Salvador Dalí und die Weltliteratur
„Der gefallene Engel“ von Salvador Dalí (1960).
Foto: VG Bild-Kunst Bonn
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Oldenburg (zb) – „Der geniale Spanier und die Weltliteratur“ heißt eine Ausstellung im Oldenburger Horst-Janssen-Museum, die am 15. Mai eröffnet wird und Salvador Dalí in den Mittelpunkt stellt.
Die Arbeit von Horst Janssen mit dem Titel „Dalí, Dalí, Dalí“ brachte Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos auf die Idee, Dalí in einer eigenen Schau zu zeigen. Sie basiert auf Dalís Farbholzschnitt „Die Göttliche Komödie, Die Hölle 17. Gesang, Die Wucherer. In die Collage arbeitete Janssen die originale Grafik von Dalí ein und entwickelte daraus eine großformatige Farbzeichnung, die er unmissverständlich kommentierte. Er kritisierte die, nach seinem Verständnis, verhängnisvolle Kombination von Kunst und Kommerz, die er bei Dalí meinte zu erkennen.
Dalí hat neben seinen surrealistischen Gemälden auch stets Druckgrafik geschaffen und ließ sich dabei von Weltliteratur inspirieren. Das Museum zeigt 100 ausgewählte Holzstiche nach Aquarellen von Dalí zu Dantes epochalem Meisterwerk „Die Göttliche Komödie“ (1302-1319) aus einer Privatsammlung. „Es ist ein Werk, das mich bis zur Besessenheit anzieht“, schreibt Dalí und überrascht mit seinen eigenen Interpretationen. Die Bilder zeigen die Wanderung des Dichters durch Hölle, Fegefeuer und Paradies.
Die Grafikserie, in der Technik des Holzstichs, einer Sonderform des Holzschnitts, geht auf die italienische Regierung zurück, die den 700. Geburtstag des italienischen Dichters Dante Alighieri angemessen ehren wollte. Als die Italiener 1954 erfuhren, dass das der spanische Künstler Dalí tun sollte, löste das einen Proteststurm aus. Das Projekt wurde begraben. Gleichwohl hatte Dalí die Grafikserie vollendet. Daraufhin sprang der französische Verleger Joseph Forét ein. Dalí kassierte somit zwei Mal.
„Don Quijote de la Mancha“ ist der unerschrockene Held des Romans (1605-1615) von Miguel de Cervantes. Auch ihm hat Dalí in seinen Illustrationen ein bildnerisches Denkmal gesetzt. In den „Zehn Wegen zur Unsterblichkeit“ begegnet uns Dalí zusätzlich als Autor und stellt seinen Bildmotiven auch eigene surreale Texte gegenüber. Ergänzt werden die beiden Zyklen „Göttliche Komödie“ und „Don „Quichotte“ um Dalís „Dix Recettes d´immortalité (zehn Rezepte zur Unsterblichkeit). Mit diesen Kaltnadelradierungen hat der Künstler die ersten stereometrischen Grafiken der Kunstgeschichte geschaffen und setzt sich darin mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinander. Sie stammen, ebenso wie die Druckgrafiken aus der Privatsammlung von Heinz Ess.
Die Ausstellung ist bis zum 6. September zu sehen.
1 Kommentar
Ich habe, als ich nach Oldenburg zog, hier eine Zeit lang eine Stubengalerie betrieben und vorher in Göttingen längere Zeit in einer ähnlichen, etwas größeren, Galerie mitgewirkt.
Dali-Grafiken unterschiedlichster Qualität – und manchmal auch recht zweifelhafter Herkunft (sprich vermutlich Fälschungen) – wurden damals wie heute angeboten wie sauer Bier. Kein vernünftiger Mensch wollte und will das Zeugs haben, eben weil man nie sicher sein konnte und der Markt sowieso mehr als gesättigt war.
Wäre das eine von mir ausgewählte Veranstaltung gäbe es dort entweder einmalige und unumstrittene Originale, oder eben von Dali schon mal gar nix – zumal der viel leichter zu fälschen ist, als mancher, auch „Kunstkenner“ meint. Und Kunstkenner sucht man ja leider auch in mancher oldenburger Ausstellung selbst bei den „Offiziellen“ irgendwie vergebens, wie ich schmerzlich nicht nur im Edith-Russ-Haus (der Überhammer: Eine Austellung „digitaler Kunst“ ohne ein einziges zwingend digital erstelltes Kunstwerk, dafür alle bis auf eins ganz und gar ohne jeden Bezug zur digitalen Welt! Geradezu sensationell daneben) erfahren mußte.