Landesmuseum Natur und Mensch: Mumien als Geheimnisse des Lebens
Oldenburg (vs) Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ist vielen Leuten bekannt als das Museum mit den Moorleichen. Jahrelang hat das Haus auch mit Abbildungen dieser konservierten toten Körper in ihrer Moorausstellung geworben. Auch wenn diese Zeiten der Werbung mit Verstorbenen wie Objekte aus ethischen Gründen vorbei sind, lädt das Landesmuseum am Damm noch bis zum Mai 2023 zu der Sonderausstellung „Mumien – Geheimnisse des Lebens“ ein. In dieser Sonderschau steht neben dem respektvollen Umgang im Zeigen von tierischen und menschlichen Mumien aus aller Welt die Mumienforschung im Vordergrund. Die Besucher/innen erhalten Einblicke in die modernen Methoden wie Radiokarbondatierung und der Computertomographie.
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Die Ausstellung zeigt zusätzlich ausgewählte Objekte aus der archäologischen und naturkundlichen Sammlung des Hauses sowie aktuelle Forschungsergebnisse zu den Moorleichen des Landesmuseums. Besucher/innen sehen die älteste Moorleiche des Oldenburger Museums und erfahren aktuelle Erkenntnisse zu einem Mordfall aus dem 3./2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Die Ausstellung ist in Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim entstanden.
Mumien mit Respekt vor dem Lebewesen zeigen
Zum Hintergrund dieser Sonderausstellung mit menschlichen und tierischen Überresten hat die Museumsleitung ein Dossier verfasst, in dem sie sich mit diesem sensiblen Sammlungsbestand und dem ethischen Rahmen auseinandersetzt und deutlich macht, dass sie diese Überreste nicht als Objekte betrachtet: „Menschliche Verstorbene gehören im musealen Kontext zum sensiblen Sammlungsbestand. Das Natur und Mensch hat eine Haltung zum Umgang mit menschlichen Überresten entwickelt und strebt einen respektvollen Umgang mit menschlichen Überresten an. Aus diesem Grund zeigt das Museum in dieser Ausstellung auch keine Mumien, deren Herkunft nicht bekannt ist. Das Museum hat sich bewusst gegen das Verbreiten von Fotos menschlicher Mumien zu Werbezwecken, etwa auf Plakaten und Flyern, entschieden. Hinweise in der Ausstellung sensibilisieren die Besuchenden und lassen ihnen die Wahl, ob und wann sie den Verstorbenen begegnen möchten.“
„Mit den Mumien greifen wir die Themen Tod und Sterben auf und beschäftigen uns mit den kulturell und religiösen unterschiedlichen Arten und Riten vom Tod und Sterben und der Bestattung“, sagt Museumsdirektorin Dr. Ursula Warnke. „Auch wenn wir bekannt sind als das Museum mit den Moorleichen, zeigen wir bewusst keine Fotos von menschlichen Mumien auf Plakaten oder Flyern“, so die Museumsdirektorin. Für die Flyer der Mumien-Ausstellung habe die beauftragte Werbeagentur so auch den Auftrag erhalten, keine Mumien zu zeigen. Auf den Vorderseiten sind nun die drei Umgebungen der möglichen Konservierung von menschlichen Überresten zu sehen, nämlich Moor, Erde und Eis.
Rückgabe von Überresten an Angehörige
In ihrer abgeschlossenen Forschungsarbeit hat sich die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, Dr. Yvonne Kaiser, mit den menschlichen Überresten und ihrer Herkunft im Landesmuseum Natur und Mensch und ihrer Darstellung im Museum wissenschaftlich beschäftigt. Insbesondere die Sammlung und zum Teil ungeklärte Herkunft von Schädeln war Bestandteil ihrer Arbeit. So konnte Dr. Yvonne Kaiser zum Beispiel die Herkunft von 34 Schädeln aus dem Zeitraum 1850 bis 2001 nachweisen. Zum Thema Mumien in Museen hat die Wissenschaftlerin eine klare Meinung: „Menschliche Leichen sind keine Objekte. Trotz unseres Bildungsauftrages müssen wir uns fragen, ob Tote in Museen ausgestellt werden sollten. Andere Kulturen gehen sensibler mit ihren Toten um und wollen gar nicht, dass sie ausgestellt werden. Daher müssen wir uns auch fragen, wie unsere Leichen gezeigt werden und untergebracht sind.“ In diesem Zusammenhang weiß Dr. Yvonne Kaiser auch von Anfragen von Angehörigen an das Museum bezüglich der menschlichen Überreste im Haus und der Möglichkeit einer Rückgabe. „Wir haben diesbezüglich bereits Kontakt zu Angehörigen“, berichtet die Wissenschaftlerin.
In der weltweiten Museumslandschaft habe sich im letzten Jahrzehnt die Debatte um das Ausstellen und Bewahren von und das Forschen an menschlichen Überresten in archäologischen und naturkundlichen Sammlungen verstärkt, berichtet das Landesmuseum. Am Ende entscheiden wohl die Besucher/innen, ob sie die Leichen sehen wollen oder nicht. Dazu evaluiert die Oldenburg Museumsleitung in der Vergangenheit und gibt auch zur aktuellen Mumien-Sonderausstellung den Besucher/innen die Möglichkeit, sich zu äußern.
Das Landesmuseum bietet ein vielfältiges Vermittlungsprogramm für alle Altersgruppen rund um die Themen Mumien, Leben und Tod. Dazu gehören jeden Sonntag um 11.15 Uhr kultursensible Führungen, eine Mitmachaktion für Familien am 19. Juni, und ein Workshop für Kinder am 25. Juni sowie das Familienfest am 5. November.
Alle Informationen gibt es unter www.naturundmensch.de.
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