Ausstellung

Weltpressefotos: Bei manchen Bildern stockt der Atem

Claus Spitzer-Ewersmann, Christiane Cordes, Prof. Dr. Rainer Stamm und Sophie Boshouwers eröffneten heute die World Press Photo-Ausstellung im Oldenburger Schloss.

Claus Spitzer-Ewersmann, Christiane Cordes, Prof. Dr. Rainer Stamm und Sophie Boshouwers (von links) eröffneten heute die World Press Photo-Ausstellung im Schloss.
Foto: Anja Michaeli

Oldenburg (am) Die Schau der weltbesten Pressefotos, die World Press Photo (WPP)-Ausstellung, wird am morgigen Samstag, 18. Februar, 10 Uhr im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte (Schloss) eröffnet. Bis zum 12. März werden zirka 150 Bilder der ausgezeichneten Fotografen gezeigt. Zahlreiche Begleitveranstaltungen von Vorträgen über die Vorstellung von Multimedia-Produktionen bis hin zu einem Foto-Slam umrahmen die Ausstellung, die zum zweiten Mal von dem Initiator Claus Spitzer-Ewersmann, Geschäftsführer der Agentur Mediavanti, nach Oldenburg geholt werden konnte.

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Erstmals kam die WPP-Ausstellung im vergangenen Jahr auch in den Nordwesten Deutschlands. Der Zuspruch und das Interesse waren groß. Mehr als 14.000 Besucher wurden gezählt, sie kamen aus ganz Deutschland. Überwältigt von dem Erfolg zeigt sich Dr. Rainer Stamm, Leiter des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte: „Es wurde bei einer Ausstellung noch nie so viel kommuniziert, sich ausgetauscht und sogar geweint.“ Claus Spitzer-Ewersmann erwartet auch für die Präsentation der neuen Fotos „emotionale Begegnungen und Menschen, die sich intensiv mit den Bildern beschäftigen“. Lob bekam der Initiator für das Begleitprogramm. „Die Ausstellung hat das außerordentliche Potenzial, eine emotionale Brücke zum Betrachter zu schaffen“, so Christiane Cordes, Leiterin des Amtes für Kultur und Sport der Stadt Oldenburg. Das sei wichtig, denn es gehe dabei auch um politische Bildung. Sie freue sich besonders, dass in diesem Jahr spezielle Veranstaltungen für Schulen angeboten werden.

Wie die Fotos auf die Betrachter wirken können, weiß Sophie Boshouwers aus Amsterdam, Repräsentantin der World Press Photo Foundation, am besten – von atemberaubend über informativ bis schockierend. „Alle Bilder haben einen Wow-Effekt“, so Boshouwers. Wichtig ist ihr, dass die Besucher wissen, dass die Fotos auf ihre Echtheit geprüft werden. „Manipulationen sind nicht erlaubt“, erläutert sie die Regeln des Wettbewerbs. Die Niederländerin hat die Ausstellung in Oldenburg gestaltet und ist von den oberen Schlossräumen begeistert. Die Fotos kämen hier besonders gut zur Geltung. In diesem Jahr seien ein Drittel der Fotos Schwarz-Weiß-Aufnahmen. „Das könnte ein Trend zurück zum Analogen sein“, so Boshouwers. Die Aufnahmen „Leben im Tod“ von Nancy Borowick, die die letzten Tage ihrer Eltern dokumentiert hat, seien beispielsweise zuerst in Farbe aufgenommen worden, aber wegen der bedrückenden Nähe später von der Fotografin in Schwarz-Weiß geändert worden. Die aktuellen Lieblingsfotos von Sophie Boshouwers sind allerdings sehr farbenfroh: Die Aufnahmen von Wrestlern im Senegal erzählen eine Geschichte über Hoffnung und zeigen eine starke Nation. Neben den Fotos empfiehlt die Niederländerin, sich die Zeit für die Multimedia-Produktionen zu nehmen, die in diesem Jahr erstmals gezeigt werden.

World Press Photo Award und Wanderausstellung

Zum 59. Mal hat eine unabhängige Jury den World Press Photo Award vergeben. 5775 Fotografen aus 128 Ländern haben sich mit 82.951 Bildern um den begehrten Titel beworben. Verliehen wurden Preise an 41 Fotografen in acht Kategorien. Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Gewinnerfotos werden jährlich in einer Wanderausstellung gezeigt. Rund vier Millionen Menschen können sie in rund 100 Städten in 45 Ländern sehen.

Warren Richardson kommt nach Oldenburg

Der Fotograf Warren Richardson kommt nach Oldenburg.

