Staatstheater: Firmbach will Oldenburg umarmen
Oldenburg (am) Der neue Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, Christian Firmbach, stellte gestern das Programm zu seiner Auftaktsaison vor. Die Spielzeit 2014/2015 beginnt am 13. September mit einer Großen Gala, am 27. September startet die Saison mit der Opernpremiere von „Falstaff“ (Guiseppe Verdi). Gemeinsam mit seinem Team präsentierte Firmbach unter anderem ein neues Logo für das Staatstheater, die zukünftige Sparte 7 und das Projekt „KlangHelden“.
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Zu seiner ersten Saison wartet Firmbach mit einem modernen Logo auf. „Wechsel sind zur Belebung, Bewegung und Erneuerung da, damit kein Stillstand entsteht“, so Firmbach. In einem neuen Erscheinungsbild zeigt sich auch das Spielzeitheft. Neben der ersten umfangreichen Ausgabe sollen vier weitere „Theater Magazine“ im Laufe der Saison veröffentlicht werden.
Das Programm der Spielzeit 14.15
Auf dem ambitionierten Programm der neuen Spielzeit stehen knapp 40 Premieren und zusätzliche Einzelveranstaltungen sowie Konzerte. Klassiker wechseln sich mit Ur- und Erstaufführungen ab. 42 – größtenteils neue – Ensemblemitglieder werden die Bühnen beleben. Alleine in der Sparte Schauspiel werden 13 Neuzugänge erwartet, nur fünf Ensemblemitglieder aus der laufenden Spielzeit bleiben erhalten (Caroline Nagel, Thomas Lichtenstein, Thomas Birklein, Bernhard Hackmann, Klaas Schramm).
„Das Programm soll eine große Umarmung für die Stadt bedeuten“, sagt der zukünftige Generalintendant Christian Firmbach. Es sehe ein breitgefächertes Angebot für jede Altersgruppe und Menschen jeder Herkunft vor. „Hier müssen sich alle wiederfinden können.“ Für die Oper wünscht er sich ein neugieriges Publikum, denn es sollen auch Stücke gespielt werden, „die nicht im Opernführer auf Seite 1 stehen“. Mit „Falstaff“ wird gleich zum Auftakt ein Feuerwerk – auch der Technik – auf die Bühne gebracht. „Das ist eine Herausforderung zum Einstieg mit einem noch nicht eingespieltem Ensemble.“ Musikalisch werden regelmäßig Barockstücke gespielt. „Das Haus schreit geradezu nach alter Musik“, so Firmbach.
In der Sparte Schauspiel liegt dem Oberspielleiter Peter Hailer die zeitgenössische Dramatik „extrem am Herzen“. Mit vier vielversprechenden Stücken hat er sich diesen Wunsch erfüllt. Marc-Oliver Krampe, Leitender Dramaturg Schauspiel, erklärt, dass die Klassiker von jungen aufstrebenden Regietalenten bis hin zu jungen Wilden inszeniert werden. „Wir wollen vermehrt genreübergreifend, mit der freien Szene und der Subkultur zusammenarbeiten.“ Für die Bürgerprojekte „Interkulturelles Hochzeitsfest“ und für die „Leiden des jungen Werthers“ werden Mitspieler gesucht.
„Neugierde wecken und Brücken schlagen“, das hat sich der Generalmusikdirektor Roger Epple vorgenommen. Neben anderen Komponisten wird in der neuen Spielzeit der Mahlerzyklus fortgesetzt. Der neue Kapellmeister Vito Cristofaro präsentiert sich in seiner ersten Saison mit einem Programm, das sich an Italien orientiert. Publikumsgespräch und Begegnungen mit Künstlern sind in Planung.
Sparte 7
Das Sechs-Sparten-Theater wird eine siebte Abteilung erhalten. „Sie bietet Raum und Nischen für alle Sparten“, so der designierte Generalintendant. Darunter würden sich alle Crossover-Formate versammeln. Bürgerbühne, Kooperationen mit der freien Theaterszene und Partizipationsprojekte bekommen mit der Sparte 7 ein Dach. „Ich finde es sehr wichtig, ein Forum dafür einzurichten, um das Ganze groß zu denken und zu formulieren“, betont Firmbach. Angedacht sind unter anderem Poetry-Slams, Late-Night-Formate, Improtheater – „Popkultur, schamlos und auf Augenhöhe“.
KlangHelden
Unter der Marke „KlangHelden“ soll die Musikvermittlung des Oldenburgischen Staatstheaters intensiviert werden. Formate für Familien, Komponistenportraits, interaktive Konzertproduktionen, Werkstattkonzerte, Crossover-Produktionen und mehr stehen auf dem Plan, der „KlangHelden“ vorstellen, zeigen und machen will. Als Ergebnis werden schlussendlich zwei Opernproduktionen auf die Bühne gebracht: im Kleinen Haus das „Zauberwort“ (Josef-Gabriel Rheinberger), im Großen Haus „Piper of Hamelin“ (John Rutters). Vier Konzerte aus der Reihe „KlangHelden“ für Familien mit Kindern von fünf bis acht Jahren oder acht bis zwölf Jahren können als Kinderkonzert- oder Familienkonzert-Abonnement gebucht werden. Diese Konzerte wird Musikvermittler, Moderator und Dirigent Thomas Honickel leiten.
