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Heute 97-jährige KZ-Sekretärin zu Bewährungsstrafe verurteilt

Justicia, über dts Nachrichtenagentur

Itzehoe (dts Nachrichtenagentur) – Eine mittlerweile 97-jährige Frau, die als Sekretärin in einem Konzentrationslager gearbeitet hatte, ist zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Itzehoe hat die Frau am Dienstag nach über einem Jahr Verhandlung wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 10.000 Fällen schuldig gesprochen.

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Sie war von 1943 bis 1945 im KZ Stutthof tätig, knapp 40 Kilometer östlich von Danzig. Dort soll die Frau als Sekretärin in der Kommandantur von den Vorgängen im Lager gewusst haben. Nach Kriegsende war sie nach Schleswig-Holstein gezogen und hatte dort weiter als Schreibkraft gearbeitet. Zuletzt lebte sie in einem Altenheim im Kreis Pinneberg.

Erst bei den Schlussplädoyers äußerte sich die Rentnerin: „Es tut mir leid, was alles geschehen ist. Ich bereue, dass ich zu der Zeit gerade in Stutthof war. Mehr kann ich nicht sagen.“ Ihre Verteidigung hatte Freispruch gefordert.

Die Verteidigung hatte eine Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung gefordert, weil die Frau zur Tatzeit 18 und 19 Jahre alt war. Dem kam das Gericht nun nach.

Foto: Justicia, über dts Nachrichtenagentur

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2 Kommentare

  1. Markus
    20. Dezember 2022 um 14.59 — Antworten

    Mal wieder typisch. Ihr Chef wurde nur marginal bestraft, er konnte seine Karriere fast unbehindert fortsetzen. Typisch übrigens für die Haupttäter seinerzeit. Heute, wo nur noch sehr wenige von damals vorhanden sind und dann auch nur solche, die aufgrund ihres damals geringen Alters nur Hilfsjobs hatten. Da wird dann jetzt ein Fass aufgemacht. Formaljuristisch vielleicht OK, aber mit gesundem Menschenverstand hat das nichts mehr zu tun.
    Parallel dazu auch in der Vergangenheit. Die RAF hatte einen SS-Hauptsturmführer (vgl. Hauptmann, also einwandfrei ein aktiver Täter) weggefangen und exekutiert. Grosses Geschrei, die braune Vergangenheit dieses Herren wurde weitestgehend ausgeblendet. Ein anderer dagegen, der gerade mal eingezogener SS-Schütze war (einfacher Soldat, Schulterglatze), der wird gebrandmarkt und die Sendungen mit ihm werden nicht mehr gesendet. Sein Name? Horst Tappert (Derrick).
    Diese Bigotterie widert mich sowas von an…

    • W. Lorenzen-Pranger
      22. Dezember 2022 um 0.35 — Antworten

      „Diese Bigotterie widert mich sowas von an…“

      Mich auch. Alte Nazis in Führungspositionen bis in die 70.er Jahre. Ich habe damals, noch in den 60.ern, als Jugendlicher Flugblätter der Friedens- bzw. Anti-Atrombewaffnung Bewegung, damals „Kampagne für Demokratie und Abrüstung“, in einer norddeutschen kleineren Stadt verteilt – und war stets von „stinknormalen Leuten“ mit Prügel bedroht. Eine solche,, durchgehend demokratiefeindliche, Stimmung in der mit überwiegend Uinonswählern beseelten Bevölkerung kann sich kaum einer heute vorstellen – und die Polizei, auch mehrheitlich geprägt von „alten Kameraden“, schritt, natürlich, nie ein. Eher schon im Gegenteil. Da ist einiges schon – etwas – besser geworden..Aber, wie Brecht so schön sagte, „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“, auch heute noch – ach was – heute schon wieder deutlich mehr. Wobei Splittergruppen wahrhaft keine große Rolle spielen.

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