Staatstheater: „The Turn of the Screw” perfekt inszeniert

Die Kammeroper „The Turn of the Screw“ von Benjamin Britten ist zurzeit im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheater zu sehen. In den Hauptrollen singen (von links): Neima Fischer, Melanie Boisvert und Elias Nickel.
Foto: Stephan Walzl
Oldenburg (vs/ki) Mit seiner ersten Regiearbeit am Oldenburgischen Staatstheater hat Generalintendant Georg Heckel ein eindrucksvolles und ausdrucksstarkes Ergebnis abgeliefert. Die gelungene Inszenierung der mystischen Kammeroper „The Turn of the Screw“ von Benjamin Britten (1913-1976) im Großen Haus begeistert auf ganzer Linie. Mit langanhaltendem Applaus würdigte das Publikum verdient die Gesangsleistung des Ensembles, die 13 Solisten des Staatsorchesters unter der Leitung von Hendrik Vestmann sowie das gesamte Regieteam. Mit ihrer authentischen Darstellung der Zerrissenheit zwischen Schein und Wirklichkeit überzeugt sie sowohl gesanglich als auch darstellerisch. Besonderen Applaus erhielt Melanie Boisvert in der Rolle der namenlosen Gouvernante, die allein auf der Bühne den Schlussapplaus eröffnet. Insgesamt brilliert das Gesangsensemble in seinen Stimmlagen und schafft es, die mystische Atmosphäre und die Bedrohlichkeit im Verlauf der zweistündigen Oper gekonnt zu entfalten. Erwähnenswert sind zusätzlich die beiden Kinder Flora (Gesangsstudentin Neima Fischer als Gast) und ihr Bruder Miles (Elias Nickel als Gast vom Knabenchor Gütersloh), die bereits in jungen Jahren mit erstaunlich stimmlicher Präsenz und schauspielerischer Reife überzeugen.
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Die 1954 in Venedig uraufgeführte Kammeroper von Benjamin Britten basiert auf Henry James’ gleichnamiger Novelle. Erzählt wird die Geschichte einer Gouvernante, die auf einem abgelegenen Landsitz mit den vermeintlich übernatürlichen Einflüssen der verstorbenen Hausangestellten Miss Jessel (Adréana Kraschewski) und Peter Quint (Johannes Leander Maas) konfrontiert wird. Die Grenze zwischen Realität und Einbildung verwischt zunehmend, während die Kinder Flora und Miles zunehmend unter den dunklen Einfluss der Geister geraten. Die undurchsichtige Haushälterin Mrs. Grose (Monika Walerowicz) trägt ihr Übriges zur Verwirrung der Gouvernante bei, die zunehmend zwischen Sein und Schein, Schuld und Sühne wandelt.

Generalintendant Georg Heckel hat die mystische Kammeroper unter der musikalischen Leitung von Hendrik Vestmann inszeniert. Das spannende Drama um die namenlose Gouvernante und dem Waisen Miles mit seiner Schwester Flora begeisterte das Premierenpublikum.
Foto: Stephan Walzl
Bühnenbild und Lichtregie unterstreichen die Mystik
Mit seiner Vertonung der literarischen Vorlage gelingt es Benjamin Britten hervorragend, die zunehmende Düsternis der Handlung musikalisch auszudrücken. Minimalistisch, mit enormer dynamischer Vielfalt und großer Klangbreite ausgestattet, setzt das Kammerorchester die düsteren Szenen entsprechend um. Das passend schlicht gehaltene, dunkle und offene Bühnenbild (Okarina Peter und Timo Dentler) gibt reichlich Möglichkeiten für Assoziationen. Eine wieder einmal überzeugende Lichtregie (Carsten Lenauer) unterstreicht die mystische und bedrohliche Szenerie. Regisseur Georg Heckel wartet zusätzlich mit einigen überraschenden Details in seiner Inszenierung im Großen Haus auf.
Mehr Informationen, Vorstellungstermine und Karten sind erhältlich unter www.staatstheater.de.
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