Drosten für mehr Transparenz bei gefährlicher Forschung an Viren
Fünf Jahre nach Ausbruch der Corona-Pandemie hält es der Virologe Christian Drosten für „frappierend“, dass China trotz technischer Möglichkeiten den Beweis für einen natürlichen Virusursprung noch nicht erbracht hat.
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„Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich“, sagte er der Wochentaz. „Verbietet es die Staatsräson, dass daran gearbeitet wird? Mag sein. Die andere Erklärung wäre aber, dass da gar kein natürliches Virus war.“ Die deutsche Politik solle nach all den Jahren eine deutlichere Forderung an China stellen, den Nachweis zu erbringen, dass das Virus „aus der Natur kommt“.
Drosten, der als Professor an der Berliner Charité forscht und die Bundesregierung während der Pandemie beraten hatte, wies darauf hin, dass sich die Datenlage zum Virusursprung seit Pandemiebeginn weiterentwickelt habe und seine Bewertung ebenso. Er halte zwar einen natürlichen Ursprung nach wie vor für wahrscheinlich und würde nicht postulieren, dass das Virus aus dem Labor kam: „Es ist aber nicht dasselbe, wenn wir im Jahr 2020 den Beleg für einen natürlichen Ursprung noch nicht haben, wie wenn wir im Jahr 2025 diesen Beleg immer noch nicht haben.“
Unabhängig von der Frage, ob die Corona-Pandemie ihren Ursprung in der Natur oder einem Laborunfall hat, zeigte sich Drosten beunruhigt über aktuell in China durchgeführte Studien. Als Gutachter für wissenschaftliche Fachjournale bekomme er Arbeiten vorgelegt, „die würde ich so hier nicht machen, und ich weise dann bei der Begutachtung auch darauf hin, dass das gefährlich sein könnte“.
Gerade in China sehe man den schnellen technologischen Fortschritt in der Forschung an Viren. „Aber es wird manchmal nicht klar, wie konsequent hier die Regulation und Kontrolle greift und ob die überhaupt so ausgeprägt ist wie bei uns“, sagte Drosten der Wochentaz.
Neben einer politischen Übereinkunft auf UN- oder WHO-Ebene sprach sich der Virologe dafür aus, dass auch die Wissenschaftswelt selbst und insbesondere die Fachjournale, in denen international bedeutsame Studien veröffentlicht werden, gemeinsame Kriterien für mehr Transparenz bei potenziell gefährlicher Forschung an Viren aufstellen.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Christian Drosten (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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