Der Fotograf Warren Richardson mit seinem Sohn vor seiner Aufnahme „Hope for a new Life“.
Foto: Frank van Beek / Hollandse Hoogte

Zur Eröffnung reist der Gewinner des World Press Photo Award 2016, der Australier Warren Richardson, an und wird über die Entstehung seines preisgekrönten Bildes mit dem Titel „Hope for a new Life“ berichten. Fünf Tage lange habe er mit Flüchtlingen an der Grenze zwischen Serbien und Ungarn campiert, erinnert sich Richardson. Dann habe sich mitten in der Nacht ein Schlupfloch aufgetan. Sofort seien die ersten Menschen hindurch gestiegen. Richardson hielt die Szene mit seiner Kamera fest. „Ich hatte nur das Mondlicht, mein Blitz hätte sie verraten.“ Und es war so dunkel, dass er nicht durch den Sucher sehen konnte. „Ich habe nur draufgehalten und fotografiert.“ Neben Warren Richardson wird eine Reihe weiterer renommierter internationalen Fotografen zu Gast sein.

Ausstellung zeigt Multimedia-Produktionen

Erstmals sind im Rahmen der WPP-Ausstellung im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte auch preisgekrönte Multimedia-Produktionen zu sehen. Seit 2011 zeichnet die World Press Photo Foundation herausragende Arbeiten im visuellen Storytelling aus. „Die Medienlandschaft ist konstant im Wandel. Reporter und Geschichtenerzähler haben heute unglaubliche Möglichkeiten, zu forschen und innovativ zu arbeiten“, sagt Lars Boering, Geschäftsführer der WPP Foundation in Amsterdam.

Der preisgekrönte Produktion „The Displaced“ von Ben C. Solomon wird im Rahmen der World Press Photo Ausstellung in Oldenburg gezeigt.

Der preisgekrönte Produktion „The Displaced“ von Ben C. Solomon wird im Rahmen der Ausstellung gezeigt.
Foto: privat

In einer Sonderschau werden zwölf nominierte Produktionen aus dem Wettbewerb in Dauerschleife gezeigt – Lang- und Kurzfilme ebenso wie interaktive Beiträge, die den Betrachtern eine eigenständige Navigation ermöglichen. Zu sehen ist unter anderem „The Displaced“. Ben C. Solomons Werk wurde mit dem Hauptpreis der Kategorie „Innovatives Storytelling“ ausgezeichnet. „Diese neuen Darstellungsformen finden wir sehr spannend, denn sie ergänzen Fotos um wichtige Informationen“, so Claus Spitzer-Ewersmann. „So lassen sich Bilder einordnen, Zusammenhänge verdeutlichen und stimmigere Gesamtbilder vermitteln.“

Mit Lela Ahmadzai kommt eine Gewinnerin des „Digital Storytelling Contests“ am 2. März zu einem Vortrag nach Oldenburg. Für ihre Produktion „Stille Nacht“ wurde die in Berlin lebende Fotografin 2014 beim „World Press Photo Multimedia Award“ (Kategorie Kurzfilm) mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Sie dokumentiert den Amoklauf eines amerikanischen Soldaten im afghanischen Kandahar, der 16 Zivilisten das Leben kostete.

Schulen: Die Bedeutung der Pressefreiheit

Die Initiatoren der Ausstellung „World Press Photo 16“ wenden sich mit einem Projekt an Lehrkräfte: Erstmals wird es ein Programm geben, mit dem sie die Themen Bildjournalismus und Pressefreiheit zum Inhalt ihres Unterrichts machen können. Pädagogen entwickelten für die World Press Photo Foundation in Amsterdam das Programm „Sieh die Geschichte“, das nun erstmals in Oldenburg zum Einsatz kommt. Es umfasst zum einen Informationsblätter, mit denen sich Lehrer vorab mit der Thematik beschäftigen und auf den Unterricht vorbereiten können. Zum anderen liegen für Schüler der Klassen, die die Ausstellung besuchen, Arbeitshefte mit speziellen Aufgaben bereit.

Damit die Schüler sich die Ausstellung ungestört ansehen und alle Fragen beantworten können, öffnet das Landesmuseum für „Sieh die Geschichte“ dreimal exklusiv montagvormittags – und zwar am 20. und 27. Februar sowie am 6. März. An diesen Terminen stehen jeweils drei 90-minütige Zeitfenster zur Verfügung. Die Teilnahme an diesem Programm ist kostenlos.

Für Schulklassen, die sich für „Sieh die Geschichte“ näher interessieren, ist eine genaue Terminabsprache und rechtzeitige Anmeldung unbedingt erforderlich – entweder telefonisch unter 0441 / 220 73 00 oder per E-Mail an info@landesmuseum-ol.de.

