Kultur

Wietek-Nachlass gilt als Fundament

Kunsthistoriker Prof. Dr. Gerhard Wietek hat dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg eine wertvolle Sammlung überlassen

Prof. Dr. Gerhard Wietek im Sommer 2010 in Oldenburg.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Der im vergangenen Jahr gestorbene Kunsthistoriker Prof. Dr. Gerhard Wietek hat dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg eine wertvolle Sammlung von Autographen und Dokumenten zur Geschichte der Künstlergemeinschaft „Brücke“ und zur Oldenburger Kunstgeschichte der Moderne als Schenkung überlassen. Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer spricht von „einem Fundament für das Haus.“

Anzeige

Die Sammlung umfasst über 750 Autographen, die Wietek in rund 60 Jahren zusammentrug. Sie beinhaltet Briefe an und von Erich Heckel, Franz Radziwill, Curt Stoermer und Walter Müller-Wulckow. Erhalten ist auch der private Briefwechsel des Kunsthistorikers Wietek mit befreundeten Künstlern wie Karl Schmidt-Rottluff und Emma Ritter, der erst mit dem Tod beider in den 1970er Jahren endete.

Den größten und wertvollsten Teil nehmen die Künstler-Korrespondenzen aus den Jahren 1908 bis 1965 ein. Von Schmidt-Rottluff sammelte Wietek rund 450 Briefe und Postkarten, adressiert an Künstlerfreunde und Sammler wie Emma Ritter, Rosa Schapire, Wilhelm Niemeyer und den Oldenburger Kunstsammler und Vorsitzenden der „Vereinigung für junge Kunst“ Ernst Beyersdorff. Zahlreiche Briefe Schmidt-Rottluffs stammen aus der Zeit der Brücke-Künstler in Dangast oder thematisieren die Aufenthalte Heckels und Schmidt-Rottluffs im Oldenburger Land, wo sich beide häufiger aufhielten. Dort hat Schmidt-Rottluff vor dem Ersten Weltkrieg den wesentlichen Teil seines Frühwerks geschaffen. Der Maler und Grafiker gilt als einer der Klassiker der Moderne und als einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus.

In Wieteks Nachlass befindet sich auch ein Konvolut von Briefen Julia Feiningers an ihre Künstlerfreundin Emma Ritter. Julia Feininger war zusammen mit ihrem Ehemann Lyonel Feininger 1936 in die USA emigriert, sie hielten aber engen schriftlichen Kontakt mit Ritter. Einige der Briefe enthalten Holzschnitte und persönliche Widmungen Lyonel Feiningers.

„Die Beschäftigung mit dem Werk von Schmidt-Rottluff hat angefangen in meiner Zeit als Kustos im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Oldenburg und als Kurator für den Oldenburger Kunstverein in den 1950er Jahren“, erzählte Wietek 2010 bei einem Besuch im Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Das Museum verdankt ihm bedeutende Ankäufe von Werken Heckels und die Vorbereitung der Schenkungen von Kunstwerken Schmidt-Rottluffs und Heckels aus den Nachlässen der Sammlerin Rosa Schapire und Beyersdorff.

Wietek war einer der renommiertesten Expressionismus-Kenner. 1957 kuratierte er in Oldenburg eine wegweisende Ausstellung zu den Brücke-Malern in Dangast. Als Direktor des Altonaer Museums und schließlich als Landes-Museumsdirektor von Schleswig-Holstein und Direktor des Landesmuseums Schloss Gottorf setzte er seine Beschäftigung mit dem Expressionismus fort. Seine zahlreichen grundlegenden Publikationen über Schmidt-Rottluff weisen Wietek als einen führenden Experten zu Leben und Werk des expressionistischen Künstlers aus.

„Postkarten hatten bei den expressionistischen Künstlern einen hohen Stellenwert“, erzählte er damals. „Die eigenhändig gemalten, gezeichneten oder aquarellierten Unikate dienten nicht nur dazu, den Künstlerkollegen und Förderern einen Gruß zukommen zu lassen, vielmehr ließen sich mit ihnen spontane Ideenskizzen und Eindrücke anschaulich vermitteln. Sie dienten aber auch als Vorlage für spätere Gemälde.“

„Das Landesmuseum kann mit der Schenkung aus dem Nachlass Wieteks seine bedeutenden Archive aus der Zeit der Moderne erweitern und positioniert sich damit, auch international als bedeutender Standort für die kunsthistorische Forschung“, freut sich Stamm. Die Sammlung Wietek wird der Forschung im Landesmuseum zugänglich gemacht und in den kommenden Monaten erschlossen.

Vorheriger Artikel

Puppenspielerinnen in der onkologischen Ambulanz

Nächster Artikel

Energielabor nach über 30 Jahren funktionstüchtig

Keine Kommentare bisher

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.