Deutsche Dichtung von „KlangHelden“ gerappt
Stolze „KlangHelden“ präsentieren ihre RAP-CD in Gegenwart von Regina Peters und Kulturamtsleiterin Christiane Cordes (vorne von rechts).
Foto: Katrin Zempel-Bley
Anzeige
Oldenburg / zb – Goethes „Erlkönig“, Schillers „Handschuh“ oder James Krüss „Das Feuer“ kommen auf der CD der „KlangHelden“ in einem ganz neuen Gewand daher. Gedichte lernen finden Konrad Fröhlich und Theo Fank nicht sonderlich spannend, sie zu vertonen machte ihnen wie den anderen zwölf Chormitgliedern hingegen viel Spaß.
Regina Peters, die für die Kibum der Stadt Oldenburg verantwortlich ist, suchte Lyrik aus, die der Jugendchor des Oldenburgischen Staatstheaters „KlangHelden“ mit Unterstützung des RAP-Spezialisten Daniel Schneider vertonte. „Ich spüre den Musikgeschmack von Jugendlichen auf und weiß, dass sie Rhythm and Poetry, also RAP, sehr mögen. Was lag da näher, als mit ihnen Klassik zu rappen und ihnen auf diese Weise deutsche Literatur näher zu bringen“, sagt der 37-Jährige Hip-Hop-Artist.
Chorleiter Thomas Hornickel war von dem Vorhaben ebenso begeistert wie Intendant Christian Firmbach. Also stand dem Projekt nichts im Wege. Im Rahmen eines zweitägigen Workshops wurden die Texte und ihre Vertonung erarbeitet und umgesetzt. Herausgekommen ist RAP-Poesie, die zumindest Jugendliche begeistert. Ob Mascha Kalékos „Mann im Mond“, Hoffmann von Fallersleben „Die Gedanken sind frei“, Erich Frieds Gedicht „Was es ist“ oder Fontanes „Herr von Ribbeck“ – die Interpretationen entfalten eine neue emotionale Wucht, machen Spaß und laden zum Mitsingen ein – sofern die Texte aus der Schulzeit noch bekannt sind.
„Im Tempel der Hochkultur haben die KlangHelden Klassik neu interpretiert“, freut sich Hornickel und ist stolz auf seinen Chor, der normalerweise auf der Bühne des Oldenburgischen Staatstheaters steht und bei Musikinszenierungen gekonnt mitwirkt. Was manch einer vielleicht vorher noch für verstaubt hielt, bekommt durch den modernen Sound ein ganz andere Bedeutung für die Jugendlichen. „Vor allem haben wir die Texte nach zwei Stunden draufgehabt, erzählt Konrad. „Wenn wir sie einfach nur so auswendig lernen müssten, wäre das ungleich schwerer. So macht es Spaß.“ „Die Gedichte wirken vertont komplett anders“, findet Julian Mönnich. Und Antonia Schäpker ist überzeugt, „dass viele Schüler es spannender finden, Gedicht-Raps im Unterricht zu hören als die Gedichte nur zu lesen und sie zäh durchzuarbeiten.“
Für Lehrkräfte, die ihren Schülern diese Art der Literatur vermitteln möchten, kommt die CD zur rechten Zeit. Sie überwindet manche literarische Hürde, bricht mit Tabus und geht zeitgemäß mit Texten um, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben. Da macht Deutsch- oder Musikunterricht manch einem vielleicht mehr Spaß, glauben die „KlangHelden“.
Während der Kibum geben sie zwei Konzerte, die jedoch schon nach einer Stunde ausverkauft waren. Ihre CD wird am Eröffnungstag der Kibum, am 7. November, präsentiert, und außerdem kann sie vom 1. bis 30. November zum Einführungspreis von 10 Euro erworben werden, danach für 15 Euro. Außerdem ist sie ab November über www.rapschool-nrw.de zu beziehen.
Keine Kommentare bisher