Freifeld Festival abgesagt
Das Freifeld Festival sollte auf dem Gelände des Klosters Blankenburg stattfinden.
Foto: Lars Kaempf
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Oldenburg / am / pm – Das Freifeld Festival 2015, das vom 14. bis 16. August auf dem Klostergelände Blankenburg stattfinden sollte, wurde heute Morgen mit großem Bedauern des Festivalteams abgesagt. Die Vorstellungen über ein Kulturfestival auf dem geschichtsträchtigen Areal von den Veranstaltern und dem Besitzer waren zu unterschiedlich.
Geplant war, wie in den vergangenen zwei Jahren, ein buntes Kulturfestival mit Musik, Theater, Ausstellungen, Literatur, Film und Workshops zu veranstalten. Das Kloster Blankenburg mit seiner Geschichte als psychiatrische Einrichtung und Flüchtlingslager sollte sowohl künstlerisch als auch dokumentarisch thematisiert werden. Aufgrund der kritischen Auseinandersetzung mit der Historie des Geländes seien beim Geländeeigner Wolfgang Schwerdt und Kathrin Helms von Schwerdt-Immobilien Bedenken entstanden, dass Blankenburg in ein „negatives Licht“ gerückt werden könne, so das Freifeld-Team. „Für uns ist eine Veranstaltung an einem besonderen Ort wie Blankenburg nur möglich, wenn wir uns der Historie des Ortes öffnen und uns, nicht nur aber auch, inhaltlich mit der Geländegeschichte und der aktuellen Entwicklung auseinander setzen sowie unser Programm unabhängig kuratieren können“, sagt Festivalleiterin Katrin Windheuser. „In diesem Punkt können wir als sozio-kulturelles Festival nicht kompromissbereit sein und einzelne Programmpunkte, wie zum Beispiel die historische Geländeführung, streichen.“ Trotz der sonst sehr konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Besitzer, hätten beide Seiten eingesehen, dass es wegen unterschiedlicher Erwartungen an ein Kulturfestival in Blankenburg keine gemeinsame Grundlage für eine weitere Kooperation geben kann.
„Diese Situation war für das gesamte Team nicht absehbar, trifft uns mitten in den letzten Zügen der Vorbereitungen und wir sind nicht nur deshalb zutiefst bestürzt“, sagt Max Wolfs aus der Programmgruppe des Freifeld Festivals. „Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit und Herzblut sind in den letzten Monaten in dieses Projekt geflossen und es ist schmerzhaft, in diesem Jahr das Festival nicht realisieren zu können.“
Die Absage sei bedauerlich, so Stadtsprecher Reinhard Schenke. „Wir haben versucht, das Freifeld Festival mit der Suche nach Alternativen Stadtorten zu unterstützen.“ Leider habe wegen der fortgeschrittenen Zeit kein Ersatzgelände gefunden werden können, das dem Konzept des Festivals gerecht geworden wäre, so das Festivalteam. Jetzt müssten die finanziellen Verbindlichkeiten abgewickelt werden. Die Stadt Oldenburg hat bereits zugesagt, frühzeitig in die Geländesuche für 2016 mit einzusteigen.
Derzeit prüft das Land Niedersachsen mehrere Standorte auf ihre Eignung als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Dazu gehört unter anderem auch das Kloster Blankenburg. „Wir sind im Prüfungsprozess und führen die Vertragsverhandlungen zusammen mit dem staatlichen Baumanagement und dem Landesliegenschaftsfonds“, so eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums. Die Vertragsmodalitäten wie Nutzungsbeginn und Personenzahl seien Gegenstand der Vertragsverhandlungen, deren Ergebnis noch abgewartet werden müsse. Ob diese Verhandlungen zur Absage des Freifeld-Festivals beigetragen haben, kann nur vermutet werden. Der Besitzer des Kloster Blankenburgs, Wolfgang Schwerdt von Schwerdt Immobilien in Oldenburg, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
2 Kommentare
Ich bin sehr verständnislos für die Immobilienhaie. Außerdem bin ich sehr enttäuscht. Mir ist unklar wie man ein Kulturfestival dieser Art aus finanziellen Interessen torpedieren kann. Schämen sie sich was!
Offiziell waren es ja keine finanziellen Gründe, sondern man wollte den „guten Ruf“ wahren. Als ob da etwas zu wahren wäre.
Interessant ist für ich das Ganze aus einem ganz anderen Blickwinkel:
So will man wohl zuallererst die Geschichte Blankenburgs gar nicht so gerne aufgearbeitet wissen.
Das Freifeld ist, obwohl dieses Jahr mit diesem Thema angetreten, bis jetzt ein Fest der Beliebigkeiten (sonst wäre es z.B., im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen, von der NWZ nicht so „liebevoll“ betreut) – und so muß man fast annehmen, daß der Grundstückseigner den Betreibern langfristig noch einen Gefallen getan hat.
Finanzielle Interessen spielen außerdem, natürllich, im Veranstaltungswesen auch immer eine Rolle. So sollte der „Rock am Ring“, nach einem notwendig gewordenen Umzug auf ein anderes Gelände, partout nicht mehr „Rock am Ring“ heißen dürfen. Was der Verlust eines so bekannten Logo für den Veranstalter bedeutet hätte, kann sich wohl jeder vorstellen. Auch kritische Töne sind derzeit nicht – und immer weniger – gern gesehen.