Kultur

Literarischer Landgang: Blick von außen

Matthias Politycki, Monika Eden und Jürgen Müllender stellten den Literarischen Landgang vor.

Matthias Politycki, Monika Eden und Jürgen Müllender stellten den „Literarischen Landgang“ vor.
Foto: Anja Michaeli

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Oldenburg / am / zb – „Das Oldenburger Land ist mir fremder als Osaka“, berichtet Matthias Politycki. Er ist der erste „literarische Landgänger“ – unterwegs im Auftrag des Literaturbüros Oldenburg und der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg. Ziel des neu gestarteten Projekts ist Schriftstellerförderung und Literaturvermittlung zugleich.

„Als regionales Unternehmen hatten wir Interesse an einem regionalen Projekt, das das Oldenburger Land als Region und literarisch abbildet“, sagt Jürgen Müllender, Vorstand der Kulturstiftung. „Der von Monika Eden, Leiterin des Literaturbüros Oldenburg, konzipierte literarische Landgang entsprach unseren Vorstellungen.“ So wurde Matthias Politycki als erster Schriftsteller mit einem Reisestipendium ausgezeichnet.

Der 60-Jährige hat Romane, Erzählungen, Gedichte, Essays sowie Hörbücher publiziert und gilt als Weltreisender unter den deutschen Autoren. Doch das Oldenburger Land ist ihm eher unbekannt. Auf der Hälfte seiner Reise zog er eine erste Bilanz seiner Erkundungsreise mit dem Auto. Er hat bestimmte Ziele, guckt sich um und beobachtet alles aus seinem Blickwinkel. Danach schreibt er bis Frühjahr 2016 einen Text, der ein literarischer Reisebericht, ein Essay oder eine Kurzgeschichte sein kann.

Matthias Politycki freut sich über die Chance, der erste literarische Landgänger zu sein. Es sei eine Ehre, findet er. Gleichwohl wäre es einfacher ins „Exotische“ zu reisen als in die „Heimat“. Seine ersten Stationen waren Cloppenburg und Lohne. Anschließend wird er nach Delmenhorst, Nordenham, Horumersiel und Oldenburg fahren und alles notieren, was ihm auffällt und was er erlebt. Eine Reise sei immer eine Mischung aus Urlaub und Abenteuer – dazu gehören auch Flops, die im Rückblick meistens höchst interessant seien, sagt er.

„Wenn man jedoch alleine unterwegs ist, sind die schönen Sachen schwerer zu ertragen als zu zweit“, findet er und erzählt vom Pestruper Gräberfeld. Die Heide habe geleuchtet, die Schafe seien pittoresk und der Herbstwald herrlich melancholisch gewesen. „Das kann ich später nur erzählen und teile es nicht“, so Politycki, der sich über das Umland freut, aber über die „trostlosen Innenstädte“ im südlichen Oldenburger Land ärgert. „Warum machen wir da nicht mehr“, fragte er. Interessantes fand der Schriftsteller am Wegesrand: „Was ich im Museumsdorf en bloc gesehen habe, konnte ich dann direkt live entlang der Straßen erleben.“

Sein bisheriges Fazit: „Es ist Stress, ich werde danach viel schlafen.“ Das läge vor allem an den unerwarteten Begegnungen, immer mit offenem Visier unterwegs zu sein und abends alles notieren zu müssen. Die Texte wird der in Hamburg lebende Schriftsteller in Osaka schreiben. Und die japanische Stadt werde er wahrscheinlich weiterhin besser kennen als das Oldenburger Land, denn er sei hier nur sieben Tage unterwegs. Das Ergebnis wird eine Art Reportage, kündigt er an und freut sich schon auf diese Aufgabe.

Im nächsten Jahr tritt er die Reise durch das Oldenburger Land ein zweites Mal an. Dann wird er seine Eindrücke dem interessierten Publikum an sieben Stationen präsentieren. Monika Eden reist als Projektleiterin mit und stellt den Schriftsteller und seinen Text als Moderatorin auf allen Stationen vor. „Die Besucher der Lesungen vor Ort bekommen bei den Veranstaltungen somit nicht nur ganz aktuelle zeitgenössische Literatur vermittelt. Sie werden zudem in die Lage versetzt, ihr unmittelbares Lebensumfeld durch die sprachliche Annäherung eines fremden, gleichsam touristischen Blicks neu zu erfahren“, sagt Monika Eden. Künftig soll jährlich ein renommierter deutschsprachiger Schriftsteller das Landgang-Stipendium erhalten, das mit 5000 Euro dotiert ist. Die Lesungen zur Präsentation des Reisetextes werden zudem mit insgesamt 5600 Euro honoriert.

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