Theater

Kritik: Großes Theater im Großen Haus

Sein oder Nichtsein läuft derzeit im Oldenburgischen Staatstheater.

„Sein oder Nichtsein“ läuft derzeit im Oldenburgischen Staatstheater.
Foto: Stephan Walzl

Oldenburg (vs) Wenn Schauspieler einfach mal Schauspieler sein dürfen und dabei alle Register ihres (komödiantisches) Könnens ziehen, kann sich das Publikum auf einen amüsanten Theaterabend freuen. So geschieht es derzeit allabendlich bei „Sein oder Nichtsein“ im Großen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters.

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Die englische Komödie von Nick Whitbys nach dem gleichnamigen Film von Ernst Lubitsch aus dem Jahr 1942 ist Theater im Theater. Zu sehen ist darin eine Schauspieltruppe bei den Proben im besetzten Polen kurz vor dem Einmarsch der deutschen Armee unter Adolf Hitler im Jahr 1939. Mit großer Kunst besiegen die Protagonisten am Ende die Nazis, um sich in den Rollen ihrer Feinde selbst zu retten. Dazwischen liegen zwei Stunden Theaterspaß ohne flach zu sein.

Regisseur Klaus Schumacher, der bereits in der „Wahlheimat Fliegerhorst“ des Staatstheaters das Stück „Kinder des Olymps“ grandios in Szene setzte, antwortet auf die Frage, welche Besonderheit die Komödie vom Schauspieler fordere, dass es das Gespür für Humor sei. Er müsse sich zurücknehmen können im Humor. „Der schlimmste Humor ist ja der, bei dem sich selber alle total lustig finden, aber die Leute vor der Bühne das Gefühl haben, sie werden an dieser Veranstaltung gerade gar nicht beteiligt“, so Klaus Schumacher im Gespräch mit Dramaturgin Daphne Ebner. Dem Publikum ergeht es so nicht, sondern kann sich amüsieren zu den schräg-schönen Charakteren. Da wird auch schon mal die der Zuschauersaal zur Bühne. Seine temporeiche und unterhaltsame Inszenierung kommt glücklicherweise ohne aktuelle Anspielungen aus. Die Bühne (Ulrich Frommhold) wechselt geschickt vom Bühnenbild der Schauspieltruppe zum Führerhauptquartier und zum zerbombten Theater. Die Theatertechnik wird von allen Seiten ausgekostet.

Spaß am Spiel haben im Großen Haus nicht nur Franziska Werner und Thomas Lichtenstein.

Spaß am Spiel haben im Großen Haus nicht nur Franziska Werner und Thomas Lichtenstein.
Foto: Stephan Walzl

Das Oldenburger Ensemble zeigt wieder einmal, was es kann: Jens Ochlast gibt den über eitlen und eifersüchtigen Schauspieler Josef Tura, ohne den am Theater sowieso nix läuft und wohl an jedem Theater auch im Original zu finden ist. Franziska Werner spielt seine herrlich aufgedrehte, modebewusste Gattin, die mit ihrer Garderobenwahl gern im „Stück im Stück“ mal übers Ziel hinaus schießt. Klaas Schramm versucht als Schauspieldirektor zu retten, was zu retten ist. Caroline Nagel gibt die linientreue Garderobiere. Raijko Geith ist Kampfjetpilot und buhlt um die Gattin. Thomas Lichtenstein und Thomas Birklein dürfen in verschiedenen Rollen mit Bravour ihr Können als Nazis oder Schauspieler zeigen. Kleiner Höhepunkt ist sicherlich die amüsante Tanzeinlage von Johannes Schumacher mit Szenenapplaus, der im Rest des Stückes mit kleinen geschickt gesetzten Gesten und Blicken zwischen scharf und dumm den tumben Sturmbannführer gibt.

Dass eine Komödie nicht oberflächlich sein muss und auch beklemmende Intensität haben kann, ob des ernsten Themas, wird in „Sein oder Nichtsein“ deutlich.

Termine und Karten sind unter www.staatstheater.de zu finden.

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