Tatort Bremen: „Donuts“
(Achim Neubauer) Als eine Leiche im Kofferraum eines Neuwagens in Bremerhaven gefunden wird, reist die Tatort-Mordkommission aus Bremen an. Liv Moormann und Linda Selb ermitteln in einem der größten Autoumschlaghäfen Europas als der Bereichsleiter der Fahrer ermordet worden ist. Am 2. April sendet das Erste den vierten Fall des aktuellen Bremer Teams.
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Und wieder ist das Bremer Kommissarstrio nicht komplett. Diesmal ist Mads Andersen (Dar Salim) wenigstens für ein Videotelefonat dabei, dafür wird dann während der Ermittlungen Linda Selb (Luise Wolfram) abgezogen. Schlüssig ist das alles nicht. Ob und wie es mit dem Dreierteam weitergeht, wird wohl die neue Radio Bremen Redakteurin Lina Kokaly nun erarbeiten müssen.
Erst mal konzentriert sich in dieser Folge alles auf Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer), die – so ihre Rollenbiografie – ja gebürtig aus Bremerhaven stammt. So trifft dort sie nicht nur auf ihren Bekannten, ehemaligen Freund und Polizeikollegen (Patrick Güldenberg), auch ihre Mutter und ihre Schwester begegnen während der Ermittlungen und erlauben einen Einblick in die definitiv schwierigen familiären Verhältnisse, in denen die Kommissarin groß geworden ist.
In ihrer alten Heimat ist die Stadtbremer Polizei zuständig für den Überseehafenbereich, so kommt die Mordkommission aus Bremen an die Wesermündung. Nach dem Leichenfund erkennen die beiden Ermittlerinnen schnell Fahndungsansätze, dann wird Selb aber nach Brüssel geschickt, wo sie – in einem ganz anderen (unbestimmten) Fall – Mads Andersen unterstützen soll. Nun rauft sich Moormann mit ihrem Bremerhavener Kollegen zusammen und die beiden ermitteln gemeinsam. Bei der Suche nach einem Motiv für den Mord stoßen sie auf die Bremerhavener Autotuning-Szene, in der sich Marie Moormann (Luisa Böse), die Schwester der Ermittlerin, und deren Freund Gheorghe Rusu (Adrian But) tummeln.
Die zweite Hauptdarstellerin im Tatort „Donuts“ ist eindeutig die Stadt Bremerhaven. In opulenten Bildern inszeniert der in Bremerhaven aufgewachsene Regisseur Sebastian Ko seine Heimat, ohne die dunklen Seiten und Ansichten der Hafenstadt auszublenden. Mit beeindruckenden Drohnenaufnahmen fängt Kameramann David Hofmann die Lichter und auch die Größe der faszinierenden Hafenanlagen ein. Immer wieder findet er neue Auflösungen für die zugegebenermaßen dankbaren Motive in der Seestadt.
So sind Jasna Fritzi Bauer und Bremerhaven dazu in der Lage, diesen Tatort zu tragen. Das rotzige Auftreten der Ermittlerin korrespondiert mit dem herben Charme der Stadt. Der (Rück-)Blick auf ihre Kindheit und Jugend findet seine Entsprechung in den Hafenbildern, die auf eine bessere Zeit rückverweisen.
Zusammen mit dem Autor Mathias Schnelting („Helen Dorn“, ZDF) gestaltet Sebastian Ko eine Hommage an seine Stadt, die – trotz sich im Verlauf des Films häufender Zufälle – in sich stimmig bleibt. Mit seinem Blick auf soziale Realitäten knüpft das Drehbuch dann auch wieder an die beiden ersten, von Christian Jeltsch für das Bremer Team geschriebenen Filme „Neugeboren“ und „Und immer gewinnt die Nacht“ an. In diesem Sinn thematisch wieder deutlich regionaler zu werden, stellte dann auch die zuständige Redakteurin als wesentliche Aufgabe heraus. Zu wünschen ist Lina Kokaly, dass sie nun Zeit bekommt und Geduld haben kann, das Ermittlertrio (oder -duo oder was auch immer) neu zu profilieren.
Gut zu wissen
- „Donuts“ wurde vom 13. Juli bis zum 11. August 2022 in Bremerhaven und Bremen gedreht.
- Der nächste Tatort „Angst im Dunkeln“ von Kirsten Peters wird ab Ende Mai entstehen.
- Regie führt zum ersten Mal Leah Striker, die beim Tatort „Und immer gewinnt die Nacht“ für die Bildgestaltung zuständig war. Aus der Besetzungsliste sind bislang nur Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram bekannt worden.
- Sebastian Ko hatte bislang ausschließlich Tatorte für den WDR inszeniert; vier Filme für das Kölner Team aus Ballauf und Schenk, zwei Beiträge mit Kommissar Faber und Kollegen aus Dortmund.
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