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Merz will Cannabis-Freigabe bei Wahlsieg rückgängig machen

`Smoke-in` vor dem Brandenburger Tor (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

Die CDU will das Cannabis-Gesetz der Ampel bei einer Regierungsübernahme als eine ihrer ersten Maßnahmen rückgängig machen. „Die Freigabe von Cannabis löst in diesen Tagen geradezu eine Explosion der Rauschgiftkriminalität und der organisierten Kriminalität mit Bandenkriegen aus, die wir uns brutaler kaum vorstellen können“, sagte der CDU-Chef und Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Friedrich Merz, der „Welt am Sonntag“. „Und das war absehbar, wenn der legale Anbau noch gar nicht stattfindet, aber der Besitz großer Mengen bereits vorher legalisiert wurde.“

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Die Niederlande, die den Konsum seit Jahren dulden, seien „fassungslos über das, was hierzu in Deutschland gerade abläuft“, sagte Merz weiter. „Und deshalb ist – wie in anderen Bereichen auch – nach dem Regierungswechsel schnelles Handeln erforderlich.“ Der CDU-Parteichef dringt darauf, die Rücknahme der Cannabis-Freigabe zu einem Teil des mit der CSU gemeinsam geplanten Sofortprogramms zur Rückkehr in die Regierungsverantwortung zu machen.

Mit dem Gesetz hatte die Ampel-Koalition ab April den Konsum durch Erwachsene sowie den Besitz und Anbau der Droge in begrenzten Mengen legalisiert. Kritik daran kommt nicht nur von der Union. Innenpolitiker und Sicherheitsexperten erwarten eine massive Zunahme der Drogenkriminalität.

„Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der lizenzierte Verkauf von Cannabis zur Eindämmung des Schwarzmarktes führen wird und dass langjährige, professionelle Akteure nach einer Teil-Legalisierung von Cannabis ihre Tätigkeiten einstellen werden“, sagte die Innenministerin Niedersachsens, Daniela Behrens (SPD) der „Welt am Sonntag“. „Der Drogenmarkt insgesamt wird auch weiterhin ein lukrativer Markt für Kriminelle sein, die bestrebt sind, ihre Einnahmequellen zu behaupten und zu verteidigen“, so Behrens. Die Aufgaben der Sicherheitskräfte würden durch die Teil-Legalisierung „definitiv nicht leichter und die Welt kein bisschen sicherer“.

Der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) in Nordrhein-Westfalen, Oliver Huth, kritisiert die Cannabis-Freigabe ebenfalls scharf. „Die Gesetzgebung war ein Riesenfehler und von Anfang an ein ideologisches Projekt.“ Da es noch keine legalen Wege gebe, die große Nachfrage nach der Droge zu stillen, seien kriminelle Netzwerke weiter aktiv.

Huth verweist auf einen „Bandenkrieg“ in seinem Bundesland mit Geiselnahmen und Sprengstoffanschlägen, bei dem es „mutmaßlich um 300 Kilogramm verschwundenes Cannabis“ gehe. Dieser Konflikt sei „eine direkte Folge dieser unausgegorenen Gesetzgebung“, behauptete Huth.

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik stellt bislang „keine wahrnehmbare Steigerung von Konflikten oder Revierkämpfen“ im Drogenmilieu der Hauptstadt fest. „Die Polizei Berlin stand und steht der Teil-Legalisierung von Cannabis sehr kritisch gegenüber.“ Um Kinder und Jugendliche zu schützen, beinhalte das ohnehin „sehr komplexe Gesetz“ komplizierte Vorschriften, insbesondere zu Konsumverbotszonen. „Realistisch ist eine Kontrolle dieser Regelungen durch die Ordnungsbehörden flächendeckend überhaupt nicht möglich“, kritisiert die Polizeipräsidentin.

dts Nachrichtenagentur

Foto: `Smoke-in` vor dem Brandenburger Tor (Archiv), via dts Nachrichtenagentur

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3 Kommentare

  1. W. Lorenzen-Pranger
    26. Juli 2024 um 19.02 — Antworten

    O.K. – dann auch die „Alkoholfreigabe“ zurücknehmen und die Droge der Primitiven auch komplett aus dem Verkehr ziehen. Einfach mal mit dem Kollegen Söder drüber reden. 😀
    Ich fürchte aber, daß der dann um seine Wahlergebnisse fürchtet, so ganz ohne Bier beim verblödeten Gröhlen im Festzelt…

  2. Antonio D.
    26. Juli 2024 um 21.41 — Antworten

    Warum drucken Zeitungen ohne zu hinterfragen jeden Mist ab den Politiker verzapfen?

    Schweden und Frankreich haben ebenfalls massive Probleme mit Drogen jeglicher Art und die haben die strengste Gesetzgebung in der EU?

    Sorry die medien in Deutschland kann man nicht mehr ernst nehmen wenn ungefiltert Falschmeldungen verbreitet werden….Drogenkrieg wegen Cannabisfreigabe…sorry da muss ich laut auflachen oder was ist das denn hier:

    „Schweden ist Bullerbü. Schweden, das sind auch Gangs, die Kinder als Dealer und Mörder rekrutieren“
    https://www.stern.de/gesellschaft/blutiger-bandenkrieg–schwedens-neue-seite-ist-haesslich-und-gewalttaetig-34557034.html

    und in Frankreich:
    „Der Drogenkrieg in Marseille hat in diesem Jahr bereits mehr als 40 Todesopfer gefordert – zuletzt auch eine Unbeteiligte. Innenminister Darmanin hat der Drogenmafia den Kampf angesagt. Doch seine Strategie erntet auch Kritik.

    Was soll das Oldenburger Online zeitung? Bitte mal den Kontext dazu richtig stellen!

    • W. Lorenzen-Pranger
      28. Juli 2024 um 12.02 — Antworten

      Das Problem ist nach meiner Meinung die Halbhetzigkeit im Umgang mit Cannabis z.B. Statt ernsthaft aufzuklären wird umständlich „herumgedoktert“. Cannabis mach nicht süchtiger als Spielautomaten, verschmähte Liebe oder sonst etwas – und Suchtverlagerungen hats immer schon gegeben, denn die Ursachen für Sucht sind in aller Regel nicht irgendwelche Ersatzstoffe, ob nun Kokain, Cannabis, Opium usw. Warum Ärzte, die doch eigentlich ernst genommen werden wollen, hier viel zu kurz greifen und sich auf den „Suchtstoff“, statt auf die Ursachen zu beziehen, es ist mit ein Rätsel.
      Lesen sie Baudelaire und Benjamin, Huxley oder Castaneda oder die überlieferten Gebräuche der Naturvölker direkt.
      Rausch ist etwas sehr legitimes, das zur Sensibilisierung enorm beitragen kann – aber Rausch kann natürlich auch zerstören, wenn man sich nicht damit beschäftigt.
      Verräterisch der Satz Goethes im Faust: „Du siehst mit diesem Trank im Leibe Helenen bald in jedem Weibe.“ Ob da wohl Laudanum gemeint war…?
      So, und jetzt ziehe ich mir eine Sprize voll Spielautomat auf und setze mir den Schuß, den in Ärzteschaft und Medizin so viele nie gehört haben. 🙂

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