Revolverheld: Volle Energie „ohne“ Strom
Oldenburg (vs) „Früher war mehr Lametta“ ist der Spruch von Loriot, den man bei „Revolverheld“ umwandeln kann in: „Früher war mehr Rock“. Der Stimmung in der fast vollbesetzten großen Arena tat dies aber keinen Abbruch. Die Fans im Alter von zwölf bis 60 wissen was sie wollen und sind gekommen, weil sie diese sympathischen Jungs von nebenan erleben wollen, die es schaffen, mit ihren eingängigen Melodien und gut gemeinten Texten die Leute zu erreichen. Und das haben sie geschafft.
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Das Hamburger Quartett präsentiert derzeit seine „MTV unplugged in drei Akten“-Tour und das bedeutet „ohne“ Strom aber knapp über zweieinhalb Stunden volle Energie. Mit akustischen Instrumenten bestückt, präsentiert die bestens gelaunte und extrem redselige Band ihre Hits von damals bis heute. In neuen Arrangements sind einige Stücke erst nach mehreren Akkorden erkennbar. Die vielseitige Instrumentierung sorgt für einen abwechslungsreichen, extrem dynamischen Sound. Unterstützt werden die Musiker von Streichinstrumenten, Akustikbass, Percussion, Trompete und Klavier und zwei Sängerinnen. Zur großen Überraschung und mit Freudenschreien (des weiblichen Teil des Publikums) begrüßt, kam Max Giesinger für ein Song auf die Bühne.
Revolverheld in Oldenburg: Charisma und Eigendynamik
Der amerikanische Singer-Songwriter Greg Holden eröffnet das Konzert mit seinen Balladen. Selten erlebt man ein derart aufmerksames Publikum bei einem Opener, der mit ruhigen und auch politischen Songs überzeugt. Der Freund des charismatischen Revolverheld-Sängers Johannes Strate singt später mit der Band passend „Das kann uns keiner nehmen“.
In der Mitte der Halle dicht umringt von den Fans und unzähligen Smartphones eröffnet „Revolverheld“ ihr Konzert mit fünf Songs. In ihrer Garderobe sitzen sonst die Baskets und entsprechend kann Johannes Straße es nicht fassen, dass Baskets-Center Brian Qvale Schuhgröße 52 hat. „Die spielen doch grad in der Türkei, spielt der heute barfuß?“, so der Sänger. Es wird viel erzählt und gewitzelt – von der ersten bis zur letzten Minute – über Jugend, Kneipe und Studium („Wir haben Kulturwissenschaften studiert. 80 Prozent Frauenquote. Unglaublich.“). Emden, Justin Bieber, Tierpark Hodenhagen (wo Biebers Affe jetzt lebt), Donald Trump, Fußball-Bundesliga („Ein Schwank aus meiner Jugend wollt Ihr hören: Als Werder mal Meister war“) und sogar Strates Freundin („Ich freue mich auf einen freien Sonntagabend und sie will zum Justin Bieber-Konzert“) bleiben nicht verschont. Die Bandmitglieder spielen sich dabei immer wieder die Bälle zu und entwickeln eine fast nicht enden wollende Eigendynamik.
Ausgetüftelte Lichtspielereien, eingespielte Videosequenzen entsprechend der Atmosphäre der Songs und ein sehr guter, satter Sound machen den Bühnenauftritt perfekt. Das Publikum bekommt ausgiebig Gelegenheit zum Mitsingen und ein Freeze-Video für das Internet klappt perfekt. („In Emden hätte ich das zwei Stunden erklären müssen.“)
Die Band zeigte sich begeistert von der Atmosphäre in der Halle. Dass sie das bei jedem Konzert sagen, ist klar, aber in Oldenburg war es ehrlich gemeint. Überhaupt war die Band begeistert von Oldenburg, wo sie den Tag verbrachten. „Zum Abschluss mit leckerem Kaffee bei Tante Käthe“. Sie versprachen wieder zu kommen. Vor zehn Jahren rockte „Revolverheld“ mit lauten Stromgitarren den Pferdemarkt. Hoffentlich müssen wir nicht wieder solange warten.
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