Premiere: „Foxfinder“ geht unter die Haut und berührt
Oldenburg (vs) Zum Start der neuen Spielzeit am Oldenburgischen Staatstheater gibt es das ganze große Theater. Allerdings nicht mit Fröhlichkeit und Partystimmung nach der langen Zwangspause, sondern mit einem düsteren und nachdenklichen Untergangsstück, das gewaltig unter die Haut geht. Das Publikum belohnt diese besondere Leistung mit langanhaltendem und herzlichem Applaus und letztendlich gibt es auch wieder strahlende Gesichter auf beiden Seiten. Das Staatstheater ist wieder da.
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In „Foxfinder“ der britischen Dramatikerin Dawn King liefert das vierköpfige Ensemble im Kleinen Haus eine beeindruckende Leistung mitsamt einer herausragenden Regie von Maik Priebe und seinem Team. Eine tote Landschaft, viel Regen, Dunkelheit, Hoffnungslosigkeit, Misstrauen und der Blick auf einen Überwachungsstaat erlebt das Publikum in diesem dystopischen Geschehen auf einem englischen Bauernhof. Die Bühne (Susanne Maier-Staufen) ist mit schwarzer Plastikfolie, einer Müllhalde ähnlich, überdeckt. Gespielt wird auf engem Raum in einem quadratischen Bretterverschlag, der neben den beweglichen Wänden für eine weitere Überraschung sorgt, die hier hier nicht verraten wird. Es regnet immer wieder, was die düstere Stimmung noch verstärkt. Das ausgefeilte Lichtkonzept arbeitet zwischen den Szenen mit Blackouts, in denen das Ensemble ungesehen die Positionen wechselt. Diese perfekte Harmonie zwischen Licht, Ton und Bühnenbild beeindruckt und liefert den Rahmen für die zunehmende Spannung. Die Akteure auf der Bühne setzen der Szenerie die Krone auf. Die Bedrohung ist zum Greifen nah und steigert sich von Szene zu Szene. Im Theatersaal ist es bedrückend still.
Oldenburger Ensemble überzeugt im Kleinen Haus
In der bedrohlichen Mischung aus Diktatur und Überwachungsstaat erlebt das Publikum ein Paar, dass seinem, vom Staat vorgegebenen, Planziel hinterher hängt. Aus diesem Grund bekommen Judith (Meret Engelhardt in ihrem Oldenburg-Debüt) und Samuel (Klaas Schramm) auch Besuch von einem staatlichen Kontrolleur, dem „Foxfinder“ William (Manuel Thielen), der der wirklichen Ursache auf den Grund gehen soll. Für das täglich schuftende Paar liegt es auf der Hand, dass der anhaltenden Regen Schuld an der Misere der schlechten Ernte ist. Die fiktive Regierung betrachtet die Füchse als Übeltäter, die es gilt auszurotten. Füchse sollen auch auf dem Hof gesichtet worden sein. Bespitzelung, Repressalien und Erpressung nehmen ihren Lauf. Mit diesem Blick auf eine Spezies als Ursache des Untergangs bekommt das Stück auch einen bedrückenden Bezug zur Realität. Die mitfühlende Nachbarin und Freundin Sarah (Nientje C. Schwabe) steht ihnen anfangs noch bei und will am Ende doch nur die eigene Haut retten.
Die vier Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugen in ihren Rollen mit ihren Ängsten, Nöten und Zwängen und liefern auch im Zusammenspiel eine geschlossen perfekte Ensembleleistung. Eine Spielzeit muss auf der Bühne nicht immer fröhlich eröffnet werden, wenn sie mit einer solch nachhaltig wirkenden Inszenierung startet.
Vorstellungstermine und Karten gibt es unter www.staatstheater.de und telefonisch unter 0441 / 2225-111.
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