Nachrichten

Lauterbach verteidigt Cannabis-Anbauvereinigungen

Karl Lauterbach (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verteidigt die im Cannabis-Gesetz verankerte Möglichkeit, gemeinschaftlich und nicht-gewerblich Cannabis in Vereinen oder Genossenschaften anzubauen. „Mit den Anbauvereinigungen machen wir langfristig die Dealer arbeitslos, wir verhindern Verunreinigungen und hohe Konzentrationen von Cannabis und schützen somit die Cannabis-Konsumenten“, sagte Lauterbach der „Bild am Sonntag“.

Anzeige

Der Minister sagte, dass für Jugendliche der Konsum verboten bleibe, der Verkauf an Minderjährige werde strenger bestraft als bisher. In den USA habe sich gezeigt, dass der Konsum Jugendlicher nach der Legalisierung nicht ansteige. Lauterbach: „Flankiert mit entsprechenden Aufklärungsmaßnahmen wird es gelingen, den Cannabis-Konsum zurückzudrängen.“ Der Minister mahnte: „Die Legalisierung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Droge schädlich ist.“

Kritik an den Cannabis-Anbauvereinigungen übte Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef in Bayern. Er sagte der Sonntagszeitung: „Die Anbauvereinigungen müssen so streng wie möglich überwacht werden und dürfen kein Einfallstor für Kriminelle werden, die sich Zugang zum Schwarzmarkt verschaffen wollen. Das bedeutet: Die Anbauvereinigungen dürfen nicht automatisch zum 1. Juli beginnen.“ Bayern sei hier mit einer eigenen Kontrolleinheit beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel „bestens vorbereitet“.

Die Anbauvereinigungen bräuchten ein „sicheres Gebäudekonzept, am besten eingezäunt und mit einbruchsicheren Fenstern“. Holetschek kündigte strenge Kontrollen an: „Regelmäßig und unangekündigte Kontrollen im Rhythmus von drei Monaten sind Teil der strengen Überwachung – bei den geringsten Mängeln muss es sofort heißen: Rote Karte und Verbot des jeweiligen Anbauvereins.“

Auch die Polizei sieht die Cannabis-Anbauvereine kritisch. „Die zum 1. Juli 2024 legitimierten Anbauvereine werden die hohe Nachfrage nicht sofort decken können“, sagte Alexander Poitz, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der „Bild am Sonntag“. Der Dealer-Schwarzmarkt habe sich bereits seit April 2024 weiter ausgebreitet. „Kriminelle Strukturen nutzen die neue Gesetzeslage, um aufgrund der Nachfrage ihre Gewinnmarge beim Verkauf von Cannabis deutlich zu erhöhen.“

Poitz sieht Schwächen im Cannabis-Gesetz. Die Regelungen zur Gründung und Betreibung der Anbauverein beinhalteten Risiken und Einfallstore für die organisierte Kriminalität. „Diese könnte die Strukturen der Anbauvereine unterwandern und nutzen“, so Poitz.

dts Nachrichtenagentur

Foto: Karl Lauterbach (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Vorheriger Artikel

Wetterdienst warnt vor schweren Gewittern

Nächster Artikel

Klingbeil will neues Sondervermögen zur Stärkung der Wirtschaft

1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    30. Juni 2024 um 1.18 — Antworten

    Ich bin mir da inzwischen gar nicht mehr so sicher, daß Lauterbachs Vorschläge den illegalen Handel aushebeln. Warum gibt es, wie beim Alkohol, keine umfassende Freigabe? Warum muß ich mich über einen Verein kontrollierbar machen, mich registrieren lassen? Minderjährige dürfen auch keinen Alkohol konsumieren, was aber, außer in extremen Verstößen, kaum kontrolliert wird. Alkohol schädigt aber, mehr als beim Cannabis-Konsum, das Hirn – und nicht nur das.
    Hier wird ganz offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen und zugunsten der gefährlicheren Droge entschieden, was für mich nicht nachvollziehbar ist. Von Rimbaud über Baudelaire, von Huxley bis Walter Benjamin, Goethe und Schiller haben sich mit „Rauschmitteln“ stimuliert, die eben nicht Alkohol hießen, oft aber Cannabis. Hat die (spieß-) bürgerliche Welt wirklich Angst vor womöglich kreativen Mitbürgern?
    Immerhin, selbst Tiere, am Land und im Wasser, „berauschen“ sich – oder besser stimulieren sich. Die Grundelemente der Religionen, bis heute in archaisch lebenden Völkern nachvollziehbar, leben ganz wesentlich vom Gebrauch von Halluzinogen, sind also ein fester Bestandteil der kulturellen Entwicklungen. Wer das nicht begreift, hat von Kultur ganz grundsätzlich keine Ahnung.

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.