Theaterkritik: „Dokusoap. Episode 451“ – flach wie das Original
Oldenburg (vs) Es soll Menschen geben, die glauben, was sie im TV sehen. Und sei es noch so plump und erniedrigend. Fremdschämen ist da Fehlanzeige. Gleiches sieht Gleiches. Die Uraufführung des Schauspiel-Projektes „Dokusoap. Episode 451“ von Regisseurin Luise Voigt in der Exerzierhalle ist eine Kopie dieses täglichen TV-Wahnsinns. Hat die Künstlerin mit ihrer Inszenierung des Hörspiels „Krieg der Welten“ in der vergangenen Spielzeit am Oldenburgischen Staatstheater aber noch eine Höchstleistung an Intensität und Spannung abgeliefert, erreicht diese diesmal nur das achtköpfige Ensemble in rund 30 Rollen, die temporeich agieren und sprechen müssen.
Anzeige
Gespielt wird auf freier Bühne, lediglich eingerahmt von einem großen Rahmen eines TV-Gerätes und mit überdimensionalen Papp-Werkzeugen ausgestattet. Die Kostüme sind in den TV-Farben rot, blau, grün gehalten. Die Regie verlangt dem Ensemble spielerisch, choreographisch und sprachlich alles ab. Hochachtung vor dieser Leistung.
Angelehnt an das flache TV-Format „Zuhause im Glück“ eines Privatsenders, zeigt die Regisseurin mit ihrer grellen Kopie dieses (augenscheinlichen) Erniedrigens einer Familie eine Persiflage auf all diese täglichen Seifenopern für Menschen, die das eigene Elend ausblenden und sich an dem Elend anderer erfreuen. Wahrscheinlich unwissend, dass auch im TV nicht alles echt ist.
Äußerst temporeich, mit schnellen Szenen- und Lichtwechseln und den dazugehörigen (viel zu langen) Werbepausen ist das Projekt ausgestattet. Die Zuschauer erleben wie die Moderatoren (Innendesignerin und Bauleiter) und Handwerker es schaffen, in nur acht Tagen der ländlichen und mittellosen Familie Müller samt Vater mit Prostatakrebs und Atemnot und ihrer acht Kinder (inklusive Herzkrankheit) ein neues Heim zu zaubern.
Nach allen Regeln der Kunst wird die Familie in ihrer Bruchbude und mit ihrer eingeschränkten Intelligenz vorgeführt. Alle typischen Klischees einer Doku-Soap werden bedient. Das ist natürlich traurig, auf gewisser Weise amüsant, aber auch nix Neues. Eine Persiflage. Unterhaltsam, mehr aber auch nicht. Warum also solch ein Stück? Dazu kommen vermeintliche Verweise auf die griechische Tragödie und dem Mirakelspiel.
Termine und Karten unter gibt es unter www.staatstheater.de.
Keine Kommentare bisher