Ausstellung

Mit Plakaten gegen die Gesellschaft rebelliert

Dr. Jutta Moster-Hoos und Dr. Sabine Siebel laden zur Plakat-Ausstellung von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely in das Oldenburger Horst-Janssen-Museum ein.

Dr. Jutta Moster-Hoos (links) und Dr. Sabine Siebel laden ein zur Plakat-Ausstellung von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely.
Foto: Horst-Janssen-Museum

Oldenburg (zb) „Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely – Künstlerplakate“ heißt die neue Ausstellung im Horst-Janssen-Museum, die bis 4. September auf zwei Ebenen zu sehen ist. Das Museum zeigt die hundert schönsten Plakate dieser rebellischen und weltweit erfolgreichen Künstler, die als Bildhauer bekannt sind, jedoch auch grafisch gearbeitet haben. Sie stammen aus der Zeit der frühen 60er Jahren, haben mit ihrer Kunst für Furore gesorgt und die Kunstwelt maßgeblich beeinflusst.

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Die Autodidaktin Niki de Saint Phalle wird vor allem mit ihren Nanas in Verbindung gebracht. Füllige bunte Frauenkörper, die nur so vor Selbstbewusstsein strotzen und Macht demonstrieren. Sie waren ein Reaktion auf ihre eigene Geschichte und dienten der Verarbeitung von sexuellem Missbrauch durch ihren Vater. Für sie war Kunst Therapie. Anfangs aggressiv und anarchistisch, ihre Bilder bluteten buchstäblich. Später schaffte sie sich frei und schuf Nanas, die auch auf den Plakaten zu sehen sind.

„Die Plakate der beiden strotzen vor kreativer Energie und Vitalität und sind ein wunderbares visuelles Doping für den Sommer“, findet Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Ihre Plakate mit leuchtenden Neontönen waren ein Novum in den 1960er Jahren. Er hingegen fängt mit schwarz-weiß Plakaten an und wird am Ende ebenfalls sehr bunt. „Sie rebellieren nicht nur gegen die Kunstszene sondern gegen fast alles, lehnen Elitäres kategorisch ab“, berichtet Jutta Moster-Hoos. „Mit den Plakaten haben sie ihre öffentliche Wirksamkeit erheblich steigern können.“

Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, der Konstrukteur kinetischer Maschinenplastiken aus Schrott, verband über drei Jahrzehnte eine außergewöhnliche Liebes- und Arbeitsbeziehung. Die Franko-Amerikanerin und der Schweizer begegneten sich erstmals 1955 in Paris. 1960 bezogen sie ein gemeinsames Atelier und begannen, künstlerisch zusammenzuarbeiten. Durch Jean Tinguely angeregt, der 1960 zu den Gründungsmitgliedern der „Noveaux Réalistes“ zählte, trat auch Niki de Saint Phalle dieser avantgardistischen Künstlergruppe bei, die mit spektakulären Aktionen die gesellschaftlichen und künstlerischen Konventionen der Zeit torpedierte und viel Aufsehen erregte.

Um eine möglichst große Öffentlichkeit für ihre gemeinschaftlichen und individuellen Projekte herzustellen, entwarfen die beiden Künstler eine Fülle farb- und formgewaltiger Plakate. Die rund hundert Exponate, die in der Ausstellung zu sehen sind, stammen aus der nahezu vollständigen Sammlung von Claus von der Osten aus dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Die Plakate visualisieren nicht nur die künstlerische Entwicklung beider Künstler über vier Jahrzehnte, sondern vermitteln neben der großen internationalen Präsenz auch den besonderen Facettenreichtum ihrer fortdauernden Kreativität.

„Die Zusammenschau der Plakate von Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely legt offen, wie nahe sich beide in ihrer künstlerischen Arbeit standen und dass sie sich über Jahrzehnte immer wieder neu zu inspirieren wussten. Eine Tatsache, die angesichts ihrer mitunter konträr anmutenden Ausdrucksformen doch überrascht“, betont Kuratorin Dr. Sabine Siebel. Ergänzt wird die Schau durch zeitgenössische Fotos und Hintergrundinformationen zu einzelnen Projekten sowie durch zwei in die Ausstellung integrierte Kreativwerkstätten.

Gemäß der avantgardistischen Vorstellungen beider Künstler von spielerischen Interaktionen zwischen Kunstwerk und Beschauer können Besucher während der gesamten Laufzeit selbst aktiv werden und mit den Exponaten oder anderen Museumsbesuchern in einen phantasievollen Austausch treten.

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