Nachrichten

Gesetzentwurf: Neuer „Basiswehrdienst“ soll am 1. Januar starten

Feldjäger (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will zum 1. Januar nächsten Jahres einen neuen „Basiswehrdienst“ einführen. Das geht aus einem Referentenentwurf seines Ministeriums für ein „Gesetz zur Modernisierung wehrersatzrechtlicher Vorschriften und zur Einführung eines neuen Wehrdienstes“ hervor, über den die „Welt am Sonntag“ berichtet.

Anzeige

Darin geht es um zweierlei: Erstens wird die im Wehrpflichtgesetz verankerte Erfassung der Daten junger Männer, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, reaktiviert. Das soll für alle Wehrpflichtigen gelten, die nach dem 31. Dezember 2006 geboren wurden, also zum 1. Januar 2025. Zweitens wird eine Befragung dieser wehrpflichtigen Männer „über die Bereitschaft und Fähigkeit zur Wehrdienstleistung sowie zu Bildungsabschlüssen, sonstigen Qualifikationen und Interessen“ durchgeführt, wie es im Entwurf heißt.

Dazu wird ein digital auszufüllender Fragebogen versandt, dessen Beantwortung unter Androhung eines Bußgelds verpflichtend ist. „Frauen und Personen anderen Geschlechts können diesen freiwillig befüllen“, heißt es weiter. Die weiteren Schritte, also die Musterung (die jetzt „Assessment“ heißt) und die Ableistung des ebenfalls neu getauften „Basiswehrdienstes“, bleiben für alle freiwillig.

Pistorius bleibt damit hinter seinem Vorbild, dem schwedischen Wehrpflichtmodell, zurück. Bei dem können sowohl Musterung als auch Dienst zur Pflicht gemacht werden. Es werde „in dieser Legislaturperiode keine verpflichtende Einberufung zur Ableistung eines Wehrdienstes geben“, teilte das Ministerium der „Welt am Sonntag“ auf Anfrage mit, und „auch keine Musterungspflicht“.

Man gehe davon aus, dass sich auch so „genügend Freiwillige für das neue Wehrdienstmodell finden werden“. Die Zielmarke liegt bei 5.000 zusätzlichen Freiwilligen, derzeit dienen bereits rund 10.000 freiwillig Wehrdienstleistende. Das allerdings wird kaum ausreichen, um den laut Gesetzentwurf nötigen „deutschen Beitrag zur Bündnisverteidigung“ in der Nato zu decken, der nach Berechnungen des Ministeriums bis zu 460.000 Soldaten und Reservisten erfordert.

Derzeit gibt es nur rund 181.000 Soldaten sowie eine im Aufbau befindliche „strukturgebundene Reserve von 60.000 Dienstposten“. Am Donnerstag bei einer Rede im litauischen Parlament hatte Pistorius dagegen noch einmal deutlich gemacht, dass er eine Wehrpflicht anstrebt. „Wir sind bereit und in der Lage, jeden Zentimeter unseres Territoriums zu verteidigen“, sagte Pistorius in Vilnius. Um die Bundeswehr auf diese Herausforderung vorzubereiten, müsse Deutschland unter anderem „eine neue Form der Wehrpflicht einführen. Nur so kann sich unsere Armee im Kriegsfall behaupten“.

Eine über den Fragebogen hinausgehende Pflicht aber war in der Ampel-Koalition nicht durchsetzbar. Insbesondere die FDP leistete Widerstand, Justizminister Marco Buschmann und Finanzminister Christian Lindner hatten Pistorius Anfang Juli in einem Brief mitgeteilt, die Einführung einer Wehr- oder Dienstpflicht und einer verpflichtenden Musterung aus volkswirtschaftlichen sowie rechtlichen Gründen abzulehnen. Der Verteidigungsminister hatte damals bedauert, dass FDP-Chef Lindner die Notwendigkeiten der Truppe nicht „klarer“ sehe. Aber er wolle noch einmal mit ihm reden – das blieb erfolglos, wie der Gesetzentwurf belegt.

dts Nachrichtenagentur

Foto: Feldjäger (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Vorheriger Artikel

Bericht: Audretsch wird nicht Geschäftsführer der Grünen

Nächster Artikel

Bericht: Alice Weidel wird erste AfD-Kanzlerkandidatin

3 Kommentare

  1. Markus
    28. September 2024 um 13.13 — Antworten

    Digital auszufüllend? Also mit simplen JA-Nein-Entscheidungen AKA Kreuzchen oder nicht? Oder fällt hier wieder mal der ärmere Teil der Bevölkerung hinten raus, der sich keinen Computer (auch keinen tragbaren) leisten kann?

  2. W. Lorenzen-Pranger
    1. Oktober 2024 um 20.21 — Antworten

    Eine allgemeine Wehrpflicht will mir nicht so recht einleuchten, dazu sind sowohl die Rahmenbedingungen nicht geklärt und ob das unter heutigem Stand her ganz generell sinnvoll wâre wage ich zu bezweifeln. Krieg ist heute Hightech, der „,Stoppelhopser“ mit der Flinte ist doch nur noch Kanonenfutter. Außerdem ist da noch die Regelungen zum „Wehrersatzdienst“ abzuwarten. Wie zu meiner Zeit (Ende 60-er – Anfang 70-er) wird das heute auch nicht mehr gehen. Krankenhäuser z.B. funktionieren heute auch anders, viel komplexer, als damals. Außerdem war damals der Einsatz für Patienten gefährlich, zumindest da wo ich war.

    • Manfred Murdfield
      2. Oktober 2024 um 9.30 — Antworten

      Da die Jugend derzeit ja offenbar in Scharen zur AfD wandert, könnte sich da was ändern. Wer die TikTok Nase voll hat von Freiheit und Demokratie, der/die könnte sich doch wohl Strukturen vorstellen, auf die ich hier nicht eingehen möchte.

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.