhaus im totalitären System – zunächst in der Zeit des Nationalsozialismus, später in der DDR.
Im Pfarrhaus der Oldenburger Lukasgemeinde geht es bunt zu.
Foto: Sigrid Sternebeck
Am Donnerstag, 8. Oktober, um 19 Uhr werden Bischof Jan Janssen, Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Kirchenpräsidentin Edda Bosse von der Bremischen Evangelischen Kirche und Corinna Roeder, Direktorin der Landesbibliothek, die Ausstellung eröffnen. Die Bremer Kulturwissenschaftlerin Dr. Andrea Hauser erklärt in ihrem Impulsvortrag die Selbst- und Fremdbilder des Lebens im Pfarrhaus im Wandel.
Flankiert wird die Ausstellung von mehreren Sonderveranstaltungen in Oldenburg und Bremen. Mehr Informationen zu Öffnungszeiten, Inhalten und Veranstaltungen innerhalb der Ausstellung gibt es unter www.akademie-oldenburg.de, www.lb-oldenburg.de und www.dhm.de.
2 Kommentare
Ich komme aus einem „lutherischen Elternhaus“ und habe mich darüber hinaus mit der lutherischhen Theoloogie intensiv befasst. Ich fasse das Ergebnis mal kurz zusammen:
1. Luther selbst war ein wutender Antisemit, der das Programm der Nazis, die Vergasungen der Juden ausgenommen, in seinen Schriften vorweg naahm.
2. Luther duldete keine eigene Meinung. „Das Wort sie sollen lassen stahn und kein Dank dazu haben“, singen die Lutheraner noch heute. Wer sich ihm nicht fügte, und zwar in allen Details, wurde aus dem Land ausgewiesen, was besonders für Pastoren galt.
3. Luther lieferte seine Kirche der Willkür der jeweiligen Landesherren aus.
4. Die von Luther gegründeten Landdeskirchen waren totalitäre Geselllschaften. In Blexen war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur Einem gestattet, öffentlich zu reden und war vorgeschrieben, was er sagen durfte und was nicht – das war der Pastor. Das Monopol wurde erst durch den Vorsitzenden des Wahlvereins in der Gemeinde Blexen gebrochen!
5. Die lutherische Konfession ist seit der Mitte des 17. Jahrhunderts tot. Die lutherische Organisation ist ein Gehäuse, in der sich zuerst die Pietisten, dann die Deutschnazionalen bzw. die Nazis häuslich eingerichtet haben. Die heutigen lutherischen Gemeinden sind Geselligskeitsvereine, nichts mehr.
Klaus Dede
Auch wenn diese Ausstellung eher einen wenig sakralen Hintergrund hat, möchte ich doch meinen Senf dazugeben. Vorweg: Ich habe, seit ich meine Mutter beerdigt habe, keine Kirche mehr von innen gesehen und werde selbstverständlich auch keine der beworbenen Veranstaltungen besuchen.
Kirchenpräsidentin Edda Bosse von der Bremischen Evangelischen Kirche war mit an der Spitze derjenigen, die Pastor Olaf Latzel von der St. Martini – Gemeinde zu Bremen wegen einer Predigt verteufelt haben.
Seine Predigten erinnern mich an den Pastor, der mich seinerzeit konfirmiert hat und die mich bewogen haben, immer noch MItglied der evangelisch-lutherischen Kirche zu sein.