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Habermas plädiert für Verhandlungen im Ukraine-Krieg

Russische Invasion in der Ukraine, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Nach fast einem Jahr blutiger Kämpfe in Folge des Überfalls Russlands auf die Ukraine appelliert der Philosoph Jürgen Habermas an die Politiker des Westens, Möglichkeiten für eine Beendigung des Krieges durch Kompromisse auszuloten: Aus den Waffenlieferungen des Westens erfolge eine Mitverantwortung für den weiteren Verlauf des Krieges, schreibt Habermas in einem Gastbeitrag für das Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Waffenlieferungen lehnt Habermas dezidiert nicht ab, der Westen leiste sie „aus guten Gründen“.

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Doch alleine können sie aus Sicht des 93-jährigen Philosophen kein schnelles Ende des Krieges herbeiführen. In Folge der „ebenso dramatischen wie verständlichen Hilferufe“ aus der Ukraine drohe inzwischen der „Prozess der Aufrüstung eine eigene Dynamik anzunehmen“. In den Bildern etwa aus der Stadt Bachmut, in der sich ein an den Ersten Weltkrieg erinnernder Stellungskrieg entwickelt, spiegele sich „der destruktive Kern des Krieges“, der die Annahme von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), „dass wir `mit unseren Waffen Leben retten` in ein anderes Licht“ rücke. Habermas hatte bereits zwei Monate nach Beginn der Invasion in seinem Beitrag „Krieg und Empörung“ (Feuilleton der SZ vom 29. April 2022) die politischen Entscheidungsträger zum vorsichtigen Abwägen beim Thema Waffenlieferungen aufgerufen und die vielfach kritisierte zögerliche Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verteidigt.

Nachdem sich die Bundesregierung Ende Januar nun zur Lieferung von Leopard-Panzern durchgerungen hat, weist Habermas auf die Verantwortung hin, die aus der Aufrüstung der Ukraine resultiere: Von der Abwägung der Verhältnismäßigkeit sei „auch der selbstloseste Unterstützer nicht entlastet“. Ein Kernproblem der Debatte macht Habermas in dem Umstand aus, dass die Ziele der Ukraine und ihrer Unterstützer aus dem Westen in diesem Krieg immer noch nicht definiert seien: Gilt es eine Niederlage der Ukraine zu verhindern – oder gar Russland zu besiegen? Rechtzeitige Verhandlungen, so der Philosoph, hätten vor allem „vorbeugenden Charakter“: Sie verhinderten eine Situation, in der der Westen vor der Wahl stehe, „entweder aktiv in den Krieg einzugreifen oder, um nicht den ersten Weltkrieg unter nuklear bewaffneten Mächten auszulösen, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen.“ Dass der russische Präsident Wladimir Putin derzeit keine Anstalten macht, sich auf Verhandlungen einzulassen, erkennt Habermas an – verweist jedoch darauf, dass der Krieg „die Aufmerksamkeit auf einen akuten Regelungsbedarf in der ganzen mittel- und osteuropäischen Region gerichtet“ habe, „der über die Streitobjekte der Kriegsparteien hinausreicht“.

Foto: Russische Invasion in der Ukraine, über dts Nachrichtenagentur

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3 Kommentare

  1. 17. Februar 2023 um 9.33 — Antworten

    Dieser Krieg wurde zwar von Russland „begonnen“ allerdings wurde er von den USA, der NATO und der EU durch ständige Einmischung in die „inneren Angelegenheiten“ der Ukraine vorbereitet und billigend in Kauf genommen. Nicht zuletzt durch die Aufkündigung der Nutzung der Krim als Flottenstützpunkt, die permanente Anwesenheit westlicher Politiker auf dem Maidan, die Unterdrückung der russischen Einwohner und die „Absetzung“ des rechtmäßigen Staatspräsidenten Wiktor Janukowytsch.

    Man hat bewusst die Spielräume Russlands immer stärker verringert, und gehofft, daß Putin klein beigibt.

    Hätte man der Ukraine die Wahl gelassen eine Mittlerrolle zwischen Ost und West einzunehmen, wäre dieser unsägliche, verlogene Krieg unterblieben und alle Seiten hätten profitiert.

    Man stelle sich vor, die Bundesregierung käme auf die Idee den USA die Nutung von Ramstein, Spangdahlem, Büchel, Wiesbaden etc. etc. zu untersagen …

    • Manfred Murdfield
      17. Februar 2023 um 11.06 — Antworten

      In Erinnerung an meine Studienzeit: es wurde gegen den amerikanischen Imperialismus demonstriert und zum Boykott amerikanischer Waren aufgerufen. Das ist jetzt ca. 50 Jahre her und eigentlich hat sich kaum etwas verändert. Oder doch? Der Protest hierzulande ist weitgehend im Wohlstand versickert. Hinzu gekommen sind aber die imperialistischen Bestrebungen von China und Russland in Afrika und Südamerika. Von europäischen Häfen wie Piräus, Genua und anderen mal abgesehen. Da die Mehrheit der Menschheit sich aber nicht berufen fühlt, nachhaltig arterhaltende Massnahmen zu ergreifen, wird die Natur mit der ihr eigenen imperalen Strategie der menschlichen Selbstherrlichkeit ihre Grenzen aufzeigen. Oder das Ende.

  2. Manfred Murdfield
    17. Februar 2023 um 14.41 — Antworten

    Mal am Rande: Preussen (s.a. Prussen) ist nicht durch Werfen mit Wattebäuschchen territorial gewachsen, siehe z.B. die Einvernahme von Schlesien ab 1740. Aber die Insel Wangerooge, gerne und fälschlich als „ostfriesisch“ bezeichnet, hat von 1668-1793 und von 1813-1818 zu Russland gehört. Auch mal zu Dänemark und Holland, letztendlich aber zu Oldenburg. Wenn Russland jetzt schon meint, auch Ostdeutschland gehört zum Zarenreich, dann wird auch in Wangerooge in Erinnerung an Katharina bald wieder mit Rubel zu zahlen sein.

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