Kultur

Staatstheater: Stadt:Ensemble spielt mit der Zeit

Erzählen von ihrem Umgang mit der Zeit: Gila Schmidt (2. von links), Mostafa Abbas (3. von links), Mehdi Akbari (4. von links) sowie Jens Marnowsky (rechts). Dramaturgieassistentin Annika Müller (links) und Hanna Puka (2. von rechts), Regisseurin und Leiterin des Stadt:Ensembles, haben die Geschichten in „Wo die Tied vergeiht – Vom Vergehen der Zeit“ zusammengetragen. Premiere ist Sonntag, 30. März, um 18.30 Uhr im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.
Foto: Volker Schulze

Oldenburg (vs/ki) Gedanken über die persönliche Vergänglichkeit, der Rückblick auf die Vergangenheit sowie die Frage, wie wir unsere Zeit im Hier und Jetzt und im Morgen nutzen, sind Themen, die das Stadt:Ensemble des Oldenburgischen Staatstheaters auf die Bühne bringt. Vielen Menschen scheint die Zeit durch die Finger zu rinnen – sie ist nie genug vorhanden, und es gibt immer noch so viel zu erledigen.

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Nach der gefeierten Premiere von „Robin Crusoe“ probt das 15-köpfige Stadt:Ensemble derzeit an seinem neuen Stück. Die intensiven Proben befinden sich in der Endphase, und die Probebühne wurde mit der Bühne im Kleinen Haus getauscht. Dort feiert „Wo die Tied vergeiht – Vom Vergehen der Zeit“ am Sonntag, 30. März, um 18.30 Uhr Premiere. Unter der Regie von Hanna Puka und mit Unterstützung der Dramaturgieassistentin Annika Müller ist ein Stück mit Musik in hoch- und niederdeutscher Sprache entstanden. „In den plattdeutschen Szenen sprechen alle ihren eigenen Dialekt. Niemand muss Angst haben, das nicht zu verstehen“, sagt Annika Müller.

Die Ensemblemitglieder, geboren zwischen 1947 und 2007, leben in und um Oldenburg und erzählen ihre persönlichen Geschichten. Es geht um Schicksalsschläge, Glücksmomente und Lebensfragen von gestern, heute und morgen – etwa die dramatische Flucht eines Geflüchteten aus dem Iran, Erlebnisse aus der kriegsgeschädigten Ukraine oder die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und dem Gefühlschaos nach einer Trennung. Aus diesen biografischen Momenten ist die Geschichte von vier Freundinnen entstanden, die zu einer Party einladen – ohne den Gästen den Grund zu verraten. Ein Geheimnis unter den vieren sorgt zusätzlich für Spannung und Überraschung.

„Wo die Tied vergeiht – Vom Vergehen der Zeit“ im Kleinen Haus

„Für mich ist die Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und der Endlichkeit ein zentrales Thema. Was erwartet mich noch, und wie gehe ich mit dem Sterben um?“, sagt Gila Schmidt, die zwei Tage vor der Premiere ihren 71. Geburtstag feiert. Jede einzelne Geschichte, jede Herkunft, jede Perspektive ist es wert, erzählt zu werden. Fiktive Elemente ergänzen die biografische Sammlung. Gemeinsam mit dem Regieteam hat das Ensemble seine Erlebnisse zusammengetragen und daraus das Stück entwickelt. Nicht immer spielt jede und jeder die eigene Geschichte. „Das Ensemble spielt freier, wenn nicht die eigene Geschichte erzählt wird – das kann zu nah gehen“, erklärt Regisseurin Hanna Puka, künstlerische Leiterin der Theatervermittlung und lobt das spielstarke Ensemble.

„Deshalb wurden wir auch gefragt, ob wir unsere eigene Geschichte erzählen wollen“, ergänzt Ensemblemitglied Mehdi Akbari. Und der 23-jährige Mostafa Abbas sagt: „Mich beschäftigt oft der Zwiespalt zwischen Spaß haben und der Angst, die Zeit zu verlieren. Ich frage mich oft, wie ich sie besser für mich nutzen kann.“ Die unterschiedlichen Perspektiven zeigen eindrücklich, wie Generationen verschieden mit dem Thema Zeit umgehen.

Musik als verbindendes Element

Ein zentrales Element des Stücks ist die Musik. Musiker und Ensemblemitglied Jens Marnowsky hat verschiedene Titel neu arrangiert und spielt diese – ebenso wie Originalkompositionen – live am Klavier auf der Bühne. Gesungen wird auf Hochdeutsch, Englisch und Ukrainisch. „Wir haben geschaut, welche musikalischen Talente wir in der Gruppe haben, was möglich ist und wer singen kann“, so Jens Marnowsky.

„Der Sinn des Stadt:Ensembles ist es, Geschichten von Menschen aus der Stadt für Menschen in der Stadt zu erzählen“, betont Gila Schmidt. Nach dem Erfolg von „Robin Crusoe“ hoffen alle Beteiligten auch diesmal auf rege Neugier. Immerhin: Die Premiere ist bereits ausverkauft.

Weitere Informationen, Fotos, Vorstellungstermine sowie Karten gibt es unter www.staatstheater.de oder telefonisch unter 0441/2225-111.

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