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Gesundheitssachverständiger: Quarantäne für über 70-Jährige

Senioren in einer Fußgängerzone, über dts Nachrichtenagentur

Bielefeld (dts Nachrichtenagentur) – Gegen generelle, langfristige Ausgangssperren zur Bekämpfung der Corona-Krise hat sich der stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, Wolfgang Greiner, ausgesprochen. Man dürfe im Gegenteil den Zeitpunkt nicht zu weit aufschieben, bis soziale Kontakte in Maßen wieder zugelassen würden, sagte Greiner der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstagsausgabe). Da es an Impfstoffen fehle, müsse auch „der vorsichtige Aufbau einer Herdenimmunität dabei helfen, die Krise zu überwinden“.

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Eine auf Dauer möglichst niedrige Neu- Ansteckungsrate könne deshalb „gar nicht unbedingt das Ziel sein“, so der Gesundheitsökonom weiter. Man werde sich vielmehr „auf unterschiedlichste Formen“ sozialen Abstandhaltens einstellen müssen. Statt die gesamte Bevölkerung solle man besser gezielt die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen isolieren, insbesondere Ältere und Vorerkrankte. „Denkbar wäre eine Ausgangssperre für Personen über 70 Jahre“, sagte Greiner. Wichtig sei dabei aber eine soziale Unterstützung der Betroffenen zu organisieren, die über die Versorgung mit Lebensmitteln hinausgehe. Aktuell befürchtet der Gesundheitsökonom einen Wettbewerb der Länder, „wer die einschneidensten Beschränkungen sozialer Kontakte durchsetzt, um als besonders kraftvoller Krisenmanager zu gelten“. Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer lange andauernden strikten Abschottung könnten „im Extrem ein Jahrzehnt lang die wirtschaftliche Entwicklung stark einschränken“, sagte Greiner der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Foto: Senioren in einer Fußgängerzone, über dts Nachrichtenagentur

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5 Kommentare

  1. Mark B.
    23. März 2020 um 8.26 — Antworten

    Endlich einer der die lage richtig einschätzt und weiss was zu tun wäre und 0 Kommentare?
    Jetzt mach ich mir Sorgen.

  2. Norbert Hahn
    28. März 2020 um 19.35 — Antworten

    Menschen über 70 Jahre über die jetzt geltenden Regeln hinaus einzusperren, gibt nach heutigen Erkenntnissen keinen Sinn. Die Erfahrungen mit den jetzigen Ausgangsregelungen müssen erst ausgewertet werden. Danach sollten die erforderlichen Beschränkungen beschlossen werden.

  3. Gisela
    2. April 2020 um 23.12 — Antworten

    Ich bin 70 Jahre alt und körperlich sowie geistig topft. Es macht mich wütend, wenn darüber diskutiert wird, dass Senioren – wenn sich das Leben irgendwann wieder normalisiert- isoliert werden sollen, Klar gehören wir zur sogenannten Risikogruppe und diejenigen, die z. B. Vorerkrankungen haben, müssen natürlich besonders geschützt werden. Aber ich – und es gibt bestimmt viele andere, die auch so denken – weiß, wie man sich verhalten muss! Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass die meisten von uns sich das gefallen lassen!

    • W. Lorenzen-Pranger
      3. April 2020 um 0.48 — Antworten

      Es gab schon mal einen Spielfilm, in dem alle über einem gewissen Alter – ich glaube über dreißig – in Lager gesperrt und dauerhaft unter LSD gesetzt wurden. Ich erinnere mich nicht mehr an den Tietel – aber pervers sind solche Ideen, alte auszusondern, allemal.
      Irgendiwe wundert es mich allerdings nicht, daß heute in unserer perversen Gesellschaft solche Ideen, eben Alte besonders zu isolieren. aufkommen…

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