Fotoslam geht in die zweite Runde

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr ist der Oldenburger Fotoslam wieder Teil des Rahmenprogramms der WPP-Ausstellung. Hobbyknipser, Profi-Fotografen und Wortakrobaten präsentieren am 9. März bild- und wortstark ihre Interpretation des Mottos „Auf den zweiten Blick“ dem Publikum im Polyester. Ob Gedicht, Rap oder Gesang: Dem Slam sind keine Grenzen gesetzt. Nur der Bezug zum Motto muss deutlich werden, der Spruch explizit im Text auftauchen. Bei den Fotos ist nicht die technische Ausstattung entscheidend, sondern der Blick für das Besondere, das spannende Motiv. „Dass die Idee, Fotografie und Slam zu kombinieren, so gut ankommen ist und die Bandbreite der Beiträge so groß war, hat uns sehr gefreut“, erinnert sich Ideengeberin und Mediavanti-Redakteurin Mareike Lange. „Deshalb mussten wir auch nicht lange überlegen, ob wir ihn nochmal ins Programm nehmen. Wir sind gespannt, was uns dieses Mal erwartet.“

Die Beiträge zum Thema „Auf den zweiten Blick“ können per E-Mail an wordpressphoto@mediavanti.de geschickt oder direkt auf die Facebook-Fanpage „Fotoslam Oldenburg“ gepostet werden. Aus den Einsendungen wählt eine dreiköpfige Jury aus zwei Fotografen und einem Filmemacher die acht besten Bilder aus.

Eintrittskarten gibt es ausschließlich im Vorverkauf. Ab dem 20. Februar sind Tickets beim Veranstalter Mediavanti (Donnerschweer Straße 90) und im Polyester (Am Stadtmuseum 15) erhältlich.

Schloss-Café wird zur Fotoausstellung neu belebt

Das Café im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte wird zur Ausstellung der World Press Photos neu belebt: Achim Barghorn, Betreiber von „Käthe Kaffee“, bietet zwischen dem 18. Februar und dem 12. März freitags bis sonntags eine Auswahl an Heißgetränken, Kuchen, Suppen und Quiches an. Am 4. und 11. März wird er zur langen Öffnungszeit der Ausstellung auch bis 22 Uhr für seine Gäste da sein.

Über World Press Photo Foundation

Die World Press Photo Foundation ist eine unabhängige Non-Profit-Organisation mit Sitz in Amsterdam, wo sie 1955 gegründet wurde. World Press Photo wird von der Niederländischen Postleitzahlen-Lotterie (Nationale Postcode Loterij) unterstützt, als weltweiter Sponsor fungiert Canon. Mehr Informationen gibt es unter www.worldpressphoto.org.

World Press Photo 2016 in Oldenburg

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr; 4. und 11. Februar: 10 bis 22 Uhr.
Mehr Informationen gibt es unter www.mediavanti.de/worldpressphoto16.

WPP-Rahmenprogramm

19. Februar, 11 Uhr: „Mit der Welt im Zwiegespräch“, Sonntagsmatinee mit Toma Babovic

Die Reisereportagen des Bremer Fotografen Toma Babovic zeigen die Schönheiten der Erde. Der passionierte Weltenbummler erzählt in der Buchhandlung Isensee, wie es ihm mit der Kamera gelingt, Fernweh zu wecken. Für die Besucher gibt es Kaffee und Croissant.

20. Februar, 20 Uhr: Film „Life“ im Cine k der Kulturetage

Dennis Stock (Robert Pattinson) versucht, mit dem Fotografieren von Stars sein Geld zu verdienen. Richtig voran geht es aber erst, als er auf einer Party James Dean (Dane DeHaan) kennenlernt.

21. Februar, 19.30 Uhr: Diskussion im Kulturzentrum PFL: „Die Pressefotografie ist weiblich. Manchmal.“

Nach einer Studie der World Press Photo Foundation sind lediglich 15 Prozent der Pressefotografen weiblich. Warum? Es diskutieren Ruth Eichhorn (langjährige Fotodirektorin des Magazins GEO), die Fotografinnen Tamina-Florentine Zuch und Sonja Och sowie Michael Konken (ehemaliger Vorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes).

26. Februar, 11 Uhr: „Blind Dates mit der Kamera“, Sonntagsmatinee mit Kilian Foerster in der Buchhandlung Isensee

Der aus Oldenburg stammende, nun in Hamburg lebende Fotograf Kilian Foerster hat ein Fotoprojekt mit Blinden realisiert und lässt sie und Sehende die Vorstellungen der jeweils anderen kennenlernen. Für Besucher gibt es Kaffee und Croissant.

