Kultur

Staatstheater: „Macbeth“ im Wahn der Macht

Zurzeit mit großem Erfolg im Oldenburgischen Staatstheater zu sehen: das Drama „Macbeth“ von Shakespeare mit Gerrit Frers als Macbeth (rechts), Katharina Shakina als Lady Macbeth (Mitte) in den Hauptrollen sowie unter anderem Konstantin Gries als Banquo.

Zurzeit mit großem Erfolg im Oldenburgischen Staatstheater zu sehen: das Drama „Macbeth“ von Shakespeare mit Gerrit Frers als Macbeth (rechts), Katharina Shakina als Lady Macbeth (Mitte) in den Hauptrollen sowie unter anderem Konstantin Gries als Banquo.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Dass ein Stück von Shakespeare auch in nur 90 Minuten spannend und dramatisch auf die Bühne gebracht werden kann, zeigt derzeit das Schauspielensemble in „Macbeth“ am Oldenburgischen Staatstheater. Regisseur Malte Kreutzfeldt gelingt es, das jahrhundertealte Drama um Macht, Größenwahn, Verrat und Missgunst im Kleinen Haus in eine sehenswerte und zeitlose Inszenierung zu verwandeln, die schauspielerisch wie auch dramaturgisch auf ganzer Linie überzeugt. Auch die visuelle Umsetzung ist perfekt gelungen. Das Publikum weiß diese besondere Regie- und Schauspielleistung mit reichlich Applaus zu würdigen. Betrachtet man die aktuelle politische Lage in einigen Ländern dieser Welt mit ihren populistischen Machthabern und ihrer Sucht nach (Allein-)Herrschaft, ist dieses historische Drama um die Krone Schottlands erschreckenderweise aktueller denn je.

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Allen voran sind die beiden Hauptprotagonisten Gerrit Frers als Macbeth und Katharina Shakina als seine Frau Lady Macbeth zu erwähnen. Mit ihrem eindringlichen Spiel und der gekonnten Verwandlung des Macbeth, der zunächst als demütiger Ehemann unter seiner Frau agiert und später als König Macbeth schonungslos alle Widersacher auf seinem Weg zur Macht aus dem Weg räumt, wissen beide zu begeistern. Mit ganzem Körpereinsatz geht der zu Anfang noch hörige Ehemann schließlich zu Werke und lässt sich nur schwerlich von seiner Frau bremsen, bis auch sie sich den (Größen-)Wahn ihres Gatten zunutze macht. Seine Mit- und Gegenspieler – Konstantin Greis als Banquo, Klaas Schramm als König Duncan, Florian Heise als Malcolm, Andreas Spaniol als Macduff sowie Tobias Schormann als Lennox – reihen sich in ihren speziellen Charakteren ebenso überzeugend und eindrucksvoll ein.

Beklemmende Atmosphäre im Kleinen Haus

Wie bei Shakespeare oft vorgegeben, wird auch im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters die sogenannte vierte Wand durchbrochen, und es wird in den Theatersaal hineingespielt. Auch die Theatergäste werden in das Spiel miteinbezogen. Das Schicksal für Macbeth verkündend, wird in der Oldenburger Inszenierung nicht den drei Hexen überlassen, wie im Text von Shakespeare vorgegeben, sondern den Stimmen des Ensembles und dem mysteriösen Erscheinen eines stumm bleibenden Kindes (Lientje Karwey, alternierend Charlotta Ahrens) übertragen, welches eine beklemmende Atmosphäre schafft – inmitten von Nebelschwaden. Lediglich der als Running Gag eingebaute Heißhunger von Macbeth auf saure Gurken erschließt sich nicht komplett und bringt dem wohl gut gemeinten Witz inmitten des blutigen Dramas keinen Mehrwert.

Sehenswerter Shakespeare in Oldenburg

Regisseur Malte Kreutzfeldt, der auch für Sounddesign und Bühnenbild verantwortlich zeichnet und darin ebenso zu überzeugen weiß, hat eine nach hinten ansteigender Spielfläche installiert, die anfangs komplett mit weißer Kreide ausgelegt ist. Mit dem Fortschreiten des Spiels und dem blutigen Kampf um die Krone läuft auf der Fläche von hinten Wasser herab, das sich allmählich mit Blut vermischt, die Bühne in ein visuelles Schlachtfeld verwandelt und auch die agierenden Figuren zunehmend einnimmt. Ebenso ist das ausgeklügelte Lichtdesign von Sofie Thyssen im wahrsten Sinne des Wortes sehenswert, wie auch die Kostümentwürfe von Katharina Beth.

Wer einen frischen, zeitlosen und packenden Klassiker von Shakespeare sehen will, der auch nach 400 Jahren immer noch aktuelle Züge hat, sollte nach Oldenburg ins Staatstheater kommen und sich eine der begehrten Vorstellungen ansehen.

Vorstellungstermine und Karten sind unter www.staatstheater.de erhältlich.

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