Theater

Staatstheater thematisiert Kloster Blankenburg

Blankenburg heißt ein Projekt zu einem abgeschiedenen und tragischen Ort, das das Oldenburgische Staatstheater zurzeit entwickelt.

Das Kloster Blankenburg am Stadtrand von Oldenburg war stets ein Ort der Andersartigen.
Foto: Bin im Garten / Martina Nolte; Lizenz: CC BY-SA 3.0

Oldenburg (zb) „Blankenburg“ heißt ein Projekt zu einem abgeschiedenen und tragischen Ort, das das Oldenburgische Staatstheater in Koproduktion mit der werkgruppe2 zurzeit entwickelt und das am Donnerstag, 19. Juni, im Probenzentrum des Theaters Premiere hat.

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„Das ehemalige Dominikanerkloster Blankenburg am Rande der Stadt diente seit dem 13. Jahrhundert bis 1988 als Ort der Exklusion und Isolation“, fasst Regisseurin Julia Rösler zusammen. Sie will dem Ort und vor allem jenen Menschen, die dort gelebt und gearbeitet haben, mit Hilfe des Projekts eine Stimme geben.

Im Laufe der Jahrhunderte entstand ein eigenes Dorf der Ausgeschlossenen und vermeintlich Anormalen. „Sechs Kilometer vom Stadtzentrum entfernt wurden hier die Menschen untergebracht, die man im Stadtzentrum nicht haben wollte“, berichtet Julia Rösler. „Zuerst waren das Nonnen, dann Pestkranke, schließlich Arme und Sterbende. Im 20. Jahrhundert wurde das Gelände um zahlreiche Gebäude erweitert und als psychiatrische Anstalt weitergeführt. Von 1935 bis 1937 wurde es ein SA-Arbeitslager mit systematischen Euthanasie-Aktionen, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ein Lazarett und nach 1949 Altenheim und psychiatrische Einrichtung. Bis zur Schließung des einstigen Klosters lebten dort Asylbewerber.“

Für sie und ihre Kollegin Silke Merzhäuser steht bei dem Projekt die Frage im Mittelpunkt, wie gehen wir als Gesellschaft mit Andersartigen um? „Wir möchten eine Diskussion darüber anstoßen, wie ein Miteinander funktionieren kann“, sagen die Regisseurinnen. Dazu haben die Mitglieder der werkgruppe2 lange recherchiert, über 20 lebensgeschichtliche Interviews mit ehemaligen Pflegern, Angestellten, Kindern von Beschäftigten, Patienten, Ärzten und Flüchtlingen geführt.

Die Aussagen der Zeitzeugen decken die Zeit von 1937 bis in die Gegenwart ab. Herausgekommen sind rund 1000 Seiten Interviewmaterial, aus denen eine 60-seitige Textfassung mit sechs theatralen Figuren entstanden ist. Sie erzählen ihre Geschichte aus ihrer jeweiligen Perspektive. Bevor sie die Bühne betreten erhalten die Besucher Kopfhörer für ein etwa 25-minütiges Hörspiel, das die Geschichte des Klosters Blankenburg nachzeichnet.

„Gerne hätten wir unser Projekt im Kloster Blankenburg verwirklicht“, sagt Silke Merzhäuser. „Doch uns wurde von dem heutigen Besitzer leider der Zugang verwehrt.“ So wird das Stück auf der Probebühne 4 zu sehen sein.

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