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Kulturrat sieht Kulturbetrieb am Ende des Wachstums

Sitze in einem Zuschauersaal, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, fordert ein Umsteuern in der Kultur. „Kulturmacher müssen sich fragen, ob die Idee des Wachstums wirklich gut ist“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

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Die Pandemie habe die Branche schon „mit einer sehr erschreckenden Erfahrung“ konfrontiert. Daraus müsse man lernen. „Ich finde, dass wir viel mehr auf die freie Szene schauen müssen als immer nur auf die großen Kulturinstitutionen.“ Zimmermann verweist zugleich auf die Erfahrungen der Coronakrise: Der Kulturbetrieb habe sich als verwundbar erwiesen.

„Die Coronakrise hat uns gezeigt, dass der Kulturbereich sehr kleinteilig und kreativ, dabei aber auch extrem verletzlich ist. In diese Kleinteiligkeit müssen wir Strukturen einbauen, die künftige Krisen abfedern helfen können“, so Zimmermann. Er forderte zugleich eine neue Verantwortungsgemeinschaft der Kulturinstitutionen. „Die vielen Kulturmacher müssen besser geschützt werden. Die großen Kulturhäuser haben auch eine Verantwortung für die freie Szene. Die gehören zusammen.“

Zugleich hat die Corona-Zeit nach Zimmermanns Worten aber auch die Relevanz der Kultur als Erlebnis bewiesen. „Die Erfahrungen der Coronakrise haben vor allem gezeigt, dass digitale Kulturerlebnisse nicht ausreichen. Die Menschen wollen das unmittelbare Kulturerlebnis.“

Dieses Erlebnis sei durch digitale Angebote nicht ersetzbar. „Viele haben das Digitale als Rettungsanker der Kultur gesehen. Das trägt aber nicht auf Dauer. Analoge Kulturereignisse bleiben zentral“, so Zimmermann.

Foto: Sitze in einem Zuschauersaal, über dts Nachrichtenagentur

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    2. Mai 2023 um 6.23 — Antworten

    Die „freie Szene“ ist entstanden, weil die „großen Kultureinrichtungen“ am verrotten waren. Ein Prozess, der sich bis heute fortsetzt. Leider haben auch die „Freien“ sich heute zu einem großen Teil dem Markt unterworfen. Auf irgendeine „Kulturszene“ gebe ich heute keinen Cent mehr, weder auf die „Große“ noch die „Kleine“. Bildende Kunst und Theater vor allem sind so ziemlich am Ende – und da hilft’s auch nix, wenn sich der Schauspieler (er, nicht sie – hach wie revolutionär) in jedem Stück nochmal grundlos auszieht oder die Tagespresse zum x-ten male strunzdumme Plagiate bejubelt.
    Kultureinrichtungen als Bildungsstätten, das ist schon sehr lange vorbei.

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