Aus „Tanz“ wird „Ballett“
„Es kann auch mal auf Spitze getanzt werden“, so Christian Firmbach zu der Öffnung der Sparte „Tanz“ zu „Ballett“. Dies sei keineswegs eine Bewegung nach hinten, sondern nach vorne. Unter der Leitung des Ballettdirektors Burkhard Nemitz und des Chefchoreografen Antoine Jully bilden zehn neue Tänzer_innen, die weltweit engagiert wurden, eine klassisch-modern ausgebildete und international ausgerichtete BallettCompagnie.
Tanztage
Das traditionsreiche Tanzfestival wird mit den 12. Internationalen Tanztagen vom 17. bis 26. April fortgesetzt. Compagnies aus New York, Afrika, Asien und Europa treten an den zehn Festivaltagen in Oldenburg auf. Neu eingerichtet wird ein besonderer Kindertanztag.
Opernstudio
Zur Spielzeit 14.15 wird ein Opernstudio unter der Leitung der Operndramaturgin Steffi Turre am Oldenburgischen Staatstheater gegründet. Jungen Gesangstalenten sollen hier Chancen geboten werden, erste Bühnenerfahrungen zu sammeln. Sie werden gefördert und bei kleinen und mittleren Produktionen eingesetzt. Außerdem bestreiten sie Liederabende und Konzerte. Neben der Unterstützung von berufserfahrenen Kollegen können sie ein zusätzliches Angebot von Meisterkursen und Workshops nutzen. Das Oldenburgische Staatstheater sucht Paten für eine Sängerin oder einen Sänger.
Oper
- Falstaff (Lyrische Komödie von Guiseppe Verdi)
- Hercules (Oratorium von Georg Friedrich Händel)
- Evita (Musical von Andrew Lloyd Webber)
- Der Vetter aus Dingsda (Eduard Künneke)
- Der Idiot (Musikdrama von Mieczystaw Weinberg)
- Pinocchios Abenteuer (Familienoper von Jonathan Dove)
- La Dame Blanche (Heitere Oper von Francois Adrien Boieldieu)
- Le Nozze di Figaro (Opernkomödie von Wolfgang Amadeus Mozart)
Schauspiel
- Alle meine Söhne (Arthur Miller)
- Kampf um Troja – Gustav Schwabs schönste Sagen des klassischen Altertums
- Supergute Tage oder die Sonderbare Welt des Christopher Boone (Simon Stephens)
- Protestsong (Tim Price)
- Was ihr wollt (William Shakespeare)
- Gift. Eine Ehegeschichte (Lot Vekemans)
- Buddenbrooks (John von Düffel/Thomas Mann)
- Emilia Galotti (Gotthold Ephraim Lessing)
- Alltag & Ekstase. Ein Sittenbild (Rebekka Kricheldorf)
- Drei Tage in der Hölle (Pavel Prjaschko)
- Land in Sicht (Liederabend)
- Die Leiden des jungen Werther (Johann Wolfgang von Goethe), mit den Werther-Boys, Band aus Oldenburger Musikern
- Der schönste Tag des Lebens (Fräulein Wunder AG), Premiere im Frühjahr (mit Gästen aus Oldenburg und der Welt, Bewerbung an hochzeit@fraeuleinwunderag.net, Infoabend am 13. November)
Ballett
- Deca-Deci L’Arlésienne, Doppelabend
- Die schönste aller Welten, Doppelabend
- Mosaik in der Nacht – Jurassic Trip, Doppelabend
- Der kleine Prinz, Ballett für Familien
- 12. Internationale Tanztage, 17. bis 26. April
Junges Staatstheater
- Magellan (frei nach Antonia Pigafetta und Stefan Zweig)
- Gulliver (Gero Vierhuff)
- Die Schneekönigin (Matthias Grön)
- Gold (Leonard Evers)
- Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt (Isabel Osthues und Finn-Ole Heinrich)
- Die große Wörterfabrik – Wöör mit Kulöör (Agnés Lestrade und Valeria Decampo)
- Das Zauberwort (Kinderoper von Joseph Gabriel Rheinberger)
- The Piper of Hamelin (Jugendoper von John Rutter)
Die Jugendtheatertage finden vom 4. bis zum 12. Juli statt.
Niederdeutsches Schauspiel
- Arsenik un ole Spitzen (Joseph Kesselring)
- Nix as weg – Raus aus Åmål (Lukas Moodysson)
- Ünner’t Lüchtfüer (Arne Christophersen)/li>
PLATTART geht in die fünfte Runde. Das Festival wird unter der Leitung von Annie Heger von der Oldenburgischen Landschaft vom 27. Februar bis zum 8. März veranstaltet.
Konzerte
Es werden sechs Sinfoniekonzerte im Großen Haus und zwei in den Weser-Ems-Hallen stattfinden. Zudem sind sechs Kammerkonzerte geplant, ein Barockkonzert (11. Dezember) und das traditionelle Neujahrskonzert (1. Januar) runden das Programm ab.
Auf Einladung des Vereins der Musikfreunde Oldenburg kommen die Pianisten Igor Levit, Radu Lupu, Francesco Libetta und die Pianistin Tamara Stefanovich ins Kleine Haus.
Die Lange Nacht der Musik des Netzwerkes „klangpol“ findet am 13. Juni in Oldenburg statt. Eine neue Konzertreihe werden von verschiedenen „klangpol“-Partnern in der Exzierhalle gestaltet.
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