27. Februar, 18 Uhr: Film „Das Salz der Erde“ im Cine k

Wim Wenders‘ gefeierte Hommage an den brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado zieht die Zuschauer in ihren Bann und setzt dem Künstler und Menschen ein hinreißendes Denkmal.

28. Februar, 19.30 Uhr: Diskussion „Bilderflut im Netz – Warum brauchen wir gerade jetzt einen guten Fotojournalismus?“ im Technologie- und Gründerzentrum Oldenburg (TGO)

In sozialen Netzwerken erscheinen täglich ungefiltert Millionen von Bildern. Was bedeutet das für die Pressefotografie? Welche Möglichkeiten bieten sich Bildjournalisten? Darüber sprechen Lutz Fischmann (Fotografenverband Freelens), Lars Reckermann (Chefredakteur Nordwest-Zeitung), Social Media-Experte Sebastian Neumann sowie Rosa Roth (Gründerin und Herausgeberin des Instagram-Magazins „The Smart View“).

2. März, 19.30 Uhr: Vortrag „Das bewegte Bild“ im OLB-Vortragssaal, Gottorpstraße

Die Fotografin Lela Ahmadzai, die für die multimediale Aufarbeitung eines Amoklaufs mit einem World Press Photo Award ausgezeichnet wurde, gibt einen Einblick in ihre Arbeit und erläutert, warum sich immer mehr Fotografen mit „Digitalem Storytelling“ befassen.

5. März, 11 Uhr: „Indien in einem Zug“, Sonntagsmatinee mit Tamina-Florentine Zuch in der Buchhandlung Isensee

Mit ihrer Arbeit über eine Zugreise durch Indien hat die Hannoveraner Fotostudentin Tamina-Florentine Zuch 2016 den „Zeiss Photography Award“ gewonnen. Für Besucher gibt es Kaffee und Croissant.

4. und 11. März, 18 bis 22 Uhr: Late Night Opening der Ausstellung

5. März, 16 Uhr: Führung durch die Ausstellung zum Thema „Fotografie und Inszenierung“

Kunstvermittler Dirk Meyer erläutert anhand ausgewählter Exponate der Ausstellung, mit welchen Mitteln Pressefotografen Bilder inszenieren.

6. März, 20 Uhr: Film „Annie Leibovitz – Life through lens“ im Cine k

Annie Leibovitz ist eine der einflussreichsten Fotografinnen der Gegenwart. Ihre Schwester Barbara begleitet sie bei der Arbeit, gibt Einblicke in ihren Alltag und verfolgt ihren Werdegang bis zum Auf-stieg zur Chefftografin beim Rolling Stone und bei Vanity Fair.

9. März, 19.30 Uhr: „Fotoslam – Klappe, die zweite“ im Polyester Klub

12. März, 11 Uhr: Sonntagsmatinee mit Hauke-Christian Dittrich und Doris Böttcher in der Buchhandlung Isensee

Schon mit 14 fotografierte Hauke-Christian Dittrich für die Nordwest-Zeitung. Heute, mit 21, ist er vor allem für die Deutsche Presse-Agentur tätig. Die frühere Bremer Bibliothekarin Doris Böttcher kam spät zur Fotografie. Ihre große Leidenschaft gilt dem südostasiatischen Kambodscha. Für Besucher gibt es Kaffee und Croissant.

Öffentliche Führungen

Samstag, 18. Februar, 14 und 15 Uhr
Sonntag, 19. Februar, 11 und 14 Uhr
Donnerstag, 23. Februar, 16.30 Uhr
Samstag, 25. Februar, 14 und 15 Uhr
Sonntag, 26. Februar, 14 und 15 Uhr
Mittwoch, 1. März, 16.30 Uhr
Samstag, 4. März, 14 und 15 Uhr
Sonntag, 5. März, 11 und 12 Uhr
Donnerstag, 9. März, 16.30 Uhr
Samstag, 11. März, 15 und 16 Uhr
Sonntag, 12. März, 11 und 16 Uhr

Jede Führung dauert etwa eine Stunde. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Treffpunkt ist jeweils an der Kasse im Erdgeschoss. Zuzüglich zum Eintritt fällt eine Gebühr von 3 Euro an.

Weitere Informationen und Anmeldung telefonisch unter 0441 / 220 73 00 oder per E-Mail an info@landesmuseum-ol.de. Nach vorheriger Absprache sind auch Gruppenführungen durch die Ausstellung möglich.

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